"Auf Verschleiß gefahren": Fußballfans und Stellwerkstörung legen U-Bahn lahm
München - Um 21 Uhr ist Champions-League-Zeit. Doch das Spiel des FC Bayern am Mittwochabend gegen Benfica Lissabon wurde eine Viertelstunde später angepfiffen, weil es bei der Anreise mit der U-Bahn zu Verzögerungen kam. Bereits gegen 17 Uhr hatten sich laut Polizei circa 400 Gästefans am Marienplatz versammelt und Pyrotechnik abgebrannt. Sowohl Polizei als auch MVG bestätigen, dass Fans schließlich gegen 18.30 Uhr auch in der Station Marienplatz und in einer U-Bahn am Odeonsplatz Bengalos zündeten.
Aufgrund der Rauchentwicklung mussten die beiden Stationen geräumt werden. Nach einer halben Stunde konnten sie laut MVG wieder freigegeben werden. Der Polizei zufolge handelte es sich bei den zündelnden Fans ausschließlich um Benfica-Anhänger. Sowohl am Marienplatz als auch am Odeonsplatz nahmen die Beamten jeweils eine Person fest, die Pyrotechnik abgebrannt hatte. Gegen beide wird nun aufgrund eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt.
Benfica-Fans legen U-Bahn in München lahm
"Es kommt immer wieder zu derartigen Vorfällen bei Fußballspielen, zuletzt im Sommer während der EM", teilt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner mit. "Da die Münchner U-Bahn ein offenes System ohne Einlasskontrollen ist, können wir derartige Vorfälle nicht verhindern."
"Der Großteil der Fußball-Fans ist Gott sei Dank vernünftig", sagt Stefan Hofmeir von der Aktion Münchner Fahrgäste. Doch es gebe auch einen kleinen Teil, der keine Hemmungen bezüglich Gewalt habe und auf Krawall aus sei. "Das Aggressionspotential von Fußball-Fans ist bekannt. Deshalb wurde ja auch der U-Bahnhof Fröttmaning etwas weiter weg von der Allianz-Arena gebaut." So könnten die Fans ihre aufgestaute Energie vor der Fahrt mit der U-Bahn abbauen, sagt Hofmeir. Zusätzlich helfen kann gegen Ausschreitungen aus seiner Sicht nur zusätzliches Sicherheitspersonal an den großen Haltestellen.
Beispiellose Vorfälle: Auch Stellwerkstörung legt den Verkehr in München lahm
Parallel zu den zündelnden Fans habe eine Stellwerkstörung im Bereich Kieferngarten den Abschnitt zwischen Studentenstadt und Garching-Forschungszentrum bis 20.30 Uhr lahmgelegt. Für Hofmeir von der Aktion Münchner Fahrgäste sind die Vorfälle vom Mittwochabend beispiellos:
"Ein Fall in diesem Ausmaß ist uns bisher nicht bekannt. Wenn dann noch eine Stellwerksstörung dazu kommt, hat man verloren." Er sieht in den Schwierigkeiten ein strukturelles Problem: "In vielen Bereichen wurde die Infrastruktur von U-Bahn und Trambahn in den letzten Jahrzehnten auf Verschleiß gefahren, ohne dass frühzeitig saniert wurde." Die Systeme seien dadurch nun anfälliger für Störungen, so Hofmeir. „Freistaat und Stadt müssen hier gemeinsam die Infrastruktur wieder auf Vordermann bringen.“
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