Testfahrt mit dem Alfa Romeo Tonale: Kompakt-SUV im Designer-Kleid
Alfa Romeo ist auf dem Weg zur grünen Null. Ziel ist ein zu 100 Prozent emissionsfreies und elektrifiziertes Angebot bis zum Jahr 2027. Ein ehrgeiziger Plan, der mit dem ersten (teil-)elektrifizierten Modell in Gestalt des Teilzeit-Stromers Tonale startet.
Stilistisch sehr gelungen
Gestalt ist ein gutes Stichwort, denn das ikonische Design der italienischen Marke ist Legende. Und auch der jüngste Spross, der sich nach seinem Start mit einem Benziner und einem Diesel gleich an die markeninterne Spitze vor Stelvio und Giulia setzte, kommt spontan als typisch Alfa und als stilistisch sehr gelungen rüber. Ob Kühlergrill oder 3+3-Scheinwerfer und -Heckleuchten, ob gelungener Schwung der Motorhaube oder Heckpartie mit Zitaten früherer Sportwagen-Legenden – das Urteil ist klar: Passt!
Cockpit: Kompromiss zwischen einfacher Bedienbarkeit und zeitgemäßer Technik
Auch innen finden Alfisti die von ihnen geschätzte Wohlfühl-Atmosphäre vor. Dafür wurden griffsymphatische, hochwertig wirkende Materialien sorgfältig verarbeitet, das Cockpit mit seiner Mischung aus digitalen Anzeigen und analogen Schaltern und Tasten findet den passenden Kompromiss zwischen einfacher Bedienbarkeit und zeitgemäßer Technik. Schön, dass man das Zentralinstrument hinter dem Lenkrad vielfältig auf den eigenen Geschmack abstimmen kann – von retro bis ganz reduziert.

Platzangebot: nicht gerade riesig
Das Platzangebot im Tonale ist für ein Auto der Tiguan-Klasse nicht überragend, aber absolut ausreichend. Das Kokon-Gefühl auf eher knapp geschnittenen Sportsitzen ist genau das, was Alfisti erwarten. Der Kofferraum des Plug-in-Tonale ist wegen des großen Akkus mit 385 bis 1.430 Litern nicht gerade riesig ausgefallen, die reinen Verbrennermodelle bringen es laut Alfa auf 500 bis 1.550 Liter.

Turbobenziner vorne, E-Motor hinten
Aber jetzt zum Sinn und Zweck eines Autos, zum Fahren. Das ermöglicht in diesem Fall ein Kombi-Antrieb aus einem 180 PS starken 1,3-Liter-Turbobenziner vorne und einem 90 kW leistenden E-Motor hinten. Zusammen sorgen sie für Allradantrieb und liefern eine Systemleistung von 280 PS. Damit geht es im Idealfall in 6,2 Sekunden auf 100 km/h, bei 206 km/h ist Schluss, bei rein elektrischem Antrieb bei 135 km/h. Nur mit Strom bewegt, soll der 1,9-Tonner dank des netto 12,0 kWh fassenden Akkus rund 60 Kilometer weit kommen, in der Stadt sogar bis zu 80 Kilometer.
Viele Fahrsituationen können nur mit E-Motor absolviert werden
Das sind Werte, die bei der AZ-Testfahrt durch den Taunus bestätigt wurden. Zurückhaltend bewegt, zählt die Elektro-Reichweitenanzeige nur sehr langsam runter, die meisten Fahrsituationen, bis auf schnelles Einfädeln oder zackiges Überholen, lassen sich nur mit Strom absolvieren. Im ersten Plug-in von Alfa bekommt die bekannte DNA-Fahrmodusauswahl eine neue Bedeutung. D bedeutet nach wie vor dynamisch, hier also volle Power aus beiden Motoren. N wie natürlich wählt automatisch die jeweils beste Antriebsart aus.

Zweieinhalb Stunden um den Akku voll zu laden
A wie Advanced Efficiency setzt so weit wie möglich auf Stromantrieb, ermöglicht das Segeln mit komplett entkoppeltem Antrieb und aktiviert nach leichtem Druck aufs Bremspedal die elektronische Bergabfahr-Hilfe. Zudem kann der Akku auf Knopfdruck etwa für die spätere Fahrt in Umweltzonen aufgeladen werden. Apropos aufladen: Bei immerhin 7,4 kW maximaler Ladeleistung ist der Akku im besten Fall in zweieinhalb Stunden wieder voll, ein recht guter Wert.
Wie fühlt sich dieses System in der Praxis an? Recht souverän und flink, wenn man es mit der Leistungsanforderung nicht übertreibt. Denn wird der 1,3-Liter-Verbrenner kräftig gefordert, wirkt er akustisch trotz guter Geräuschdämmung nicht besonders soverän – wie auch, bei dem kleinen Hubraum? Schließlich stellt der Benziner seine Höchstleistung erst bei 5.750 U/min bereit. Und das hört man natürlich. Wer mit weniger Kraftanforderung klarkommt, wird mit einer angenehmen Geräuschkulisse belohnt. Das aufwendige Fahrwerk macht seine Arbeit gut, es wirkt gut austariert und lässt wenig Kurvenneigung zu. Die Lenkung erschien in den Fahrmodi A und N etwas zu soft, im Dynamik-Modus ist die Rückmeldung deutlicher.
Autonomes Fahren der Stufe 2
Der Tonale hat als neues Modell alles mitbekommen, was Alfa Romeo, beziehungsweise der Stellantis-Konzern, an elektronischen Helfern und Komfortzutaten zu bieten hat – und das ist eine ganze Menge. Seine kombinierten Fahrerassistenzsysteme ermöglichen Autonomes Fahren der Stufe 2. Das Infotainmentsystem kann über das anpassbare Android-Betriebssystem und die 4G-Onlineverbindung ständig „Over the Air“ aktualisiert werden, Amazons Alexa berichtet auf Wunsch beispielsweise über den Ladezustand der Batterie.
Finanziell gesehen startet Tonale-Fahren mit dem Benziner 1.5 T 48V-Hybrid Super TCT und dem Diesel 1.6 VGT-D Super TCT mit jeweils 130 PS bei je 36.300 Euro. Der 160-PS-Benziner ist ab 42.800 Euro zu haben. Und das getestete Plug-in-Spitzenmodell ab 51.000 Euro.
- Themen:
- SUVs