Valley of Love: Schuld und Sühne in flirrender Hitze

Huppert und Depardieu: "Valley of Love" ist ein dicht psychologisches, leicht mystisches Drama.
Adrian Prechtel |
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Gereizt, angespannt und mit der Vergangenheit konfrontiert: Isabelle Huppert und Gérard Depardieu in „Valley of Love“.
Concorde Gereizt, angespannt und mit der Vergangenheit konfrontiert: Isabelle Huppert und Gérard Depardieu in „Valley of Love“.

Wer Isabelle Huppert und Gérard Depardieu schon einmal begegnet ist, weiß: Sie ist wirklich ein arrogant-charmantes Biest, dabei zierlich fragil. Und er ein wilder, aber auch sensibler Brocken, der seinen Barockkörper wie einen Panzer um sich hat. Diese französischen Schauspielheroen vereint Regisseur Guillaume Nicloux auf wunderbare Weise, aber ungeschönt in „Valley of Love“ – es ist das Tal des Todes, Death Valley in Nevada, Sommer, über 40 Grad im Schatten, den es hier nicht gibt.

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In „Valley of Love“ sind Huppert und Depardieu ein längst hart geschiedenes Schauspieler-Paar, das durch den Wunsch ihres Sohnes, der Selbstmord begangen hat, sich noch einmal ein halbes Jahr nach seinem Tod für eine Woche hier treffen soll: der Sohn hat es im Abschiedsbrief so gewollt. Es wird ein Trip zwischen ferner Vertrautheit und alter Reizbarkeit, eine Reise der Vorwürfe, des Scheiterns, alles ungeschminkt. Und beide entblößen sich psychologisch und körperlich.

Wobei man nicht zufällig den Eindruck hat, dass hier die beiden gegensätzlichen Großen sehr viel von sich selbst erzählen, hier die Kunst in die Wirklichkeit von Huppert und Depardieu übergeht.

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Es ist ein wunderbar austariertes Stück, das viele Facetten gegeneinander durchspielt. Er: rational, sanfter, ausgeglichener – und mit einem ehemals besseren Verhältnis zum jetzt toten Sohn. Sie: esoterisch, kühler, radikaler, mager, vegetarisch – und mit einem schlechteren Gewissen gegenüber dem Tod des Sohnes.

So wird es auch er sein, der dem Toten noch einmal begegnet – was befremdend ist, aber fast auch wieder natürlich scheint in dieser erschöpfend flirrenden Wahnsinnshitze, die alles ins Unwirkliche tauchen kann.


Kino: Eldorado, Solln sowie Theatiner (OV) R&B: Guillaume Nicloux (F, 91 Min.)

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