Schauspieler Michael von Au über Corona-Regeln: "Auf Kultur verzichten zu wollen, ist ein großer Fehler"
Ein Mann geht zum Geldautomaten, steckt seine Scheckkarte ins Gerät und bekommt kein Geld, obwohl noch ein beträchtlicher Betrag auf dem Konto liegt. Das versucht er mit wachsender Wut mehrmals vergeblich.
"Die Liebe Geld": Michael von Au in der Hauptrolle
Er will die Verantwortlichen in der Bank sprechen, und beim Filialleiter wird aus dem alltäglichen Problem eine absurde Komödie von Daniel Glattauer mit dem Titel "Die Liebe Geld". Den Mann spielt der Theater- und Fernsehliebling Michael von Au. Vor der Premiere am Mittwochabend in der Komödie im Bayerischen Hof sprach die AZ mit ihm.
AZ: Herr von Au, Sie arbeiten an einer komödiantischen Rolle. Beeinflusst der Krieg im Osten Europas die Proben?
MICHAEL VON AU: Es gibt einen Dialog um Geldgeschäfte mit Öl aus Russland. Das haben wir geändert, denn man kann Russland gerade nicht bespielen. Aber Deutschland wird immer noch von Russland mit Öl und Gas beliefert. Das hinterfragt niemand.
Michael von Au: "Da kriege ich die Krise"
Die andere große Krise, die Corona-Pandemie, feierte vor einigen Tagen Zweijähriges. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es war eine schlimme Zeit. Es gab keine Arbeit und wir hatten das Glück, noch bis zum allerletzten Tag vor dem Lockdown zwei Tourneen zu haben. Dann gingen Ende des Sommers die Infektionszahlen wieder herunter und wir haben ein bisschen gespielt. Aber es macht keinen Spaß, in einem 800-Plätze-Saal vor 70 Leuten zu spielen, die auch noch Masken tragen und weit auseinander sitzen. 2G für alle wäre ja in Ordnung, von mir aus mit Tagestest, aber bitte ohne Maske und alle sitzen nebeneneinander wie in jeder Münchner Kneipe auch, verdammt nochmal! Da kriege ich die Krise. Die Sonderstellung der Theater hat mir noch niemand erklärt. Auf Kultur verzichten zu wollen, ist ein großer Fehler.
Sie haben in den letzten Monaten kein Buch geschrieben.
Nein. Das möchte ich vermeiden. Das machen ja alle. Aber ich habe einem Freund am Kiosk ausgeholfen. Das macht nicht jeder. Das war schön, denn man hat auch dort mit Menschen zu tun, mit denen man kommunizieren kann - Bier verkaufen, Currywurst machen, und man ist für ein so kleines Biotop verantwortlich. Es war ein bisschen wie zur Schauspielschulzeit. Da habe ich auch alles gemacht: Autos gewaschen, Obst verkauft, Bier ausgeliefert oder Nutten gefahren.
Von Au wäre "so irre gerne" "Tatort"-Kommissar geworden
Drehen ging auch nicht?
Doch. Ich habe eine ganz wunderbare Sache gedreht. Eine Folge vom "Bergretter". Das ging aber auch nur, weil ein Kollege abgesprungen ist. Er wollte nicht nach Südtirol, das damals ein Superspreader-Gebiet war. Ich hatte da keine Berührungsängste.
Ihre Agentur veröffentlicht auf der Homepage die Liste der Fernsehserien, in denen Sie mindestens ein Mal auftraten. Es scheint, es sind fast alle Serien der letzten zwei Jahrzehnte. Wann werden Sie "Tatort"-Kommissar?
Ich wäre so gerne "Tatort"-Kommissar! Vor ein paar Jahren wurden in Berlin neue Kommissare gesucht und als gebürtiger Berliner wäre ich das so irre gerne geworden. Aber sie haben sich dann für einen entschieden, der nicht aus Berlin kommt. Aber vielleicht bin ich auch nicht der Typ, der dafür gerade gefragt ist.
Sie haben sich allmählich vom Lieblingsschwiegersohn-Typ zum Lieblingsschwiegervater-Typ entwickelt.
Das war eher abrupt und ist vor etwa fünf Jahren plötzlich abgebrochen. Ich dachte, in meinem Alter gibt es viel zu spielen, aber komischerweise ist das nicht so. Ich bin nicht der, der sich wie sauer Bier anbieten und vermarkten kann.
"Die Liebe Geld": "Man sagte mir, ich soll ein bisschen runterkommen"
Vom Vermarkten ist man schnell beim Stück "Die Liebe Geld". Welches Verhältnis haben Sie zur Bank Ihres Vertrauens?I
Ich habe keine Bank meines Vertrauens, aber die Bank des Vertrauens meiner Mutter. Sie hat früher bei einer Bank gearbeitet und ich bin seither dort Kunde. Aber ansonsten habe ich zu Banken überhaupt kein Verhältnis und leider auch kein Verhältnis zum Geld. Das ist mein Problem.
Hilft das vielleicht für die Rolle?
Ich hoffe das. Anfangs habe ich die Figur in den ersten Szenen sehr cholerisch angelegt und man sagte mir, ich soll ein bisschen runterkommen. Aber ich hatte kurz vor Probenbeginn einen Mann am Bankautomaten in der Maximilianstraße gesehen, dessen Karte nicht mehr herauskam. Der ist völlig ausgerastet. Er trug einen sehr guten Anzug, aber trat gegen den Automaten und fluchte, wie ich es jetzt hier nicht widergeben kann. Und ich dachte: Doch, das gibts!
Komödie im Bayerischen Hof, Premiere am 9. März um 19.30 Uhr, weitere Vorstellungen bis 1. Mai, Telefon 29161633