"Aktuelle Situation ruft viel Ärger hervor": Was nun mit dem Müll in München geschehen soll

Ein Verein aus München kämpft mit einem Bürgerbegehren dafür, dass Verpackungsmüll vor der Haustür abgeholt wird.
Anna-Maria Salmen |
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In anderen Städten ein gewohntes Bild: Gelbe Säcke, Gelbe Tonnen.
In anderen Städten ein gewohntes Bild: Gelbe Säcke, Gelbe Tonnen. © IMAGO/CHROMORANGE

München - Gerade einmal 6,5 Kilo Verpackungsmüll pro Person und Jahr werden momentan in München eingesammelt. "Erbärmlich", nennt Ulrich Grasberger diese Quote. Zum Vergleich: In Augsburg sind es fast 35 Kilo.

Anders als München mit seinen Wertstoffinseln hat Augsburg bereits seit Jahren ein Holsystem, bei dem Verpackungsmüll in der Wertstofftonne direkt bei den Bürgern abgeholt wird. Grasberger setzt sich schon lange dafür ein, dass dieses System auch in München eingeführt wird. Mit seinem Verein Müllwende hat er dafür kürzlich ein Bürgerbegehren gestartet.

Oft landet Plastikmüll momentan im Restmüll. Laut BUND Naturschutz sind zwei Drittel der Abfallmenge in Münchens Restmülltonnen Verpackungen – "Wertstoffe, die wiederverwertet werden könnten, wenn sie getrennt entsorgt würden". Nun würden sie jedoch zusammen mit den restlichen Abfällen verbrannt, wodurch nicht nur Gift- und Luftschadstoffe entstünden, sondern auch CO2.

Gelbe Tonne: Aktuell laufen in München Tests

Grasberger ist überzeugt, dass ein Holsystem dazu beiträgt, dass mehr Verpackungsmüll gesammelt und damit recycelt werden kann – ein entscheidender Vorteil für die Umwelt. Der Gelbe Sack oder eine gelbe Tonne böten mehr Bequemlichkeit: Man muss nicht mehr zu den Wertstoffinseln laufen, der Müll wird an der Haustür abgeholt.

 

München testet aktuell in fünf Stadtvierteln das Holsystem mit drei Varianten – gelber Sack, gelbe Tonne und Wertstofftonne. Der Pilotversuch läuft noch bis Ende 2026, danach soll entschieden werden, welches System ab 2027 in München eingeführt wird. Für Grasberger und seine Mitstreiter ist das Zeitverschwendung: Es gebe schon genügend Beispiele in Deutschland, die beweisen, dass das System funktioniere.

 

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Grasberger sagt, er spüre bereits jetzt – kurz nach dem Start des Begehrens – das Wohlwollen der Bürger. Der Initiator hofft, mit der Zeit auch mehr prominente Unterstützer für sein Anliegen zu gewinnen. Einige hat er schon: Der BUND Naturschutz, die FDP und die ÖDP befürworten das Bürgerbegehren.

Gelbe Tonne in München: Fünf Mal so viel möglich?

"Mit der Gelben Tonne im Holsystem, ließe sich die Recyclingquote um das Vier- bis Fünffache steigern, wie Zahlen aus anderen Städten zeigen", so Thorsten Kellermann, stellvertretender Vorsitzender des BUND Naturschutz München. "Zudem ließe sich der Eintrag von Kunststoffmüll in die Umwelt durch die Einführung der Gelben Tonne deutlich reduzieren." Denn die Wertstoffinseln seien aktuell oft "wilde Mülldeponien", von denen aus der Abfall in die Umwelt geweht werde.

"Recycelt werden kann nur, was gesammelt wird", sagt auch Felix Meyer von der FDP. Und die Sammelmengen seien in München eben zu gering. Das System mit den Wertstoffinseln hält Meyer für gescheitert. Trotz Pilotversuch ist ein Bürgerbegehren seiner Ansicht nach wichtig: "Es würde zum Ausdruck bringen, dass die Bürger sich Veränderung wünschen."

Das sieht auch Tobias Ruff so. Der ÖDP-Politiker weist auf ein weiteres Problem des Versuchs hin: Die bestehenden Verträge mit den Entsorgern laufen seinen Worten zufolge bald aus. Wenn sie nun als Bringsystem verlängert würden, so Ruff, verliere man wieder Zeit. "Das dauert uns zu lange."

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Das Bürgerbegehren zu unterstützen, sei für ihn selbstverständlich gewesen, sagt Ruff. Die ÖDP begleite das Thema Müll im Stadtrat schon lange und prangere immer wieder die teils "unsägliche" Situation an den Wertstoffinseln an. Zudem habe die ÖDP bereits Expertise bei Bürgerbegehren, Initiativen kommen laut Ruff immer wieder auf sie zu, um nach Rat zu fragen.

Denn ein Bürgerbegehren verursacht eine Menge Arbeit, wie Ruff sagt. Damit es erfolgreich ist und ein Bürgerentscheid kommt, braucht es die Unterschriften von mindestens drei Prozent der wahlberechtigten Münchner Bürger. Ruff sieht durchaus Potenzial: "Das Thema Müll betrifft alle, auch die Menschen, die sonst politisch nicht aktiv sind. Ich glaube, dass die aktuelle Situation bei vielen Ärger hervorruft."

Auch Grasberger ist zuversichtlich: "Natürlich wird das klappen." So oder so, mit dem Zustandekommen des Begehrens habe er bereits gewonnen, sagt der Initiator. "Das Thema kommt endlich in die Öffentlichkeit und die Leute werden über die Fakten informiert."


Infos zum Bürgerbegehren, die Unterschriftenliste und Annahmestellen für ausgefüllte Listen unter: www.muellwende.org.

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3 Kommentare
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  • Realist am 02.04.2024 22:19 Uhr / Bewertung:

    Die Müllverbrennungsanlagen freuen sich doch über das Plastik und Co. .....

  • LieschenMüller am 02.04.2024 16:14 Uhr / Bewertung:

    Wenn man bei den Wertstoffinseln richtige Tonnen mit normalen Öffnungen zum Entsorgen hinstellen würde, nicht nur die umgewandelten Glaskontainer mit einer Öffnung, dass gerade eine Flasche durch passt, könnte man seinen Plastikmüll viel einfacher entsorgen.

  • Der Münchner am 02.04.2024 13:31 Uhr / Bewertung:

    Ohne Papier und Kartonagen brennt kein Müll!
    Alslo erst trennen und dann wieder beigeben?
    Spinnen die Römer?

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