Interview

Warum Harold Faltermeyer sein Oktoberfest-Musical nicht in München herausbringt

Der Komponist über die Uraufführung im Berliner Renaissance-Theater.
Thomas Becker |
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Die Krüge hoch in der falschen Stadt: "Oktoberfest The Musical" mit Musik von Harold Faltermeyer hat am Sonntag nicht in München Premiere, sondern im Berliner Renaissance-Theater.
Ann-Marie Schwanke 4 Die Krüge hoch in der falschen Stadt: "Oktoberfest The Musical" mit Musik von Harold Faltermeyer hat am Sonntag nicht in München Premiere, sondern im Berliner Renaissance-Theater.
Der Komponist und Musikproduzent Harold Faltermeyer wurde 1952 in München geboren. Er  erhielt 1987 einen Grammy für den Song „Top Gun Anthem“ aus dem Fliegerdrama mit Tom Cruise.
picture alliance/dpa 4 Der Komponist und Musikproduzent Harold Faltermeyer wurde 1952 in München geboren. Er erhielt 1987 einen Grammy für den Song „Top Gun Anthem“ aus dem Fliegerdrama mit Tom Cruise.
Das Berliner Oktoberfest-Musical
Ann-Marie Schwanke 4 Das Berliner Oktoberfest-Musical
Das Berliner Oktoberfest-Musical
Ann-Marie Schwanke 4 Das Berliner Oktoberfest-Musical

Die Liebesgeschichte von Ludwig I von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen hat den Münchnern bekanntlich das Oktoberfest beschert. Der Münchner Filmkomponist Harold Faltermeyer hat nun die Musik geschrieben für das Musical "Oktoberfest", das am Sonntag im Berliner Renaissance-Theater uraufgeführt wird.

AZ: Herr Faltermeyer, gerade ist auf Netflix "Beverly Hills Cop 4" erschienen, schlappe 40 Jahre nach Teil eins. Die Titelmelodie hat heute noch jeder im Ohr und sie klingt auch im neuen Film. Ganz schön zähes Luder, dieser Axel Foley, oder?
HAROLD FALTERMEYER: Das stimmt. Eddie Murphy ist jetzt 63, kam damals aus der NBC-Comedy-Show "Saturday Night life", hatte davor mit Nick Nolte "Nur 48 Stunden" und mit Dan Aykroyd "Die Glücksritter" gemacht - das war der lustigste Film überhaupt. Damit ist er zum Super-Star geworden, hat dann dieses Angebot für "Beverly Hills Cop" bekommen - und schwuppdiwupp: Welt-Star.

Der Komponist und Musikproduzent Harold Faltermeyer wurde 1952 in München geboren. Er  erhielt 1987 einen Grammy für den Song „Top Gun Anthem“ aus dem Fliegerdrama mit Tom Cruise.
Der Komponist und Musikproduzent Harold Faltermeyer wurde 1952 in München geboren. Er erhielt 1987 einen Grammy für den Song „Top Gun Anthem“ aus dem Fliegerdrama mit Tom Cruise. © picture alliance/dpa

"Wenn der Film gut läuft, dann wird es auch wieder in meiner Kasse klingeln"

Wäre er ohne Ihre Filmmusik natürlich nie geworden. Wie kam es nach all den Jahren nun noch zu Teil 4?
Das ist eine lange Geschichte. Ich muss aber sagen: Es sind wirklich nur noch meine Melodien mit von der Partie. Der designierte Komponist bin nicht mehr ich, sondern Lorne Balfe, der auch schon beim letzten "Top Gun" mitgemacht und für die "Mission Impossible"-Filme die Musik geschrieben, adaptiert und in ein modernes Licht gebracht hat. Der hat das wirklich im Griff. Diese Geschichte mit Teil 4 zieht sich ja schon seit 20 Jahren hin: immer wieder ein neues Drehbuch, immer wieder neue Ideen. Vor zehn Jahren war ich sogar nochmal im Gespräch als Komponist, dachte mir aber: Das wird eh nix mehr. Und dann habe mich mit dem Thema nicht mehr beschäftigt. Wenn etwas so lange herumliegt, fängt das auch an zu riechen. Insofern war ich echt erstaunt, dass sie das noch auf die Reihe bekommen haben. Die Paramount hatte damals ja das gesamte "Beverly Hills Cop"-Paket an Netflix verkauft, die dann an Jerry Bruckheimer und Eddie Murphy den Auftrag gaben, einen vierten Teil zu machen. Bis dahin war es immer am Drehbuch gescheitert.

