A Ruah is! Weniger Lärm auf der Theresienwiese

Ab Frühjahr herrscht Dauer-Rummel auf dem Gelände. Das soll sich ändern. Erster Schritt: Der Bezirksausschuss will das „Happy Family Fest“ verbannen
von  Timo Lokoschat
Was sie wohl vom Dauertreiben zu ihren Füßen hält? Da die Bavaria kein Mitspracherecht hat, übernehmen das jetzt andere. Deshalb soll das „Happy Family“-Fest einer Supermarktkette jetzt weg von der Wiesn.
Was sie wohl vom Dauertreiben zu ihren Füßen hält? Da die Bavaria kein Mitspracherecht hat, übernehmen das jetzt andere. Deshalb soll das „Happy Family“-Fest einer Supermarktkette jetzt weg von der Wiesn. © imago

Sieben Tage. Zwei im Mai, zwei im Juni, drei im Juli. Das sind die Verschnaufpausen für die Anwohner der Theresienwiese. Denn wenn ab April die Freiluftsaison beginnt, ist das Gelände nahezu jeden Tag in Benutzung. Durch Frühlingsfest, Zirkus, Flohmarkt, Happy Family, Wiesn, Tollwood... Aufbau und Abbau inklusive. Vielen stinkt das, im wahrsten Sinne und seit vielen Jahren.

Jetzt handelt der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe. In der Vollversammlung am vergangenen Dienstagabend haben die Grünen gefordert, dass das Fest „Happy Family“ – veranstaltet von einer Supermarktkette und 2012 von 200000 Menschen besucht – nicht mehr auf die Theresienwiese darf. Zu kommerziell. Diskussion? Nicht erforderlich. Als die Grüne Sarah Seeßlen den Vorschlag formuliert, verliert kein BA-Mitglied ein Wort. Stattdessen: allgemeines Kopfnicken. Antrag angenommen, einstimmig. Das Problem ist allen Anwesenden seit langem bekannt.

„Irgendwann ist die Schmerzgrenze der Anwohner erreicht“, sagt die Vize-BA-Chefin Sibylle Stöhr. Es geht um Lärm, Gestank und Müll. Letzterer wird bei der Supermarkt-Sause als großes Problem gesehen. Da sich die Veranstaltung für 2013 nicht mehr verhindern lässt, soll Rewe heuer zumindest ein schlüssiges Müllbeseitungskonzept vorlegen. Das fehlt. „Und zwar ganz augenscheinlich!“, sagt BA-Chef Ludwig Wörner. Ob der Konzern sein Fest 2014 veranstalten darf, entscheidet die Stadt.

Mit seiner Initiative für eine andere Theresienwiese steht der BA Schwanthalerhöhe nicht allein. Auch die Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt und Sendling wollen die „Bürgerwiese“ wiederherstellen, ein Gleichgewicht zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung schaffen. Als Problem wird auch gesehen, dass während der Abbau- und Aufbauphasen – die manchmal länger dauern als die eigentliche Veranstaltung – der Bürger von Teilen des Geländes ausgesperrt wird.

Die Forderungen der Bezirksausschüsse und des Münchner Forums lauten unter anderem:

  • Die Theresienwiese wird – südlich der Matthias-Pschorr-Straße – ganzjährig auch für Freizeitnutzung freigehalten.
  • Die Auf- und Abbauzeiten sollen verkürzt werden. Sicherheitsbedenken wollen die Bürger nicht gelten lassen, da es auch ohne Sperrungen keinen dokumentierten Unfall gegeben habe.
  • Die Straße Theresienhöhe soll zur Langsamfahrstrecke werden.
  • Fußgänger und Radler sollen das Gelände über Passagen (West/Ost, Nord/Süd) ständig überqueren können.
  • Die Bodenversiegelungen sollen weg! Stattdessen wünschen sich die BA-Mitglieder einen Magerrasen – wie auf der Panzerwiese am Hasenbergl.

 

 

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