ADFC-Studie: 63 Prozent der Autofahrer in München überholen Radfahrer zu knapp

Mehr als die Hälfte der Autofahrer in München missachtet den Mindestabstand, wenn sie Radfahrer überholen, kritisiert der ADFC. Und fordert: Die Infrastruktur muss verbessert werden.
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Eigentlich müssten 1,5 Meter Abstand beim Überholen eingehalten werden. Das ist in München aber die Ausnahme.
Eigentlich müssten 1,5 Meter Abstand beim Überholen eingehalten werden. Das ist in München aber die Ausnahme. © ADFC

München - Menschen, die in der Stadt viel Rad fahren, wird es kaum überraschen. Nun gibt es auch ein Zahlenwerk dazu. Auf Münchens Straßen werden Radfahrer meistens mit einem zu geringen Seitenabstand überholt.

ADFC-Studie: Abstandsmessung durch Knopfdruck

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) erhebt seit gut zwei Jahren Daten zu den Überholabständen. Möglich macht das ein sogenannter Open-Bike-Sensor, der die GPS-Daten des Radlers und den Seitenabstand links und rechts aufzeichnen kann.

Durch einen Knopfdruck kann der Fahrradfahrer dann markieren, wenn er überholt wurde. 18 dieser Geräte hatte der ADFC von Februar 2021 bis Mai 2023 im Einsatz. Am Donnerstag nun sind die Ergebnisse vorgestellt worden.

63 Prozent aller Überholvorgänge in München waren zu knapp

Für den Fahrradclub klingen sie ernüchternd. 63 Prozent der Autofahrer haben die Testradler zu knapp überholt. Will heißen: mit einem geringeren Abstand als die vorgeschriebenen 1,50 Meter. Zehn Prozent überholten sogar mit einem Abstand, der geringer als 75 Zentimeter war. Die Radfahrer, so der ADFC in einer Mitteilung, hätten die Autos neben ihnen mit einem ausgestreckten Arm berühren können.

Für den Test sind die ADFC-Radfahrer insgesamt 8.900 Kilometer in und um München gefahren. 5.500 Überholvorgänge wurden dabei aufgezeichnet. Die Tester fuhren dabei nicht nur auf Radwegen, die direkt auf der Autostraße liegen, sondern auch durch Parks. So sollte sichergestellt werden, dass die Radsituation möglichst alltagsnah ist.

An manchen Orten in München wird es besonders knapp

Was der ADFC ebenfalls festgestellt hat: Zu dichtes Überholen kommt in der ganzen Stadt vor. An manchen Stellen ist es aber besonders heikel. So wurde in der Georgenstraße, auf dem Abschnitt zwischen Nordend- und Arcisstraße, ein durchschnittlicher Überholabstand von 86 Zentimetern gemessen.

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Auf der Schleißheimer Straße, zwischen Georgen- und Görrestraße wurden die Tester 14 Mal überholt. Jedes Mal maßen sie einen geringeren Überholabstand als 1,39 Meter. Auch auf Münchens Prachtmeile kamen Autos und Radfahrer zu nah zusammen: Zwölf Überholvorgänge zählte hier der ADFC, neun davon waren zu nah.

ADFC plädiert für bessere Infrastruktur, damit die Verkehrswende in München klappen kann

"Viele Autofahrer kennen die gesetzlichen Regelungen zum Überholabstand nicht", sagt Johan Buchholz, der das Projekt für den ADFC geleitet hat. Zudem könnten viele am Steuer den richtigen Abstand schwer abschätzen.

Buchholz plädiert deswegen dafür, die Infrastruktur so zu gestalten, dass sie intuitiv dazu führt, dass beim Überholen Mindestabstände eingehalten werden. "Erst wenn die Menschen sich sicher fühlen, steigen sie aufs Rad um. Dann kann die Verkehrswende klappen", sagt er.

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40 Kommentare
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  • glooskugl am 26.05.2023 16:57 Uhr / Bewertung:

    ...und die Radfahrer (viele) überholen dort recht knapp wo sie eigentlich schieben müssten. Auf dem Auge ist der ADFC fehlsichtig... Den Beitragszahlern muss man schon beistehen...

  • tutwaszursache am 26.05.2023 20:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von glooskugl

    Zitat aus der Veröffentlichung "Verkehrsrecht für Radfahrende" des ADFC:

    "Gehwege sind für Radfahrende tabu, die älter als zehn Jahre sind. Wer auf dem Gehweg fährt, gefährdet den Fußverkehr, aber auch sich selbst. Denn an Ausfahrten und Einmündungen kommt es zu gefährlichen Begegnungen mit Autos. Bei Unfällen geben die Gerichte fast immer Radfahrenden auf dem Gehweg die Alleinschuld.

    Fahren auf dem Gehweg ist grob verkehrswidrig und rücksichtslos. Trotzdem sind Radfahrer*innen hier immer wieder zu sehen. Oft sind Menschen, die sich mit dem Rad auf der Fahrbahn unsicher fühlen und auf den Bürgersteig ausweichen, weil kein Radweg vorhanden ist. Auf dem Gehweg sind sie aber viel stärker gefährdet."

    Fahren auf dem Gehweg ist grob verkehrswidrig und rücksichtslos - klingt für mich nicht danach, als ob der ADFC das Problem ignorieren würde. Auf die unterschiedliche Größenordnung der Gefährdung sollte man trotzdem auch hinweisen.

  • tutnixzursache am 26.05.2023 14:49 Uhr / Bewertung:

    Bei einem Abstand von 1,38 statt 1,50 besteht üblicherweise keine Gefahr. Zumal man kein Radar hat, welches den Abstand Zentimeter genau anzeigt. Alles über einem Meter sollte ok sein. Zumal viele Radler es selbst nicht so genau mit genügend Abstand halten, wenn sie sich durch Autos durchschlängeln oder rechts an Autos vorbeimogeln, die an Kreuzungen bzw Ampeln langsam fahren / anfahren. Da ist dann oft genug nicht mal 5cm Platz zwischen Lenker und Auto. Aber der böse ist halt immer nur einer aus Sicht der Radlfunktionäre und vielen Radlern.
    Erst heute ein passendes Erlebnis gehabt. Steh hinter zwei Autos an einer roten Ampel, auf dem Gehweg steht eine Radlerin. Ampel wird grün, Autos fahren an, da stößt sich die Radlerin vor mir auf dem Gehweg ab auf die Straße und fällt dabei fast noch um. Vor der nächsten Ampel gehts dann wieder auf den Gehweg um die diese Ampel zu umgehen.

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