GDL-Streik: Bahn will Streikfolgen mildern

München/Nürnberg - Bahnfahrgäste in Bayern müssen sich wegen des Lokführerstreiks zumindest an diesem Samstag noch einmal auf massive Behinderungen im Bahnverkehr einstellen. Die Deutsche Bahn bemühte sich aber, die Streikfolgen mit einem aufgestockten Notfahrplan abzumildern. So verkehrten bereits am Freitag auf einigen Strecken der Münchner S-Bahn wieder zwei Züge pro Stunde. Am Samstag dürften nur geringfügig weniger S-Bahnen in der Landeshauptstadt rollen, sagte ein Sprecher.
Dagegen zeichnete sich für diesen Sonntag wieder ein weitgehend regulärer Bahnverkehr ab: Die Lokführer würden als "Versöhnungsgeste" ihre Arbeit schon ab Samstagabend, 18.00 Uhr, wieder aufnehmen, erklärte GDL-Gewerkschaftschef Claus Weselsky am Freitag in Frankfurt. Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte den Streik als rechtmäßig anerkannt.
Die Deutsche Bahn in München hatte zuvor mitgeteilt, dass sich inzwischen weitere Lokführer zum Dienst gemeldet hätten. Darunter seien auch Mitglieder der GDL und nichtorganisierte Bahn-Mitarbeiter.
Auf Kritik war der Lokführerstreik am Freitag bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG gestoßen. Der Nürnberger EVG-Chef Frank Hauenstein bezeichnete den von der kleineren Konkurrenz-Gewerkschaft GDL ausgerufenen Streik als überzogen. "Die Lage ist nicht mehr schön. Das kommt schon einem erpresserischen Gebaren nahe", sagte Hauenstein. EVG-Mitglieder versorgten wartende Fahrgäste in Nürnberg mit "Nervennahrung": Tütchen mit Nüssen, Trockenfrüchten und Schokolade.
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Hauenstein zufolge wächst inzwischen selbst unter Lokführern der Unmut über den Streik. Die unbeteiligten Bahnbeschäftigten verlören täglich rund 50 Euro Fahrzulage. Viele Lokführer säßen in Bereitschaftszimmern und warteten auf ihren Einsatz. In Bayern könnte die Bahn wegen der großen Zahl der nicht streikenden Lokführer theoretisch 60 Prozent des Bahnverkehrs aufrechterhalten werden, sagte der Gewerkschafter.
Die Lokführer-Gewerkschaft bestreikt den Personenverkehr der Deutschen Bahn seit Donnerstag früh, im Güterverkehr stehen Züge schon seit Mittwoch still. Der Streik sollte ursprünglich bis Montag früh dauern. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten nicht nur mehr Geld und eine kürzere Arbeitszeit - sie reklamiert auch die Vertretung für Zugpersonal, für das bislang die EVG zuständig ist.