Interview

"Funeral for a Dog": Schwierige Liebe zu dritt

David Dietl über Liebesabenteuer, Reiseerlebnisse und die Essenz seiner ersten großen Serie "Funeral for a Dog".
Florian Koch |
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Noch sind sie alle ganz unschuldig: Mark (Friedrich Mücke, Mitte) und Felix (Daniel Sträßer) haben Tuuli (Alina Tomnikov) in Kolumbien gerade vom Flughafen abgeholt.
Noch sind sie alle ganz unschuldig: Mark (Friedrich Mücke, Mitte) und Felix (Daniel Sträßer) haben Tuuli (Alina Tomnikov) in Kolumbien gerade vom Flughafen abgeholt. © Foto: Sky/Flare Entertainment GmbH/Frank Griebe

Bei Eigenproduktionen konzentrierte sich Sky bisher vor allem auf aufwendige Krimiserien ("Der Pass", "Babylon Berlin"). Mit "Funeral for a Dog", nach dem Roman von Thomas Pletzinger und inszeniert von David Dietl und Barbara Albert, soll sich das nun ändern.

Der in Italien, Südamerika, Finnland, New York und Deutschland angesiedelte Achtteiler erzählt verschachtelt über 15 Jahre hinweg vom Liebesdreieck zwischen dem Schriftsteller Mark (Friedrich Mücke), der Ärztin Tuuli (Alina Tomnikov) und dem Lebemann Felix (Daniel Sträßer). Licht ins Beziehungs-Dunkel will ein Journalist (Albrecht Schuch) bringen, der für ein Interview den zurückgezogen am Luganer See lebenden Mark besucht.

Regisseur David Dietl.
Regisseur David Dietl. © Foto: Christoph Soeder/dpa

"Funeral for a Dog": Corona-Probleme beim Dreh

AZ: Herr Dietl, drei Kontinente, fünf Sprachen, die Drehzeit während der Pandemie. Wie war es überhaupt möglich, diese Serie zu stemmen?
DAVID DIETL: Ich muss hier vorausschicken, dass wir an dem Projekt bereits gearbeitet hatten, als noch niemand die Ahnung einer kommenden Pandemie hatte. Da war ich noch völlig begeistert von der Idee, in Brasilien, New York und Norditalien drehen zu dürfen. Später leider alle drei Hotspots der ersten Coronawelle.

Wie ging es dann weiter?
Das geplante chronologische Drehen fiel erst einmal flach, Brasilien schrieben wir auf Kolumbien um. Mit dem Dreh wirklich begonnen haben wir im Sommer 2020 in Italien, weil die Pandemie dort nach der ersten Welle gut im Griff war. Ironischerweise hat dieser Plan uns dann in die Karten gespielt, weil dieser sehr touristische Teil Norditaliens dann wie ausgestorben wirkte.

David Dietl über Dreharbeiten: "Ich habe New York noch nie so leer erlebt"

Heikler war dann wohl New York. Entscheidende Szenen spielen am Tag des Terrorangriffs vom 11. Septembers 2001.
Das war unser letzter, riskantester Dreh. Bis vier Wochen vor Beginn hatten wir als Europäer noch keine Einreisevisums. Als es dann doch noch klappte, habe ich New York noch nie so leer erlebt. Gerade nach der Ära Trump und der lebensverändernden Pandemie war hier eine ähnliche Stimmung, wie es dann nach meiner Vorstellung kurz nach 9/11 war. Ein Gefühl des "Jetzt erst recht". Die Massenszenen mit den Feuerwehr-Einsätzen haben wir dann aber nicht vor Ort gedreht, sondern in einem Studio in Bulgarien.

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Die Romanvorlage für die Serie ist sehr komplex, auch in den vielen Erzählebenen. Wo haben Sie sich in "Funeral for a Dog" wiedergefunden?
Es gibt viele Parallelen zu meiner Biografie. Ich habe 1998, als ich gerade mein Abi in der Tasche hatte, eine lange Südamerika-Reise gemacht, war wie im Roman auch mit einem guten Freund in Brasilien unterwegs. Wir verliebten uns sogar in die gleiche Frau! Ganz so weit wie im Film ging diese Ménage à trois zwar nicht, aber die Gefühle waren auf jeden Fall da. Und deswegen kann ich die beschriebenen Stimmungen und auch diese Lebensphase gut nachvollziehen. Mich haben am Roman aber auch die vielen wichtigen Themen interessiert.

