Kritik

"Geschichten vom Franz": Junge, Junge, diese Influenzer

Die Verfilmung von Christine Nöstlingers "Geschichten vom Franz" spielt gewitzt mit Geschlechterbildern und löst sie charmant auf.
Florian Koch |
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Das kann vorkommen: Gerät der Franz (Jossi Jantschitsch) im Unterricht in Stress, versagt seine Stimme.
Das kann vorkommen: Gerät der Franz (Jossi Jantschitsch) im Unterricht in Stress, versagt seine Stimme. © NGF Wild Bunch

Ein "echter Mann" nimmt sich, was er will, gibt niemals auf, beeindruckt auf ganzer Linie! Wer bei diesen Motivationssprüchen bereits die Augen verdreht, ist vermutlich kein unsicherer neunjähriger Wiener Junge, der von der Bäckerin für ein Mädchen gehalten wird.

Die Kinderbuchreihe wurde um Social Media ergänzt

Und deswegen ist es auch verständlich, dass Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch) vom aufgepumpten Männer-Influencer Hank Haberer (Philipp Dornauer) mächtig beeindruckt ist. Den gab es in der Vorlage der "Geschichten vom Franz" noch nicht, was auch kein Wunder ist. Denn Christine Nöstlingers 19-bändige Kinderbuchreihe um die Sorgen und Nöte von Franz Fröstl erschien 1984 bis 2011, also noch vor der Social-Media-Invasion.

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Der neue Film versucht nun die heutige Welt von Grundschulkindern abzubilden, ohne die Vorlage zu verwässern. Und das gelingt Regisseur Johannes Schmid ("Blöde Mütze") auch in der Beibehaltung von Nöstlingers Mission, nicht über, sondern aus der Sicht von Kindern zu erzählen.

Franz ist nun kein Außenseiter mehr

Was zur Folge hat, dass das große Drama im Leben vom arg kurz geratenen Franz nun mal ein nasses Schulheft ist und kein Kriminalfall. Dieser Franz wird dann auch nicht als gemobbter Außenseiter inszeniert. Vielmehr ist er ein lieber Kerl, mit prima Freunden wie der aufgeweckten Gabi (Nora Reidinger) und fürsorglichen Eltern (Ursula Strauss, Simon Schwarz).

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Nur versagt dem Wuschelkopf immer dann die Stimme, wenn es aufregend wird, wie bei der Entschuldigung für sein nasses Heft vor dem strengen Lehrer Zickzack (Rainer Egger). Hilfe beim Ausblenden seiner Pieps-Laute und überhaupt seiner Ängste erhofft sich Franz dann vom besagten Influencer.

Eine Debatte um Männlichkeit auf Kinderebene

Wie der mit Songs von Wanda aufgepeppte, auch ins Episodische ausfransende Film dann beweist, lässt sich die in Werken wie "Der gekränkte Mann" geführte Debatte um wahre Männlichkeit auch auf Kinderebene führen. Die Suche nach einer Antwort führt Franz als Mutprobe mal in dunkle Keller oder ins Fitnessstudio - und am Ende zur schönen, befreienden Erkenntnis, dass er genauso richtig ist, wie er eben ist.


Kino: CinemaxX, Mathäser, Museum Lichtspiele, Arena, R: Johannes Schmid (A, D, 78 Min.)

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