Unfall auf der A3: Gaffer behinder Rettungskräfte, Polizei kassiert ab

Winkelhaid - Die Einsatztkräfte waren kurz vor der Verzweiflung. "Möchten Sie, wenn Sie am Boden liegen, bluten und Schmerzen haben, gefilmt werden und sich später auf YouTube finden?", riefen die Polizisten einigen Autofahrern zu, die sich völlig uneinsichtig zeigten.
Was war passiert? Auf der A3 bei Winkelhaid hatte ein spektakulärer Unfall zum wiederholten Mal einen wahren Gaffertourismus ausgelöst. Ein Niederländer, der mit seinem Wohnmobil mitsamt Anhänger in Fahrtrichtung Regensburg unterwegs war, wollte einen Brummi überholen. Dabei krachte er aus ungeklärter Ursache mit seinem Gespann in den Lastwagen und riss dabei durch die Wucht des Aufpralls seinen kompletten Aufbau ab. Der halbe Hausstand des Niederländers verteilte sich hunderte Meter weit auf der Autobahn.
Massenweise fuhren Autofahrer vorbei und filmten
Der Feuerwehr gelang es, das Trümmerfeld so wegzuräumen, dass der Verkehr über den Seitenstreifen an der Unfallstelle vorbeigeführt werden konnte. Doch hier passierte das Unfassbare. Nicht nur vereinzelt, sondern in Massen fuhren die Autofahrer in Schrittgeschwindigkeit vorbei, filmten die Hinterlassenschaften des Unfalls mit ihren Smartphones und behinderten so die Bergungsarbeiten. Den Beamten platzte schließlich der Kragen.
Zwei Polizisten beobachteten das Treiben und zogen während der Unfallaufnahme über 20 Autofahrer aus dem Verkehr, die teilweise ihr Handy sogar noch in der Hand hielten. 80 Euro und einen Punkt in Flensburg gab's für die Gaffer, ausländische Fahrer wurden direkt vor Ort zur Kasse gebeten - das konnten diese aber gar nicht verstehen. Viele sahen ihr Fehlverhalten überhaupt nicht ein und fingen auf der Autobahn das Diskutieren an.
Polizei stößt auf Unverständnis
Was die Beamten auch noch erschreckte: Die zwei Dutzend Fahrer, die zur Rede gestellt wurden, waren nur eine Minderheit. Die Polizei kam mit dem Zählen der Vergehen kaum hinterher. Und als wäre all das nicht genug, hatten die Rettungskräfte bei der Anfahrt zum Unfall mal wieder große Probleme, weil keine korrekte Rettungsgasse gebildet wurde. Lastwagen standen auf der linken Spur, die Autos kreuz und quer verteilt.
Vermutlich auch deshalb zogen sich die Bergungsarbeiten über mehrere Stunden hin. Der Verkehr staute sich auf über fünf Kilometer. Der Niederländer wurde trotz des heftigen Aufpralls im Übrigen nur leicht verletzt - die Handyvideos sehen bestimmt alle trotzdem spektakulär aus.
Auch in München Probleme mit der Rettungsgasse
Dass Autofahrer unfähig sind, eine korrekte Rettungsgasse zu bilden (oder es nicht wollen), ist aber nicht nur auf Autobahnen ein Problem: Erst am Donnerstagabend konnte die Münchner Feuerwehr nur äußerst mühsam zu einem Alarm in den Brudermühltunnel ausrücken.
Grund: Auf der Brudermühlbrücke kam ein Löschzug kaum durch, weil es keine Rettungsgasse gab. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn es sich nicht um einen Fehlalarm gehandelt hätte.
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