"Auf Verschleiß gefahren": Fußballfans und Stellwerkstörung legen U-Bahn lahm

Bengalos und eine Stellwerkstörung führen zu Verzögerungen im U-Bahnverkehr in München. Die Aktion Münchner Fahrgäste kritisiert den Zustand der Infrastruktur.
Anna-Maria Salmen |
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Durch die Bengalos kam es zu heftiger Rauchentwicklung in der Station Marienplatz. (Symbolbild)
Durch die Bengalos kam es zu heftiger Rauchentwicklung in der Station Marienplatz. (Symbolbild) © David Young/dpa

München - Um 21 Uhr ist Champions-League-Zeit. Doch das Spiel des FC Bayern am Mittwochabend gegen Benfica Lissabon wurde eine Viertelstunde später angepfiffen, weil es bei der Anreise mit der U-Bahn zu Verzögerungen kam. Bereits gegen 17 Uhr hatten sich laut Polizei circa 400 Gästefans am Marienplatz versammelt und Pyrotechnik abgebrannt. Sowohl Polizei als auch MVG bestätigen, dass Fans schließlich gegen 18.30 Uhr auch in der Station Marienplatz und in einer U-Bahn am Odeonsplatz Bengalos zündeten.

Aufgrund der Rauchentwicklung mussten die beiden Stationen geräumt werden. Nach einer halben Stunde konnten sie laut MVG wieder freigegeben werden. Der Polizei zufolge handelte es sich bei den zündelnden Fans ausschließlich um Benfica-Anhänger. Sowohl am Marienplatz als auch am Odeonsplatz nahmen die Beamten jeweils eine Person fest, die Pyrotechnik abgebrannt hatte. Gegen beide wird nun aufgrund eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt.

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Benfica-Fans legen U-Bahn in München lahm

"Es kommt immer wieder zu derartigen Vorfällen bei Fußballspielen, zuletzt im Sommer während der EM", teilt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner mit. "Da die Münchner U-Bahn ein offenes System ohne Einlasskontrollen ist, können wir derartige Vorfälle nicht verhindern."

"Der Großteil der Fußball-Fans ist Gott sei Dank vernünftig", sagt Stefan Hofmeir von der Aktion Münchner Fahrgäste. Doch es gebe auch einen kleinen Teil, der keine Hemmungen bezüglich Gewalt habe und auf Krawall aus sei. "Das Aggressionspotential von Fußball-Fans ist bekannt. Deshalb wurde ja auch der U-Bahnhof Fröttmaning etwas weiter weg von der Allianz-Arena gebaut." So könnten die Fans ihre aufgestaute Energie vor der Fahrt mit der U-Bahn abbauen, sagt Hofmeir. Zusätzlich helfen kann gegen Ausschreitungen aus seiner Sicht nur zusätzliches Sicherheitspersonal an den großen Haltestellen.

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Beispiellose Vorfälle: Auch Stellwerkstörung legt den Verkehr in München lahm 

Parallel zu den zündelnden Fans habe eine Stellwerkstörung im Bereich Kieferngarten den Abschnitt zwischen Studentenstadt und Garching-Forschungszentrum bis 20.30 Uhr lahmgelegt. Für Hofmeir von der Aktion Münchner Fahrgäste sind die Vorfälle vom Mittwochabend beispiellos:

"Ein Fall in diesem Ausmaß ist uns bisher nicht bekannt. Wenn dann noch eine Stellwerksstörung dazu kommt, hat man verloren." Er sieht in den Schwierigkeiten ein strukturelles Problem: "In vielen Bereichen wurde die Infrastruktur von U-Bahn und Trambahn in den letzten Jahrzehnten auf Verschleiß gefahren, ohne dass frühzeitig saniert wurde." Die Systeme seien dadurch nun anfälliger für Störungen, so Hofmeir. „Freistaat und Stadt müssen hier gemeinsam die Infrastruktur wieder auf Vordermann bringen.“

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6 Kommentare
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  • am 07.11.2024 20:32 Uhr / Bewertung:

    Solche „Fans“ müssen eigentlich sofort mal eine Woche hinter Gitter. Stattdessen verschiebt man für solche noch die Anstoßzeit.

  • Gisi2020 am 07.11.2024 19:49 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht hätte das Spiel pünktlich anfangen sollen, es wäre vielleicht wirkungsvoller gewesen.

  • HanneloreH am 07.11.2024 18:19 Uhr / Bewertung:

    Abgesehen von den brennenden Pyro‘s, der Verschleiß der Fahrzeuge und des Netzes ist ja auf König und Ude zurückzuführen. Die 2 haben die MVG incl der Umgang mit dem Fahrpersonal mit Volldampf an die Wand gefahren.
    Wortmann kann es seit Jahren ausbaden, beim Personal kommt auch noch der extrem psychisch belastende Job dazu, bei schlechter Bezahlung.

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