Symphonien von Robert Schumann: Die fantastischen Vier

Robert Schumanns Symphonien kommen mit dem BR-Symphonieorchester unter dem Dirigenten Gustavo Dudamel im Gasteig zu Aufführung.
Robert Braunmüller
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Gustavo Dudamel wurde berühmt als Dirigent des venezolanischen Jugendorchesters "Simon Bolivar" und gilt als Symbolfigur der Klassikbegeisterung in seiner Heimat. Seit 2009 ist er Chef des Los Angeles Philharmonic Orchestra.
Gustavo Dudamel wurde berühmt als Dirigent des venezolanischen Jugendorchesters "Simon Bolivar" und gilt als Symbolfigur der Klassikbegeisterung in seiner Heimat. Seit 2009 ist er Chef des Los Angeles Philharmonic Orchestra. © Astrid Ackermann

Die vier Symphonien von Robert Schumann sind ein Wunder. Es ist eine unglaublich energiegeladene, enthusiastische, begeisterte, fast schattenlose Musik.

Der strahlend optimistische Schluss, mit dem fast alle Komponisten nach Beethoven und der großen C-Dur-Symphonie von Schubert zu kämpfen haben, fiel dem Romantiker viermal ganz leicht. Und falls er damit gerungen haben sollte, ist es der Musik nicht anzuhören.

Das Feuer entzünden

Aber es ist sehr schwer, dieses Feuer zu entzünden. Gustavo Dudamel gelang es am Freitag und Samstag viermal in einer auf vier einstündige Konzerte im Gasteig verteilten Gesamt-Aufführung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Dazu trug die umständehalber von zwölf auf acht erste Geigen zurückgenommene Streicherbesetzung bei, die für eine optimale Transparenz dieser Musik und zu einem Gleichgewicht mit den Bläsern führte. Das ist in etwa die Besetzung historisch informierter Aufführungen wie unter John Eliot Gardiner, den Dudamel allerdings an Frische übertrifft (um von der Dirigiertechnik zu schweigen).

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Schumanns Symphonien gelten landläufig als schlecht instrumentiert, was Gustav Mahler und geringere Geister dazu gebracht hat, an den Partituren herumzudoktern. Wenn - wie im Gasteig - die Musik nicht von der Spätromantik her gedacht und eine an die Entstehungszeit angelehnte Orchestergröße gewählt wird, klingt sie nicht massig und hart, sondern federnd und bunt. Die oft kritisierten Verdopplungen bekommen dann erst ihren Sinn: Wenn weniger Streicher spielen, ist zu hören, wie eine einzelne Flöte oder ein Fagott eine Melodie der Streicher aufhellt oder verdunkelt. Und ein Ruf von vier Hörnern wird wirklich zur klanglichen Sensation.

Elektrisierte Musiker, spritzig-agiles Scherzo

Dudamels Enthusiasmus elektrisierte die Musiker. Die verkleinerte Besetzung wendete den beim BR-Symphonieorchester manchmal überschießenden Hochdruck in den Scherzo-Sätzen ins Spritzig-Agile und in den Finali ins Emphatische. Dass im Unterschied zu historisch informierten Aufführungen an Vibrato nicht gespart wurde, störte keine Sekunde.

Dass sich die Energie am ersten Tag bei den Symphonien Nr. 1 und 4 noch eine Spur stärker übertrug, sei ebenso wenig verschwiegen wie ein ziemlicher Schmiss in einem der Schlusssätze. Aber ein Schumann auf Risiko ist hundertmal besser als die übliche bräsige Version aus dunklem Orchestersirup.

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Vor den Symphonien sang der Chor des Bayerischen Rundfunks jeweils drei Stücke aus Venezuela. Es war zwar bewegend, den zwischen den Stühlen des Orchesters stehenden Sängerinnen und Sängern zuzuhören. Auch die Brillanz des Chor-Mitglieds Andrew Lepri Meyer im Solo des letzten Chors begeisterte. Ein wenig steif und unlocker wirkte die Musik trotzdem. Danach wirkte der doch sehr deutsche Schumann wie der Karneval von Rio auf dem Höhepunkt.

Das Konzert mit der Symphonie Nr. 3 kann in der Mediathek des BR nachgehört werden

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