Konzert von Howard Carpendale: Ärzte machen ihn für Auftritt in München fit – Schlagerstar sagt zwei Tour-Termine ab

Howard Carpendale zeigt mit 78 Jahren bei seinem Heimspiel in der Olympiahalle, wie die Grenzen zwischen altem Hasen und jungem Hüpfer verschwimmen. 
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Howard Carpendale auf der Bühne.
Howard Carpendale auf der Bühne. © Jens Niering

München – Auch wenn die berühmte Alice schon seit vielen Jahren unbekannt verzogen ist: Ihr Nachbar ist immer noch da. Die Wohnung ist jetzt allerdings altersgerecht eingerichtet, 14 Haushaltshilfen und ein Ärzte-Team sind jetzt Tür an Tür mit Howard Carpendale. Mit 78-Jahren zeigte der Schlager-Star bei seinem Heimspiel in der Olympiahalle, wie die Grenzen zwischen altem Hasen und jungem Hüpfer verschwimmen. 

Es klang am Abend allerdings so, als hätte die Show der „Let's Do It Again“ Tour fast nicht stattgefunden. Vor der Zugabe dankte er in einem eindrücklichen Moment seinen vier Ärzten hinter der Bühne, die ihn in den vergangenen Tagen fit bekommen hatten. Einen Tag nach dem Konzert folgte dann die Ernüchterung: Die zwei nächsten Tour Termine fallen aus, teilt der Sänger auf Instagram mit. Die Ärzte haben ihn nur für den Auftritt in München fit bekommen.

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Doch zurück zum Abend: Hier war Carpendale noch fit für über zwei Stunden Show als bunte Mischung aus Hits, die drei Generationen aus dem Radio oder dem Festzelt kennen. Dazu die sonore Stimme, ein sympathischer Akzent und viele persönliche Anekdoten aus 58-Jahren Showgeschäft. Wow Howie, so altert man mit Würde auf der Bühne.

Howard Carpendale macht Stimmung in der Olympiahalle.
Howard Carpendale macht Stimmung in der Olympiahalle. © Jens Niering

"Wer will diesen alten Sack noch sehen?“

Im Olympiapark vor der Halle hörte man vor dem Konzert schon Fans, die die Songs vom gebürtigen Südafrikaner aus den Handy-Lautsprechern mitgrölten. Sichtlich angefasst von der Stimmung, schlich ihr Idol von der Seite auf die Bühne. „Ich habe mich gefragt: Wer will diesen alten Sack noch sehen?“, rief er in die ausverkaufte Arena. Vor den ersten Tönen des Tour-Titeltracks musste er zweimal tief schlucken und sich am weißen Barhocker festhalten, der ihn sprichwörtlich durch den Abend trug. „Ich bin vor Konzerten eigentlich nie nervös, doch heute war ich es“, sagt er.

Die Extraportion Aufregung saß vor ihm im Publikum. Sohn Wayne mit Ehefrau Annemarie (als gefragtes Motiv für das Selfie unter den Fans) und Enkelsohn Mads (der sich in der Pause die Drumsticks vom Schlagzeuger sicherte) beobachteten das bunte Treiben.

Howard Carpendale dankte auf der Bühne auch seinen Ärzten.
Howard Carpendale dankte auf der Bühne auch seinen Ärzten. © Jens Niering (Jens Niering)

Es war voll auf der Bühne, die minimalistisch nur mit riesiger LED-Leinwand und einer Art leuchtendem und beweglichem Heiligenschein ausgestattet war. Der Schlager-Star selbst hatte dafür groß aufgefahren und eine 14-köpfige Band dabei. Moderne Künstler brauchen inzwischen nur noch den Abspiel-Knopf am DJ-Pult zu drücken. 

Die Halle hilft aus

Ob die Band und Sänger ablenken sollten, weil Carpendale gelegentlich mal Hilfe bei den ausdrucksstarken Refrains benötigte? Vollkommen egal! Spätestens bei den Megahits „Tür an Tür mit Alice“ (mit coolem Sample von Queen und dem berühmten Zwischenruf) oder „Hello Again“ (als fulminanter Öffner nach halbstündiger Pause) übernahm die Halle. Bei „Laura Jane“ zeigte er, was noch in den Stimmbändern steckt.

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Dass Carpendale auch modern sein kann, bewies er beim Klassiker „Das schöne Mädchen von Seite 1“. Neu abgemischt mit Rap-Einlage vom Backgroundsänger. Und auch die Songs vom neuen Album wie „Ist ein Leben genug“ oder „Ungesagtes“ fanden Platz auf der Setlist. Howie spielte die rund 25 Lieder aus seinem Fundus von über 700 Titeln ganz ohne Teleprompter. Die Texte sitzen nach all den Jahren noch sicher - na ja, fast. Nur bei „Mit viel, viel Herz“ gab es einen kleinen Texthänger. Schnell vergessen. 

Ausgelassene Partystimmung

Am Ende waren es nämlich die Radio-Hits, die im Gehörgang blieben. „Nachts, wenn alles schläft“ oder „Ti amo“, sorgten für ausgelassene Partystimmung. Und nun? Aufhören? Das sollen doch bitte andere machen. „Als ich von der Bühne gegangen bin, habe ich mich gefragt, ob es noch mal ein Konzert in München gibt. Ich habe mir fest vorgenommen zu singen, bis ich 95 bin.“ Also hoffentlich „Hello again“ bald mal wieder bei Howie's Heimspiel. 

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6 Kommentare
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  • Pooh1 am 19.05.2024 23:42 Uhr / Bewertung:

    Es ist schon sehr unverschämt jemanden als Fossil zu bezeichnen der so abliefert wie Howard Carpendale,
    Ich war gestern selbst auf dem Konzert, ja und es war einfach super,
    da kann ich nur sagen Respekt.
    Man sollte natürlich auch wissen das so ein Ärzteteam aus einem Mix besteht, also auch Physiotherapeuten,
    wo es dann nur um die körperliche Fitness geht.
    Aber man konnte leider merken das sich da wirklich ein Infekt anbahnt, dann soll es doch wohl erlaubt sein ein oder zwei Konzerte absagen zu dürfen, wo heute zu Tage fast jeder schon mit einem Schnupfen zu Hause bleibt, und ich glaube die sind weitaus jünger.

  • am 19.05.2024 12:20 Uhr / Bewertung:

    Schön zu lesen, dass der Auftritt mit massiver medizinisch-pharmazeutischer Unterstützung gelang. Wie „würdevoll“ das ist, bleibt mir ungewiss.
    Ist der Mangel zeitgenössischer „Künstler“, die noch zu echten Darbietungen in der Lage sind, denn so groß, dass Fossile bis zum letzten Moment auftreten müssen?

  • Himbeer-Toni am 19.05.2024 15:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von

    Mit 78 Jahren ist man bei Ihnen schon "Fossil". Danke schön. Warten Sie nur mal ab bis Sie so alt werden und Ihren Gesundheitszustand möchte ich dann auch gerne wissen.

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