Heißt: Operativ waren Sie nun gar nicht mehr in die Musik involviert?
Überhaupt nicht. Ich habe ab und zu mal mit Lorne kommuniziert, der wissen wollte, welche Synthesizer wir damals für "Axel F." genommen haben. Ich hab' ihm gesagt: Kauf dir meine Autobiografie - dann weißt du's!

So wie wir nun Ihren Synthesizer-Sound klingeln hören werden, wird es bei Ihnen in der Kasse klingeln.
So ist es: Wenn der Film gut läuft, dann wird es auch wieder in meiner Kasse klingeln.

Haben Sie den Film schon gesehen?
Nein, bislang nur den Trailer.

Faltermeyer "Ich haue mir jedes Mal auf die Schenkel vor Lachen"

Am Sonntag hat nun ein weiteres "Baby" Geburtstag: "Oktoberfest The Musical. Beinah wahr...". Die Premiere wird allerdings im fernen Berlin über die Bühne gehen, im Renaissance Theater. Wie kommt's?
Das Oktoberfest-Musical war eine Idee, die ich gern gehabt hätte, aber mir ist damals jemand aus der Musikbranche zuvor gekommen: Andreas Kirnberger, damals der Chef von CBS. Der hatte mich schon vor zehn Jahren gefragt, ob ich die Musik für ein Oktoberfest-Musical machen wolle. Hab' ich gesagt: Mach' ich! Und dann habe ich über ein Jahr lang Songs geschrieben, mit Philip LaZepnik, einem sehr berühmten Autor: Der hat zum Beispiel "Pocahontas" und "Prince of Egypt" geschrieben. Zuerst waren wir im Schloss Nymphenburg, um uns Ludwigs Schönheitengalerie anzuschauen: 38 Damen - da war uns der Ton des Musicals sehr schnell klar. Wenn du dir dann noch Lola Montez anschaust, die Mätresse des Königs: Die hat den ganzen Staat durcheinander gebracht. Das hat uns natürlich in höchstem Maße inspiriert. Es war herrlich! Jetzt ist das Musical endlich fertig, ist zu einer bunten Comedy geworden. Ich haue mir jedes Mal auf die Schenkel vor Lachen. Wir sind sehr happy, als Premierenbühne das Renaissance Theater gefunden zu haben. Und die Besetzung mit den Geschwistern Pfister ist natürlich der Hammer.

Das Berliner Oktoberfest-Musical
Das Berliner Oktoberfest-Musical © Ann-Marie Schwanke

Aber man fragt sich natürlich, warum ein Oktoberfest-Musical nicht in München Premiere feiert.
Der Prophet im eigenen Land - muss ich mehr sagen?

Ja, bitte!
Es ist halt so: München geht mit dieser vergangenen Monarchie immer ein bisschen zickig um. Es gibt immer noch die Königstreuen, die glauben, dass der König Ludwig II. nochmal aus dem Starnberger See zurückkommt. Irgendwie ist es ein Sakrileg. Ich will aber nicht ausschließen, dass wir das irgendwann auch mal in München spielen werden, aber diese Berlin-Idee war für mich so ein Aha-Effekt: losgelöst von dieser bayerischen Ernsthaftigkeit, von dieser unbedingt wahren Geschichte, daher auch der Beiname: an almost true story, beinah wahr.

"Es wäre töricht, wenn man zu solch einer Produktion keine Tournee-Version macht"

Wie lange läuft das Musical in Berlin?
Erstmal gibt es 28 Aufführungen bis zum 11. August.

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Und dann? Wird es eine Tour geben?
Es wäre töricht, wenn man zu solch einer Produktion keine Tournee-Version macht. Das ist natürlich alles längst in der Planung.

Haben Sie das Stück überhaupt einer Münchner Bühne angeboten?
Noch nicht. Ich weiß aber, dass es jemand unbedingt haben will. Aber den Namen kann ich noch nicht nennen. Es ist ja nicht zu leugnen, dass das eine richtige Münchner Geschichte ist.


Renaissance-Theater Berlin, Knesebeckstr. 100, bis 11. August, Karten unter Telefon 030/3124202

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