Traurige Bilanz: Weniger Vögel im Freistaat
München - In Bayerns Gärten sind heuer weniger Vögel unterwegs als im Vorjahr. Das zeigt eine Zwischenbilanz der Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel" des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) und des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), wie der LBV am Montag mitteilte.
Durchschnittlich nur 31 Wintervögel in Bayern gesichtet
Bürger waren am vergangenen Wochenende dazu aufgerufen, eine Stunde lang die Gefiederten im Garten, auf dem Balkon, vor dem Fenster oder auch im Park zu zählen und dann online oder schriftlich zu melden. Die Aktion gab es heuer zum 18. Mal. Durchschnittlich seien nur knapp 31 Wintervögel in Bayern gesichtet worden – das ist mit einem Vogel weniger als 2021 der neue Tiefstwert.
Genau wie in den letzten Jahren fliegt der Haussperling mit 9,3 gesichteten Vögeln pro Garten auf Platz eins, gefolgt von Kohlmeise und Feldsperling. Die Blaumeise flattert auf den vierten Rang, dahinter reiht sich die Amsel ein. Ihr folgen Buch- und Grünfink, die sich laut LBV-Biologin Angelika Nelson ein Schnabel-an-Schnabel-Duell liefern.
Durch den milden Winter bleiben viele Vögel in den Wäldern
Bislang hat der Buchfink mit 11.786 Sichtungen den Schnabel jedoch vorn (Grünfink: 11.652 Sichtungen). Elster und Rabenkrähe sichern sich Platz acht und neun, das Rotkehlchen bildet das Schlusslicht der Top 10.
"Leider fällt auf, dass fast alle Arten in den Top Zehn heuer seltener gemeldet wurden als im Vorjahr", bilanziert Nelson laut Mitteilung. Die Gründe seien vielfältig: Einerseits "wirken sich die warmen Temperaturen auf das natürliche Nahrungsangebot für die Vögel aus." Die Tiere fänden derzeit genügend Nahrung in der Natur, da Samen und Früchte nicht mit Eis und Schnee bedeckt seien. Zudem hätten einige Vögel schon mit ihrem typischen frühlingshaften Revierverhalten begonnen und Rivalen aus den Gärten verjagt.
Waldvogelarten profitieren von Überangebot an Samen im Wald
Andererseits habe das zurückliegende Jahr bei Eichen-, Buchen- und Fichtenbäumen übermäßig Nahrung im natürlichen Lebensraum der Vögel hervorgebracht, sodass diese weniger in Siedlungen fliegen mussten. Laut Nelson suchen sich Vögel einen Ort, an dem sie vor ihren Prädatoren sicher seien und wo sie wenig Energie zur Nahrungsbeschaffung aufwenden müssten.
Sei das in ihrem natürlichen Lebensraum gegeben, bestehe deshalb kein Grund, sich ins Ungewisse aufzumachen. Waldvogelarten wie Buchfink, Buntspecht, Kleiber, aber auch Eichelhäher und Gimpel profitieren demnach etwa von einem solchen Überangebot an Samen im Wald.
Der Bestand des Spatzes bleibt in München niedrig
Die LBV-Biologin erkennt zudem regionale Unterschiede: Dem Haussperling, einst ein häufiger Biergarten-Besucher im Großraum München, fehlt es dort an Brutmöglichkeiten an Hausfassaden – die Bestände sind niedrig. In der Landeshauptstadt wurde die Art heuer circa 700 Mal gesichtet und belegt im Münchner Ranking den 8. Platz. Am häufigsten kommt in der Stadt die Kohlmeise vor, gefolgt von der Rabenkrähe und der Amsel.
Die Kohlmeise, so Nelson, sei vor allem in den nord-östlichen Landkreisen des Freistaats stark vertreten. Im Kreis Tirschenreuth beispielsweise wurden im Schnitt elf Stück pro Garten gemeldet. Ebenso kommt dort die Blaumeise besonders häufig vor.
"Abnahme einst häufiger Arten auch in Gärten"
Die durchschnittliche beobachte Tierzahl im Freistaat geht seit Jahren zurück. Hierbei spielt den Angaben zufolge auch der langfristige Trend des allgemeinen Vogelsterbens in Siedlungen eine Rolle. "Es passiert langsam, aber mittlerweile merken wir die Abnahme einst häufiger Arten auch in den Gärten", sagt die Expertin weiter.
Kleiner Zaunkönig erreicht persönlichen Höchstwert
Bleiben die Temperaturen im Winter mild, hätte das laut Nelson jedoch positive Auswirkungen auf Tiere, die das ganze Jahr über im Freistaat zu finden sind. Wintergoldhähnchen und Zaunkönig zum Beispiel profitieren davon, da es für sie bei Kälte besonders schwierig ist, genug Energie über Nahrung aufzunehmen.
Der kleine Zaunkönig erreicht heuer übrigens seinen persönlichen Höchstwert - er taucht in neun Prozent der teilnehmenden bayerischen Gärten auf.
Insgesamt etwa 330.000 Vögel gezählt
Insgesamt haben sich bislang mehr als 15.000 Personen an der Aktion beteiligt und etwa 330.000 Vögel gezählt. Noch ist das finale Ergebnis jedoch noch nicht ausgezählt. Bis zum 16. Januar haben Teilnehmer noch Zeit dem LBV ihre Beobachtungen vom Wochenende schriftlich oder online (stunde-der-wintervoegel.de) zu melden.
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