Atomkraft von Isar 2? "Streckbetrieb" soll Münchner Versorgung sichern

Isar 2 soll nun doch noch ein halbes Jahr länger weiterlaufen als zunächst geplant.
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Bekommt das Atomkraftwerk Isar 2 einen Streckbrief für eine verlängerte Laufzeit?
Bekommt das Atomkraftwerk Isar 2 einen Streckbrief für eine verlängerte Laufzeit? © Armin Weigel/dpa

München - Plötzlich also doch: Das Atomkraftwerk Isar 2, an dem die Stadtwerke beteiligt sind, soll weiter laufen. Er wolle mit dieser Forderung an die Bundesregierung herantreten, gab der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Donnerstag bekannt.

OB Reiter lehnt Einsatz von neuen Brennelementen für Isar 2 ab

Eigentlich sollte das Kraftwerk Ende des Jahres abgeschaltet werden. Die CSU im Stadtrat hatte seit Monaten darauf gedrängt, dass sich die Münchner Stadtspitze für eine Laufzeitverlängerung einsetzt.

Doch das hatten der OB, die Grünen und die SPD immer wieder abgelehnt. Nun haben sie ihre Meinung geändert - zumindest ein wenig.

Denn Reiter will sich nur dafür einsetzen, die gesetzlichen Voraussetzungen für einen sogenannten "Streckbetrieb" zu schaffen. Das bedeutet laut dem OB, dass die bestehenden Brennelemente noch bis längstens Mitte nächsten Jahres weiterlaufen.

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"Damit würde zumindest ein Beitrag geleistet, um auch im Fall einer weiteren Verschärfung der Situation die Versorgungslage der Münchner zu entspannen", sagt Reiter. Er lehnt es allerdings ab, neue Brennelemente einzusetzen oder die Laufzeit generell zu verlängern.

Isar 2 im Streckbetrieb? Habenschaden ist unter gewissen Voraussetzungen dafür

Die Grünen-Bürgermeisterin Katrin Habenschaden hat eine ähnliche Haltung. Gerade lässt die Bundesregierung in einem Stresstest neu berechnen, wie sicher die Stromversorgung in Deutschland im Winter ist. Sollte herauskommen, dass für München ein Engpass drohe, dürfe ein Streckbetrieb von Isar 2 "kein Tabu sein", sagt Habenschaden.

Habenschaden sieht ansonsten die Münchner Wirtschaft gefährdet. "In dieser außergewöhnlichen Situation muss Politik kompromissbereit und pragmatisch sein", erklärt sie.

Bereits in der vergangenen Vollversammlung des Stadtrates hatte ein Experte der Stadtwerke erklärt, dass es technisch möglich sei, das Kraftwerk etwa bis Februar so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Danach könnten aus den vorhandenen Brennstäben neue geformt werden. Damit könne das AKW etwa ein halbes Jahr weiterlaufen.

Beschaffung neuer Brennelemente ist schwierig

Neue Brennelemente zu bestellen, lehnen der Oberbürgermeister und die Grünen ab - unter anderem, weil das neuen Atommüll produzieren würde und nicht geklärt ist, wo dieser endgelagert werden soll.

Allerdings ist es gar nicht so einfach, neue Brennelemente zu bekommen. Denn wie der Vertreter der Stadtwerke schilderte, müssen Brennelemente speziell für jedes Kraftwerk angefertigt werden. Es sei nicht möglich, diese aus einem Lager zu bestellen. Die Herstellung neuer Brennelemente dauere mindestens ein Jahr.

Das heißt: Eigentlich müsste sich der Kraftwerksbetreiber schon bald um neue Brennstäbe kümmern, wenn es nach dem Streckbetrieb doch weitergehen soll.

Ginge es nach dem CSU-Stadtrat Hans Theiss, sollte sich der Oberbürgermeister nun dafür einsetzen, dass der Betrieb des Kraftwerks auch ab Herbst 2023 gewährleistet ist. Der nächste Winter könnte schließlich, glaubt Theiss, ebenso gefährlich werden wie dieser.

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9 Kommentare
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  • Tonio am 22.07.2022 18:43 Uhr / Bewertung:

    Wird Nord Stream 2 geöffnet, könnte man Strom mit den Gaskraftwerken erzeugen. Stattdessen lässt man alte, besonders schmutzige Kohlekraftwerke und sogar Atomkraftwerke kurz vor der Abschaltung weiter laufen. Aus grüner Sicht widersinnig und verrückt.

  • Rosinerl am 24.07.2022 13:14 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Tonio

    An den Kohlekraftwerken ist gar nichts "schmutzig". Die haben Feinstaubfilter, die den Rußanteil aus der Abluft rausfiltern.

  • Tonio am 22.07.2022 18:25 Uhr / Bewertung:

    Gut so! Soll uns etwa auf Grund einer verfehlten Energie- und einer irrsinnigen Sanktionspolitik der Strom ausgehen? Verlängerung der Laufzeiten von Atom- und Kohlekraftwerken, Import von Fracking-Gas aus USA. Schon leicht irre, diese Regierungspolitik.

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