Harold Faltermeyer: Zwischen Baldham und Hollywood

Wer Harold Faltermeyer (63) erlebt, hat mehr diesen kernigen Naturburschen vor Augen, der nicht altern mag, weil er immer noch so spitzbübisch lacht. Der denkt mehr an Baldham als an Hollywood. Obwohl da gleich wieder diese Ohrwürmer aufploppen.
Die Titelmelodie zu "Beverly Hills Cop" und zu "Top Gun“, die zwar ein paar Ecken her sind, aber doch so zeitlos klingen. Und genau diese Musik passt natürlich viel besser zur Traumfabrik, die viel mehr Haifischbecken ist, als zum zünftig-gemütlichen Anwesen "Faltydorf“, wo er selber Bier braut, seine eigenen Weißwürste produziert und die Welt ein bisschen echter, natürlicher und heiler ist.
Vielleicht erklären aber diese zwei extrem verschiedenen Seelen, die in seiner Komponistenbrust passend zum Synthesizer-Sound schlagen, auch den Erfolg. Kaum jemand hat den Sprung nach Hollywood geschafft wie er, der Grammy-Gewinner – und kaum jemand hat noch diese Bodenhaftung, wenn der Alltag da drüben nur aus Abheben bestehen kann.
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Zwischen Heimat und Rock’n’Roll
Jetzt hat der Harold, "mit o, nicht mit a" – ein Satz, den er auf beiden Seiten des Atlantiks ständig dazu sagen muss – sein Leben zwischen Heimat und Rock’n’Roll aufgeschrieben. „Grüß Gott, Hollywood“ (Lübbe, 272 Seiten, 24 Euro) ist ein unterhaltsamer und auch selbstkritischer Blick auf die zwei Welten, zwischen denen er leidenschaftlich pendelt.
Erstmals erzählt Harold Faltermeyer auch von seiner größten Krise. Nach all den Erfolgen und Höhepunkten erlebt er den Tiefpunkt am 6. Februar 2006. An diesem Tag hat er, wie er schreibt, in seinem Apartment in L.A. "eine Panikattacke": "Man brachte mich ins Cedar Sinai Hospital. Erst hatte ich hilflos auf dem Boden meines Apartments gelegen, danach lag ich nicht weniger hilflos in der Notaufnahme. In diesen Augenblicken wurde mir das Ausmaß meiner Schwäche, meiner Verletzlichkeit, klar."
Zehn Tage liegt er auf der Intensivstation.
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Auf Irrwegen zum Happy End
Faltermeyer erinnert sich: "Ich hatte Panikattacken, Herzrasen und dachte, ich müsste sterben. Mein Leben zog an mir vorbei und mir war klar, dass ich etwas ändern musste. Ich hatte so viel erreicht und mir privat so viel kaputt gemacht, weil ich wie eine Dampfwalze über die Gefühle anderer hinweggerollt bin. Das bekam ich jetzt vom Schicksal zurück."
Das Schicksal meint es heute wieder gut mit ihm, auch privat gab es nach ein paar Irrwegen ein hollywoodreifes Happy End. Mit seiner Ex-Frau Karin, von der er drei erwachsene Kinder hat, versteht er sich prima. Seine Lebensgefährtin Birgitt Wolff hat sein Werk ins Deutsche übersetzt – und ist auch sonst an seiner Seite.
Egal, ob er in L.A. ist oder in Baldham Holz bearbeitet und für die große Patchworkfamilie kocht.
Momente des Glücks: Harold Faltermeyer daheim in der Küche in Baldham mit Lebensgefährtin Birgitt Wolff. (Quelle: Schneider-Press / Erwin Schneider)