Was Josef E. Köpplinger nach dem Wiedereinzug plant
Am 22. Juni übergibt das Staatliche Bauamt den Schlüssel an den Intendanten. Dann ergreifen Musiker, Werkstätten und Verwaltung nach fünf Jahren Wanderschaft wieder Besitz vom Stammhaus am Gärtnerplatz. Das Publikum muss noch ein wenig warten: Es darf am 8. Oktober bei einem geführten Parcours das renovierte Haus erkunden.
Richtig los geht es am 14. Oktober bei einer Gala mit Chor, Orchester, den Solisten und drei Dirigenten. Dann folgt am 19. Oktober die Eröffnungspremiere: Franz Lehárs „Die lustige Witwe“. Josef E. Köpplinger wird dabei mit heiterer Miene über ernste Dinge reden: Der Hausherr verlegt das Stück ins Weltuntergangsjahr 1914. Und damit ist er dem am Uraufführungsabend düster gestimmten Komponisten nah. Der habe sich gefühlt, als „habe der Tod seine Flügel über den Tag gebreitet“, sagte Lehár zu Köpplingers Großtante.
Die unverwüstiche "Martha"
Deshalb wird ein tanzender Tod mit Danilo um die Gunst der Hanna Glawari werben. Mit der „Lustigen Witwe“ stellt sich auch Anthony Bramall vor, der neue Chefdirigent. Lehárs Operette läuft eine Zeitlang en suite. Dann beginnt „La Cenerentola“ und Loriots unverwüstliche „Martha“ der Wiederaufbau des Repertoires. Im Lauf der Saison kommen 10 weitere Inszenierungen hinzu, darunter die „Zirkusprinzessin“, „Hänsel und Gretel“, „Die Zauberflöte“, Händels „Semele“ – alles Produktionen der Umbauzeit.
Im November folgt Karl Alfred Schreiners Version von Tschaikowskys „Nußknacker“ als erste Ballettpremiere der Saison. Im Dezember zeigt das Gärtnerplatztheater das Jukebox-Musical „Priscilla – Königin der Wüste“ mit Discohits der Achtziger als deutschsprachige Erstaufführung. Gil Mehmert inszeniert.
"My fair Lady" in Luxusbesetzung
Georg Schmiedleitner, zuletzt mit Nestroys „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ am Burgtheater erfolgreich, widmet sich im Januar Lortzings Spießbürgersatire „Der Wildschütz“. Einen Monat später gibt es „My fair Lady“ in einer bayerischen Fassung. Und weil Köpplinger einen mächtigen Respekt vor August Everdings alter Inszenierung hat, haut er richtig auf den Putz. Die vormalige Eliza Cornelia Froboess spielt alternierend mit Gisela Ehrensperger die Mrs. Higgins. Die Nebenrollen sind mit Friedrich von Thun als Oberst Pickering und dem Wiener Volksopernchef Robert Meyer als Doolittle luxuriös besetzt. Und auch die Hauptrollen sind nicht zu verachten: Nadine Zeintl ist die Eliza, der Salzburger Michael Dangl der Professor Doolittle. Man könnte höchstens fragen, warum Köppplinger da eine bayerische und keine österreichische Fassung herausbringt.
Belcanto
Im März singt Jennifer O’Loughlin die Titelpartie in Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ sehr frei nach Schiller. Bramall dirigiert, Michael Sturminger hat bis dahin – hoffentlich – den neuen Salzburger „Jedermann“ überlebt. Der April bringt die Uraufführung von Franz Wittenbrinks „Pumuckl“ als Auftragswerk des Gärtnerplatztheaters. Die Saison endet mit Marco Goeckes Fellini-Ballett „La Strada“ und der Operette „Der tapfere Soldat“ von Oscar Straus. Diese militärkritische Operette nach Motiven von George Bernard Shaws „Helden“ inszeniert Peter Konwitschny, der wilde alte Mann des DDR-Regietheaters.
Im Nebenprogramm gibt es Udo Zimmermanns „Die weiße Rose“ und ein Konzert des Janoska-Ensembles, das Köpplinger beim diesjährigen AZ-Sternefest begeistert hat. Der Gärtnerplatz zieht mit guten Zahlen in das neue Haus: Die gegenwärtige Auslastung beträgt trotz der schwierigen Umbau-Phase 87,3 Prozent. Und trotz der beim Publikum wenig beliebten Reithalle gab es auch bei den Abos eine Steigerung. Und wer sich einen festen Platz im Stammhaus sichern will, für den gibt es Abos und Stuhlpatenschaften ab 100 Euro.
Das Saisonprogramm als Download auf www.gaertnerplatztheater.de