Ein Sieg mit traurigem Schatten: Todesfall überschattet 1:0 gegen Lissabon

Der FC Bayern gewinnt knapp gegen Benfica Lissabon. Doch im Mittelpunkt steht etwas anderes: Die Südkurve stellte nach einem Vorfall auf der Tribüne den Support ein.
Patrick Strasser |
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Sammelten die Fahnen kurz vor der Halbzeit ein: Die Fans des FC Bayern in der Südkurve.
Sammelten die Fahnen kurz vor der Halbzeit ein: Die Fans des FC Bayern in der Südkurve. © IMAGO

München – Es war ein durch und durch gebrauchter Abend, dieser nasskalte November-Mittwoch in Fröttmaning. Erst spielte die U-Bahn nicht mit, dann geschah das Unfassbare, das den Sport, dieses Fußballspiel des FC Bayern gegen Benfica Lissabon teils zur Nebensächlichkeit werden ließ.

In der ersten Halbzeit musste ein Fan auf der Gegengerade der Allianz Arena vom Rettungsdienst laut unbestätigten Informationen reanimiert werden. Ordner hielten eine Plane hoch, damit die Person vor Blicken anderer Zuschauer geschützt wurde. Nach rund einer halben Stunde Spielzeit erfolgte der Abtransport. Wie der FC Bayern um 00:42 Uhr in einer offiziellen Stellungnahme erklärte, verstarb der Anhänger auf dem Weg ins Krankenhaus. "Der FC Bayern ist in Trauer an der Seite der Angehörigen", heißt es. 

Anpfiff muss gegen Stellwerkstörung verschoben werden

Fußball wurde währenddessen und danach weiter gespielt - allerdings ohne jegliche Unterstützung der Südkurve, die ihren Support kollektiv einstellte und sämtliche Fahnen einrollte. Auch geplante Transparente wurden nicht gezeigt. In dieser merkwürdigen Atmosphäre, einer Mischung aus Angst, Unkenntnis und Verwunderung, gewannen die Bayern ihr Champions-League-Spiel gegen den portugiesischen Rekordmeister durch das goldene Tor von Jamal Musiala mit 1:0.

Nach dem Fehlstart in der Königsklasse durch die Pleiten bei Aston Villa (0:1) und beim FC Barcelona (1:4) klettert man damit immerhin auf Rang 17, rangiert solide im Playoff-Bereich (zwischen Rang 9 und 24).

Lediglich aus der Abteilung ärgerlich: Wegen einer Stellwerkstörung bei der U-Bahn waren tausende Fans noch unterwegs als die Zeit mit Blick auf den Anpfiff um 21 Uhr kürzer und kürzer wurde. Daher wurde der Anstoß um eine Viertelstunde verschoben – zum Unwillen der Anhänger, die sich bereits ins Stadion durchgeschlagen hatten.

Man kann es nicht allen recht machen! Der tatsächlich durchgeführte Anstoß um 21.16 Uhr war dann wohl der – laut einer nicht repräsentativen Blitzrecherche – späteste in der Geschichte der bisherigen Bayern-Heimspiele.

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Nach Notarzt-Einsatz: Südkurve schweig aus Respekt 

Als die Late-Night-Show von Fröttmaning, höchst stimmungsvoll von den Fans im ausverkauften Haus begleitet, endlich losgegangen war, gab es nach sechs Minuten auf dem Mittelrang der Gegengerade den Notfall samt Notarzteinsatz – daher schwieg die Südkurve aus Respekt. Keine Gesänge, keine Anfeuerungsrufe. Das so stumme Stadion, nur die wenigen Gäste-Anhänger waren zu hören, schien die Hausherren auf dem Rasen zu verunsichern.

Ohne die Wucht der Fans konnten die Bayern ihr gewohnt druckvolles Spiel nicht so recht aufziehen, taten sich schwer gegen die Defensive von Benfica, in der mit der Nummer 85 ein alter Bekannter durchs Mittelfeld pflügte: Renato Sanches, das einstige Wunderkind. 2016 von Benfica mit größten Vorschusslorbeeren, höchsten Erwartungen und einer Sockelablöse von 35 Millionen Euro zu den Bayern gekommen, floppte in München. Mit 27 Jahren nimmt Sanches einen neuen Anlauf bei seinem Jugendklub, nach 86 durchschnittlichen Minuten hatte er Feierabend.

Traf erneut mit dem Kopf: Jamal Musiala.
Traf erneut mit dem Kopf: Jamal Musiala. © IMAGO

Musiala erzielt das erlösende Tor für den FC Bayern

Die Wechselwirkung der fehlenden Emotionen auf den Rängen und – auch dadurch bedingt – auf dem Platz schien die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany zu lähmen. Keine nennenswerte Chance vor der Halbzeitpause. Bei den Gästen kamen zur zweiten Halbzeit der frühere Heidenheimer Jan-Niklas Beste, der mit dem Rauschebart, und wenig später der argentinische Weltmeister Ángel Di María. Die Offensive der Bayern sollte nun endlich Leroy Sané beleben, der Michael Olise ersetzte (56.) - funktionierte.

Nun wirkten die Münchner mutiger, zielstrebiger, gefährlicher. Erst prüfte Joker Sané mit einem satten Linksschuss aus über 20 Metern Benfica-Torwart Trubin (64.), dann machte es Musiala wie schon beim 5:0 in Bochum mit Köpfchen. Nach Chip-Flanke von Sané auf Harry Kane spielten die beiden Doppelkopf – drin, das erlösende 1:0 (67.), endlich ein schöner, positiver Moment. Am Samstag geht’s in der Bundesliga zu Aufsteiger St. Pauli, in der Champions League am 26. November gegen Paris St. Germain, aktuell lediglich Tabellen-25.

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12 Kommentare
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  • Bongo am 08.11.2024 08:26 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Wiggerl:
    „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“, sang einst Udo Jürgens. Das gilt aber leider nicht für alle.

  • GrauWolf am 07.11.2024 09:57 Uhr / Bewertung:

    Ziemlicher Unsinn, den support für den FCB deswegen einzustellen.
    Der verstorbene Fan hätte das sicher nicht gewollt.

  • Witwe Bolte am 07.11.2024 10:39 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von GrauWolf

    Genau so isses. Würde ich in einem Stadion oder Konzertsaal einen Herzinfarkt bekommen, sollte alles normal weitergehn.
    Der ältere Herr ist ja nicht im Stadion verstorben, sondern später aufm Weg ins Herzzentrum.

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