Aline K.: Für den Staatsanwalt war es Mord

Erwürgt und in einem Kellerschacht abgelegt: Der Tod von Aline K. hat nicht nur Münchner erschüttert. War es Mord – oder doch nur Totschlag? Das sagen Staatsanwalt und Verteidiger.
München "Das Projekt ist gescheitert. Ich habe etwas Besseres gefunden." So zitiert Staatsanwalt Laurent Lafleur Aline K., die am 8. Oktober des vergangenen Jahres von ihrem Lebensgefährten Michael P. (30) erwürgt wurde.
Das ist unstrittig. Der Angeklagte ist geständig, hat auch zugegeben, dass er die Leiche nach der Tat in einem Kellerschacht in Lochhausen versteckte.
Doch während Lafleur mit Heimtücke und niedrigen Beweggründen zwei Mordmerkmale bei der Tat verwirklicht sieht, zweifelt Verteidiger Uwe Paschertz diese Auslegung an. Mit dem "gescheiterten Projekt" habe Aline K., die Michael P. mit einem Kollegen betrogen hatte, seinen Mandanten kränken wollen und ihn in eine verzweifelte Situation gebracht, führt Paschertz in seinem Plädoyer aus.
Mordprozess: Alines Eltern im Zeugenstand
Und von Heimtücke könne keine Rede sein, da es vor der tödlichen Würgeattacke bereits einen Kampf zwischen den beiden gegeben hatte.
Auch in der Einschätzung des Charakters des Angeklagten gehen die Plädoyers von Verteidigung und Staatsanwaltschaft – wenig überraschend – weit auseinander. Während Paschertz seinen Mandanten als netten, tierlieben Menschen beschreibt, betont Lafleur, dass Michael P. versucht habe, seine Lebensgefährtin ständig zu kontrollieren.
Allerdings sei er vor der Tat nie gewalttätig geworden. Auch das habe Aline K. bei dem tödlichen Streit am 8. Oktober 2015 in Sicherheit gewogen. Trotz einer psychischen Erkrankung sei der Angeklagte voll schuldfähig gewesen.
Verteidiger fordert sieben Jahre Haft
Lafleur fordert deshalb eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes. Dazu sollte die besondere Schwere der Schuld vom Schwurgericht festgestellt werden. Das würde seine Entlassung noch weiter erschweren. Paschertz geht dagegen von Totschlag aus, und plädiert dafür, seinen Mandanten lediglich sieben Jahre einzusperren.
Michael P. selbst nutzt am Montag das letzte Wort in dem Prozess, um sich noch einmal mit zitternder Stimme bei den Angehörigen zu entschuldigen. Vater und Mutter von Aline verfolgen das Geschehen als Nebenkläger.
"Ein schrecklicher Kurzschluss" - Freund gesteht Tat
Von einer Entschuldigung wolle ihre Mandantin aber nichts wissen, erklärt Anwältin Gabriele Schöch. Diese sei nach der Tat "fassungslos" gewesen und brauche immer noch psychologische Hilfe.
Das Urteil wird am Freitag gesprochen.