Welche treten für Sie hier am stärksten hervor?
Freundschaft und Liebe. Wie kann man Beziehungen auch abseits des klassischen Modells überhaupt leben. Und wie sieht dann diese Liebe zu dritt in der Realität auch aus. Uns war es wichtig zu zeigen, dass das ein gleichberechtigtes Dreieck ist, sich also auch die Männer gegenseitig lieben.

Explizite Sexszenen: "Wir haben lange gesprochen und die Liebesakte sehr genau geplant"

Das erfordert Schauspieler, die bereit sind viel von sich zu zeigen. Auch äußerlich, in ziemlich expliziten Sexszenen.
Wir sind physisch aber nicht nur bei den Sexszenen, sondern auch in der körperlichen Veränderung der Figuren weit gegangen. Unser Glück war es, dass sich die Hauptdarsteller auch aus Überzeugung dazu verpflichtet hatten, neun Monate nur an diesem Projekt zu arbeiten.

In der heutigen Zeit, nach all den Enthüllungen im Rahmen von #MeToo, waren die Sexszenen sicher keine leichte Aufgabe.
In der Tat. Wir haben über die einzelnen Szenen lange gesprochen, um Vertrauen zu schaffen. Dann haben wir diese Liebesakte sehr genau geplant, quasi als technischer Prozess. Nach dieser Absprache, wer wann wie weit gehen darf, konnten dann auch wieder die Gefühle, die nötige Leidenschaft ausgespielt werden. Hier durfte ich aber auch von meiner Co-Regisseurin Barbara Albert einiges lernen. Sie wollte unbedingt die Folgen mit den heftigsten Liebesszenen drehen.

Die Freizügigkeit der Serie erinnert auch an französische Filme aus der Nouvelle Vague, in denen im Übrigen auch so viel geraucht wurde wie bei "Funeral for a Dog".
Ja, das stimmt. Es gibt bei uns viel Sex und Rauchen, es wird aber auch viel gesoffen. Bereits in den Drehbüchern war diese Freizügigkeit angelegt. Da hat mich Friedrich Mücke schon mal gefragt, ob er in der nächsten Szene wieder soviel Bier trinken soll. Das war beim Dreh lustig, soll aber natürlich vor allem die Stimmung der Zeit widerspiegeln.

25 Jahre nach "Rossini": "Man kann noch spannende Geschichten über München erzählen"

Knapp über 25 Jahre ist es nun her, als "Rossini" die deutschen Kinos eroberte. Sie machten damals unter der Regie ihres Vaters ihr erstes Filmpraktikum. Wie denken Sie heute an den Startschuss für ihre Karriere zurück?
Es ist fast schockierend, wenn ich daran zurückdenke, dass meine Anfänge im Filmgeschäft schon 25 Jahre her sind. Ich selber rechne ein wenig anders, zehn Jahre später, 2007 mit meinem ersten Langfilm. Ich glaube, so sehr "Rossini" in der damaligen Münchner Szene verankert war, dass man auch heute noch spannende Geschichten über München erzählen kann. Ich selbst freue mich darauf, bei meinem nächsten Projekt München in den 60er Jahren erzählen zu dürfen, weil ich jetzt eine Serie über den FC Bayern in der Zeit von 1963 bis 74 drehen darf. Für mich als Bayern-Fan ein Herzensprojekt.

Im Moment besteht eine Nostalgie nach alten Serien- und Filmformaten. Immer wieder werden Klassiker ausgegraben und neu verfilmt wie gerade der "Pumuckl". Ist das auch bei den Erfolgen ihres Vaters denkbar?
Gerade, wenn wie jetzt die Welt ins Wanken gerät ist diese Sehnsucht nach der sogenannten guten alten Zeit noch mehr spürbar. Ich freue mich auch sehr auf den neuen "Pumuckl" von Rosenmüller. Es war echt an der Zeit den mal neu aufzulegen. Für die "Münchner Geschichten" und die anderen Serien meines Vaters macht das für mich aber keinen Sinn. Die sind Solitäre und nicht etwas, was man nochmal wiederholen sollte.


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