"Dope": Der kriegt die Kurve

„Dope“ über ein College-Trio, dass sich gegen jede Chance clever durchschlägt.
von  Margret Köhler
Der junge Malcom (Sänger und Comedian Shemeik Moore) versucht und gibt alles.
Der junge Malcom (Sänger und Comedian Shemeik Moore) versucht und gibt alles. © Sony Pictures


Wer schwarz ist und Teenager, hat in Amerika nicht die besten Karten. Kriminalität, Drogengeschäfte, und wenn’s ganz hart kommt, taucht der nächste Cop mit der Knarre auf: alles Zukunftsaussichten, die der junge Malcolm (Sänger und Comedian Shameik Moore), sein Kumpel und ein lesbisches Mädel nicht anpeilen.

Das Trio besucht die Highschool in Inglewood, einem von Gangs beherrschten Viertel in Los Angeles, wo fast alle mit einem Bein im Knast stehen. Die als Streber verschrienen Außenseiter lernen lieber, statt zu dealen, träumen vom College und Aufstieg. Für den sieht es erst einmal finster aus, als die Drei auf der Party eines Drogen-Bosses landen und Malcolm am nächsten Morgen ein Paket mit heißer Ware für 100 000 Dollar im Rucksack entdeckt.

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Autor und Regisseur Rick Famuyiwa, Sohn nigerianischer Immigranten, weiß, wovon er erzählt. Er wuchs in Inglewood auf. Seine Helden mit Leidenschaft zum Hip-Hop der 90er entwickeln mit Chuzpe einen Plan, wie sie ihr Schicksal drehen, den Banden-Chef ausmanövrieren, und Malcom darf sogar erstmals Schmetterlinge im Bauch fühlen.

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Der Mix aus leichtfüßiger und satirischer Komödie und Sozial-Drama, unterschiedlichen Stilelementen und Genres ist ein Adrenalin geladenes Stück Indie-Kino ohne moralinsaure Larmoyanz. Das Leben ist hart. Da heißt es: nicht Jammern, sondern ihm mit Härte begegnen, sich neue Geschäftsideen einfallen lassen, nicht unbedingt immer legal.

Der Blick auf das schwierige Überleben und Erwachsenwerden in der „Hood“, der Nachbarschaft, verirrt sich manchmal in Klischees, legt aber selbstverständlich auch den Finger auf die Wunde gesellschaftlicher Ungerechtigkeit aufgrund der Hautfarbe, auf die Spirale von Alltagsgewalt. „Dope“ zeigt die Ambivalenz zwischen zwei Systemen: Verbrechen und schnelles Geld und Goldkettchen oder Ausbildung mit langem Atem. Dass der clevere und coole Junge mit gewöhnungsbedürftiger Frisur und geschmacklosen Hemden trotzdem die Kurve kriegt, mag eine Illusion sein. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.    


Kino: Mathäser, B&R: R. Famuyiwa (US, 103 Min)

 

 

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