100 Jahre Caritas der Erzdiözese München-Freising: Aus der Not geboren
München - Ein Video über Hoffnung, ein Filmporträt einer Hundertjährigen, ein Quiz, sowie: eine aufwendig recherchierte interaktive Zeitleiste.
Caritas in der Nachkriegszeit: Wenn aus Stahlhelmen Suppentöpfe werden
Das alles hat der Caritas-Verband der Erzdiözese München-Freising zum hundertjährigen Bestehen unter www.100-jahre-nah-am-naechsten.de online gestellt.
Die Online-Ausstellung gibt Einblicke in die bewegte Geschichte. Ein "Caritasverband für das katholische Deutschland" wurde 1897 in Freiburg gegründet. Die Bayern wollten etwas Eigenes. 1922 schlossen sie sich zum "Katholischen Caritasverband der Erzdiözese München und Freising" zusammen. Es gab viel zu tun.
Pater Rupert Mayer kommt ins Konzentrationslager
"Aus Stahlhelmen wurden Küchensiebe, aus Granathülsen Töpfe", erinnert Caritas-Direktor Hermann Sollfrank an die improvisierten Suppenküchen der Caritas nach dem Ersten Weltkrieg. Selbst die Mittelschicht sei auf Essensspenden angewiesen gewesen.
Wenig später der Zweite Weltkrieg: Sollfrank erinnert an Pater Rupert Mayer, der in ein Konzentrationslager kam, weil er "einfach nur Geld und Kleidung für die Ärmsten der Armen sammeln wollte".
Nach dem Krieg standen Kinder und Mütter im Mittelpunkt, in den 60ern Menschen mit Behinderung und Gastarbeiter, in den 70ern Senioren.
"Die 80er und 90er Jahre brachten mit Aids, Mauerfall und Balkankrieg neue Aufgaben", sagt Sollfrank. Und heute? Immer schon habe es einen Mangel an Einkommen und Vermögen gegeben, sagt Sollfrank. Heute gebe es einen neuen Dauermangel. "Den Mangel an bezahlbarem Wohnraum."
Das ist die Caritas heute
9.777 Mitarbeiter: Die Caritas ist laut eigenen Angaben der größte soziale Arbeitgeber in München und Oberbayern. 83 Prozent der Belegschaft besteht aus Frauen.
Gabriele Stark-Angermeier ist seit 2018 Mitglied der dreiköpfigen - lange Jahre nur männlichen - Vorstandschaft. Sie hoffe, dass sozialen Berufen mehr Anerkennung entgegengebracht werde.
Missbrauchsskandale: Caritas indirekt von Kirchenaustritten betroffen
Das müsse sich auch in der Bezahlung widerspiegeln. Der Wohlfahrtsverein ist ein beliebter Arbeitgeber bei Bewerbern mit Fluchtgeschichte. Zu oft würde ihr Elan von der deutschen Bürokratie, etwa bei der Anerkennung der Abschlüsse, ausgebremst, sagt Vorstand Sollfrank.
Er kritisiert die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche. Indirekt ist auch sein Verband von Kirchenaustritten betroffen: 2020 bekam er 154 Millionen Euro öffentliche Zuschüsse, 32 Millionen Euro kirchliche Zuschüsse und zehn Millionen Euro Spenden.
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