Interview

Alexander Krist im Interview: Die Magie des Lebens

Sein Leben wirkt spielerisch und voller Energie. Jetzt kämpft Alexander Krist mit Genehmigungen, einem neuen großen Zaubertrick - und er hat es geschafft, ein altes, grausames Schockerlebnis hinter sich zu lassen.
Adrian Prechtel
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Aus dem Nichts auftauchen, hier noch mit Tisch und Tuch: Alexander Krist in "The World's Greatest Magic" im Kristelli Palast.
Aus dem Nichts auftauchen, hier noch mit Tisch und Tuch: Alexander Krist in "The World's Greatest Magic" im Kristelli Palast. © Dieter Lukas/ Panobilder

München - AZ-Interview mit mit Alexander Krist: Der Mittvierziger aus Dachau hat am Unteren Anger ein Table Magic Theater gebaut und im letzten Jahr noch den Kristelli Palast in der Schwere-Reiter-Straße eröffnet.

Müssen Zauberer Fantasten sein? Alexander Krist ist einer, der einfach wagt - und oft gewinnt. Aber natürlich steckt hinter seinen Projekten vor allem eins: viel Arbeit. Das Bayerische Fernsehen hat jetzt eine "Lebenslinie" über ihn gedreht.

AZ: Herr Krist, wenn der BR "Lebenslinien" über Sie ausstrahlt, reden Sie auch über eine Geschichte, die derart hart ist, dass es einem die Sprache verschlägt: Vor über 20 Jahren wurde Ihre damalige Freundin von ihrem Ex ermordet. Warum haben Sie sich durchgerungen, das nach so langer Zeit öffentlich zu erzählen?
ALEXANDER KRIST: Das war ein Prozess. Die Regisseurin wollte das, weil "Lebenslinien" genau ein Format für Geschichten sind, wo Menschen einen Extrem- oder Wendepunkt erlebt haben. Ich habe das erst einmal mit meinen Eltern besprochen und mit der Mutter meiner damaligen Freundin, mit der ich heute noch sehr eng befreundet bin und die in meinem Team mitarbeitet. Und dann habe ich mich dazu durchgerungen.

Alexander Krist: "Ich bin kein Coach, aber manchmal ein Katalysator im Leben anderer"

Um was zu erreichen?
Die Menschen, die das sehen, sollen auch etwas von meiner Lebensbotschaft mitbekommen, die auch meine Shows durchzieht. Ich ermutige andere Menschen, Risiken im Leben einzugehen und an Träumen zu arbeiten, jedenfalls aber mit Begeisterung bei der Sache zu sein - egal, ob noch als Beamter oder als einer, der gerade eine eigene Bar eröffnet hat. Mich haben schon Zuschauer Monate später angerufen und gesagt: "Herr Krist, ich habe jetzt eine Konditorei aufgemacht." Ich bin kein Coach, aber manchmal ein Katalysator im Leben anderer. Ich kann das sein, weil ich selbst ein neues Leben begonnen habe nach dem Unfall von 1999.

"Unfall"?
Jetzt ist es wieder passiert: Mein Kopf hat versucht, das alles irgendwie anders abzuspeichern, um mich selbst zu schützen. Mein altes Leben ist jedenfalls durch diese Interviews mit dem BR noch einmal hochgekommen. Ich war selber geschockt, wieviel ich an Details und Worten, die gefallen waren, "vergessen" hatte. Überhaupt waren die folgenden zwei Jahre einfach in meiner Erinnerung gelöscht. Ich habe dann knapp zwanzig Jahre gedacht: Da bin ich drüber hinweg. Aber Gott sei Dank habe ich mir professionelle Hilfe geholt, damit die Auseinandersetzung jetzt nicht noch einmal zerstörerisch wirken konnte. Jetzt kann ich sagen: Ja, das war so, aber ich kann das akzeptieren.

Alexander Krist und die Sache mit dem Alleinstellungsmerkmal

In der direkten Nachbarschaft Ihres Kristelli Palasts am Rand des Olympiaparks entstehen gerade Wohnungen für Menschen im Polizeidienst und in der Strafjustiz. Gefährdet das Ihre Zukunftspläne?
Ja, es könnte schon am 31. Dezember wieder Schluss sein. Aber es ist nicht meine Art, da jetzt schwarz zu sehen, weil hier aus dem Niemandsland plötzlich ein Wohngebiet wird. Aber ich hoffe, dass es mir etwas nützt, dass ich ein Schallschutzzelt habe. Der Kulturreferent Anton Biebl war auch schon hier. Ihm hat mein Engagement und mein Kristelli Palast gut gefallen.

Ist Zauberei Kultur?
Ganz sicher. Es ist Kunst. Und ich will hier sogar aus der "Eventlocation" ein echtes Theater machen. In meinem Kopf plane ich also schon über 2022 hinaus.

Und wenn Sie in einem größeren Zeitrahmen in die Zukunft denken?
Ich denke, das, was ich mache, kann ich noch 15 Jahre lang machen, dann muss man würdig von der Bühne gehen. David Copperfield zum Beispiel könnte jetzt eine wunderbare Abschiedstournee machen. Weil immer das Problem ist: Man schießt die Zauberei als Pionier in eine neue Dimension oder Richtung. Dann ziehen einige nach einiger Zeit nach, das Feld wird breiter und man verliert sein Alleinstellungsmerkmal und wird austauschbar.

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Alexander Krist: "Ich will mich aus dem Nichts auf die Bühne zaubern"

Ist es im Moment wegen Corona schwierig, genügend Publikum für Ihre Shows anzuziehen?
Ja, das ist die große Frage, wie man Publikum wiedergewinnt. Zum Beispiel, indem ganz neue Leute den Ort hier kennenlernen, indem man Charity-Veranstaltungen macht. Wie sagte mein Freund Sascha Grammel, der Bauchredner und Comedian: "Tue Gutes, aber rede auch darüber".

Sie wirken immer wie unter Strom. Woran arbeiten Sie, damit Sie vorne bleiben?
Ich will mich aus dem Nichts auf die Bühne zaubern - Copperfield hat das ja mit einer großen Stahlplatte und einem Tuch, das runterfiel, gemacht. Ich habe den Ehrgeiz, das alles ohne Kiste drumrum oder Ähnliches hinzubekommen und nur 90 Zentimeter vor den Zuschauern, die sogar drum herumstehen könnten. Dafür habe ich einen berühmten Illusionsbauer wieder aus dem Ruhestand geholt, weil ihn das so angefixt hat.

Und, funktioniert's?
Ich weiß noch nicht. An sowas arbeitet man Jahre, dann übt, übt, übt man, und das macht mir unheimlich viel Spaß und gibt mir Energie. Ein Bekannter hat mir kürzlich gesagt: "Du bist ein Mensch, der mit Freude Geld verdient". Im doppelten Sinne. 


Bayerisches Fernsehen: "Lebenslinien: Der Zauberer, der an Wunder glaubt", Montag 7. Februar, 22 Uhr. Karten für das Table Magic Theater und den Kristelli Palast unter www.krist-live.de

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