Josef E. Köpplinger freut sich auf die Wiedereröffnung
Noch werkeln Handwerker im Theater. Auf der neuen Probebühne arbeitet der Hausherr an der „Lustigen Witwe“. Eröffnet wird das Gärtnerplatztheater mit einem Dreischritt: Am morgigen Sonntag sind beim „Tag des offenen Zuschauerraums“ erste Einblicke möglich. Am nächsten Wochenende folgt die (ausverkaufte) große Gala, am 19. Oktober beginnt der reguläre Spielbetrieb mit der Premiere von Franz Lehárs Operette.
AZ: Herr Köpplinger, was ist alt, was ist neu an Ihrem Theater?
JOSEF E. KÖPPLINGER: Die historischen Außenmauern, der Foyerbereich, der Zuschauerraum und die Hauptbühne sind stehen geblieben. Dahinter gibt es nun einen neuen Bereich für Werkstätten und Probebühnen. Eine solche Verzahnung aus Neubau und Sanierung ist der Alptraum jedes Bauherrn.
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Sie haben es überlebt.
Die vier Ränge sind nun barrierefrei erreichbar. Der Zuschauerraum wurde neu bestuhlt und die Wandbespannung erneuert. Die Enkelin des Malers hat die Fresken im Foyer aufgefrischt. Ein Akustikpaneel lässt die Musiker im Orchestergraben vermutlich kräftiger klingen - aber das müssen wir noch genau testen. Außerdem ist der Schmuck-Harlekin weg.
Was war das?
Der Gipsvorhang im Bühnenportal. Auch das verbessert die Akustik. Außerdem haben wir nun einen Wagnervorhang, der sich diagonal teilt und nach oben weggezogen wird. Die Sänger müssen nun nicht mehr in den Samt singen, wie beim griechischen, französischen oder italienischen Vorhang.
Im Foyerbereich wurde auch die Kasse neu gestaltet – sie ist viel offener als zuvor.
Bis auf weiteres werden hier auch tagsüber Karten verkauft. Die zentrale Kasse der Staatstheater ist allerdings am Marstallplatz - in der Nähe des Residenztheaters und der Staatsoper. Ich hoffe trotzdem, dass wir unsere Tageskasse behalten. Ein Theater ohne eigenen Kartenverkauf ist für mich schwer vorstellbar.
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Was hat sich hinter der Bühne getan?
Der Neubau bringt die Werkstätten und den künstlerischen Betrieb zusammen. Unter dem Dach befindet sich der neue Orchesterprobesaal. Die drei Probebühnen befinden sich im Untergeschoß – das brauchen wir als Repertoirehaus. Bisher fanden Proben in Harlaching statt – das hat uns viel Zeit gekostet. Die große Probebühne hat wie die Hauptbühne eine Drehscheibe, auf der man auch Verwandlungen proben kann. Außerdem gibt es eine schöne Kantine mit nüchterner Atmosphäre.
Nur eines fehlt – die Fahrradständer. Das Chaos am Bühneneingang hat sich nicht verändert.
Die Gehsteige sind nicht breiter geworden. Und da gibt es strenge Vorschriften. Aber vielleicht kommt noch was.
Warum gibt es nur einen Tag des offenen Zuschauerraums, keinen Tag der offenen Tür?
Die Arbeiten im Haus sind noch nicht ganz abgeschlossen. Die Karten für den Tag des Offenen Zuschauerraums gibt es am Sonntag ab 13 Uhr. Dann dürfen rund 400 Leute in den Zuschauerraum. Dort gibt es einen Film, eine kleine technische Vorführung und eine musikalische Überraschung – im Stundentakt. Wir wollen dem Steuerzahler zeigen, wofür sein Geld ausgegeben wurde. Als Sohn einer Arbeiterfamilie ist mir das wichtig. Außerdem findet am gleichen Tag um 11 Uhr im Zuschauerraum unsere Matinée zur „Lustigen Witwe“ statt - sie ist gut verkauft, aber es gibt noch Restkarten.
Warum lassen Sie in ihrer Inszenierung einen tanzenden Tod auftreten?
Meine Großtante Helene war mit neun Jahren in der Uraufführung der „Lustigen Witwe“. Sie hat mir von der merkwürdigen Stimmung dieses Abends berichtet. Überall gab es Polizisten in Zivil, weil das Stück am Vorabend der Balkankriege vor über 100 Jahren politisch brisant war. Meine Großtante hat darüber später auch mit Franz Lehár gesprochen. Er empfand die Uraufführung ähnlich: „Ein Abend, als hätte der Tod seine Schwingen ausgebreitet“, so seine Worte.
Das klingt für eine Eröffnung...
Vielleicht ein bißchen morbid? Ich bin Österreicher! Für uns gehören die Kapuzinergruft und der Wurstelprater zusammen. Ich stamme aus dem Dreiländereck zwischen Österreich, Ungarn und der Slowakei. Außerdem habe ich als Hedonist kein gutes Verhältnis zum Tod. Aber Sie können beruhigt sein: Wir haben der Komödie nicht den Garaus gemacht. Der Tod muss nicht traurig sein.
Der eine oder andere Ihrer Vorgänger wollte aus dem Gärtnerplatztheater eine zweite Staatsoper machen.
Ich habe das nie so empfunden. Jedes Theater ist anders. Man kann hier auch „Aida“ machen, wenn man es will. Das Gärtnerplatztheater ist ein Haus, das Opern, Operetten, Singspiele und Tanz unter einem Dach versammelt. Auch Doubletten mit der Staatsoper müssen möglich sein – etwa bei Mozart-Opern oder Verdis „La traviata“. Ich habe auch eine Reihe Aufträge für Uraufführungen vergeben. Hier findet nichts ausschließlich statt – und ich selbst bin auch als Regisseur Cross-Dresser, der zwischen Schnitzler und einem Musical alles macht.
Eintritt ist frei, Karten ab 13 Uhr vor dem Theater, Einlass stündlich ab 14 Uhr