Abschied aus der Münchner Rathaus-Politik: Kämmerer Ernst Wolowicz geht in Rente
Ernst Wolowicz war 14 Jahre lang nicht nur städtischer Finanzchef, sondern auch eine prägende Rathaus-Figur. Nun geht er in Rente – und hat endlich Zeit für sein Lieblings-Hobby.
München - In wenigen Tagen nimmt Ernst Wolowicz seinen Hut und geht in Ruhestand. Damit endet im Rathaus so etwas wie eine Ära.
Denn mit Wolowicz verliert die Stadt nicht nur ihren langjährigen Kämmerer – sondern irgendwie schon auch eine Kultfigur. Fast schon legendär sind die Zitate, die Wolowicz stets in seine Haushaltsreden einzuflechten pflegte – wahlweise welche von den Rolling Stones oder von einem römischen Philosophen. Die Präsentation des an sich trockenen Zahlenwerks bekam so immer einen gewissen Unterhaltungswert.
14 Jahre war er städtischer Finanzchef
Was seine Bilanz angeht: Die kann sich durchaus sehen lassen. In seinen über 14 Jahren als städtischer Finanzchef hat Wolowicz immer wieder neue Rekordzahlen vermelden können. Erst vor ein paar Tagen machte die Nachricht die Runde, dass München heuer wohl so viel Gewerbesteuer einnehmen wird wie noch nie zuvor.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) lobte Wolowicz am Mittwoch bei dessen allerletzten Auftritt im Stadtrat deshalb auch überschwänglich als einen, "der sich über alle Parteigrenzen hinweg fachlichen Respekt erarbeitet hat".
Am Donnerstag zog Wolowicz nun auch eine persönliche Bilanz – und verriet, was er im Ruhestand so alles vorhat. Ganz oben auf der To-do-Liste steht Reisen. Wobei es gar nicht immer weit weg gehen muss. Der Münchner Westen zum Beispiel: "Terra incognita", sagt Wolowicz. Da sei er nie wirklich unterwegs gewesen, maximal mit der S-Bahn durchgefahren. Nun will er bei Spaziergängen mit seiner Frau Kleo die unbekannten Stadtviertel erkunden.
Wolowicz wird sich mit Rolling-Stones-Platten trösten
Ansonsten: Spanien und Portugal – wegen der maurischen Geschichte. Oder der Kaukasus. Armenien soll schließlich auch schön sein. Und wenn's mit Reisen mal nichts ist: Briefmarken sortieren. Zehntausende davon hat Wolowicz recht ungeordnet in seiner Wohnung in Berg am Laim in den Alben liegen.
Doch der geneigte Sammler weiß: Eine andere Ordnung als die nach Michel-Nummern ist keine Ordnung. Was Wolowicz natürlich schon Sorgen bereitet: der Niedergang seiner SPD. 9,7 Prozent bei der Landtagswahl. Für einen, der es in seinem Job in aller Regel gewohnt war, mindestens siebenstellige Summen zu jonglieren, sieht diese Zahl natürlich besonders mickrig aus.
Wolowicz wird sich mit Rolling-Stones-Platten trösten – oder mit Franz-Kafka-Büchern. Am Kochen hat er allerdings keinen Spaß. "Die Ökonomie der Zeit ist da eine äußerst negative", sagt er. Heißt: Es dauert lange. Ein typischer Wolowicz-Satz. Wie gesagt: eine Kultfigur.
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