Anwohner schlagen Alarm: Stechmückenplage an Tourismus-Hotspot in Bayern

Nach dem Hochwasser kommen die Schnaken: Vielerorts breiten sich die Insekten gerade aus. Woran das liegt, was eine Bürgerinitiative am Starnberger See bewirken will – und was bei Stichen hilft.
Aleksandra Bakmaz, Julia Wohlgeschaffen |
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Unliebsame Blutsauger: An vielen bayerischen Seen beklagen Anwohner Horden von Stechmücken.
Unliebsame Blutsauger: An vielen bayerischen Seen beklagen Anwohner Horden von Stechmücken. © Patrick Pleul/dpa

Berg/Eching – Sie schwirren in Unmengen durch die Gegend und vermiesen so manchem Fußball-Fan das Public Viewing, andere bringen sie mit ihren Stichen und dem Summen um den Schlaf: Die Mücken sind wieder da und zurzeit besonders zahlreich - denn das Wetter bietet beste Voraussetzungen.

Nach dem Hochwasser und durch das schwüle Wetter in Süddeutschland haben Stechmücken einem Experten nach leichtes Spiel. Man könne schon von einer Mückenplage sprechen, sagt Rainer Bretthauer. Laut dem Umwelt- und Klimaschutzbeauftragten der Stadt Radolfzell am Bodensee bieten die Überschwemmungen perfekte Bedingungen für Schnaken-Eier.

Stechmücken sind bis Mitte September in Bayern präsent 

Die Folge: massenhafter Nachwuchs. "Die Larven konnten sich durch das trockene Wetter nach dem Hochwasser gut entwickeln und sind jetzt ziemlich aktiv", sagt Bretthauer. Bis Mitte September seien Stechmücken präsent.

Die Devise daher: lernen, mit ihnen besser zu leben. "Ich lasse mich stechen, kratze aber nicht", sagt Bretthauer. Man müsse nur 20 bis 30 Minuten durchhalten, solange halte der Juckreiz an. "Das zu überstehen, schaffen die meisten aber nicht."

Berger Bürger starten Online-Petition gegen Mückenplage

Mit den Mücken leben wollen Anwohner der 8000-Einwohner-Gemeinde Berg am Starnberger See aber nicht länger: "Wir Berger Bürger sind verzweifelt und wollen unsere Lebensqualität zurück!", schreibt die "Bürgerinitiative gegen Mückenplage Berg" in einer Online-Petition, die sie am 20. Juni auf der Plattform OpenPetition gestartet hat. "Der aktuelle Stechmücken-Befall in vielen Ortsteilen der Gemeinde Berg ist dieses Jahr von extremem Ausmaß", steht in der Begründung der Initiative. Viele Bürger könnten keinen Schritt vor die Haustüre machen, ohne sofort mehrfach gestochen zu werden. "An einen Aufenthalt im Freien ist gar nicht zu denken, die Gärten sind von dunklen Wolken von Mücken belagert."

Die Unterzeichner fordern nun die Gemeinde auf, unverzüglich einen Experten zurate zu ziehen und mögliche Lösungen schnellstens in die Tat umzusetzen. Die Initiatoren sehen außerdem Handlungsbedarf, weil die Mückenplage auch gesundheitsgefährdend sein und die Tigermücke etwa das Nil-Fieber übertragen könne. Am Montagnachmittag hatten 986 Menschen die Petition unterschrieben.

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Anwohner am Ammersee schlagen Alarm

Auch am Ammersee schlagen die Anwohner Alarm: Die geplanten Sonnwendfeuer sagten die Gemeinden Eching und Utting im Landkreis Landsberg am Lech "aufgrund der aktuellen Mückenplage" ab. Ein Nutzer bei Facebook taufte Eching kurzerhand in "Mücking" um und teilte ein Video von einem Waldweg voller herumschwirrender Insekten.

Hilft ein Bakterium gegen die Mücken?

Der Verein "Mückenplage? Nein, danke! e.V." will etwas gegen Überschwemmungsmücken unternehmen, "giftfrei und umweltfreundlich". Das Mittel der Wahl sei dabei das kristalline Eiweiß des Bodenbakteriums BTI mit tödlicher Wirkung für die Mückenlarven.

Diese Methode kommt bereits am Rhein und am Chiemsee zum Einsatz, der BTI-Wirkstoff wird vom Hubschrauber aus auf die Aktionsflächen gestreut. "Zum Schutz der Einheimischen und der Gäste wurde erstmals im Jahre 1997 eine Aktion zur Eindämmung der Stechmückenpopulation am Chiemseeufer durchgeführt", teilt der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee mit.

Die Kreisgruppe Traunstein des Bund Naturschutz kritisiert, dass die Methode verschiedenen Untersuchungen zufolge auch Auswirkungen auf andere Insekten und auf Amphibienlarven habe und fordert weitere unabhängige Studien.

Für viele Tiere sind die Mücken laut dem Naturschutzbund (Nabu) außerdem etwas Gutes. "Die ganzen Insekten, die sich jetzt entwickeln, sind eine ganz wichtige Nahrungsgrundlage für viele Fischarten und auch für Vögel", sagte Eberhard Klein vom Nabu in Konstanz. Deshalb könne man nicht von einer Plage sprechen.

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Wie sich Menschen am besten vor den stechenden Quälgeistern schützen können, erklärt Rainer Bretthauer: Mücken seien Fans von enger Kleidung, dann kämen sie gut durch den Stoff und auch durch die Haut. Bretthauer empfiehlt lockere Kleidung. Mann sollte sich zudem nicht in der Nähe von Büschen bewegen, weil sich dort tagsüber die Schnaken aufhielten. "Während der Dämmerung bei mehr als 18 Grad werden sie bissig."

Biologe räumt mit gängigem Irrglauben auf

Der Biologe räumt auch mit einem gängigen Irrglauben auf: "Mücken werden nicht von Licht angezogen." Die Schnaken würden sich am Kohlendioxid der Atemluft und an Körperwärme orientieren. Deshalb flögen sie bei offenem Fenster in die Häuser und Camper – und nicht, weil dort Licht brennt.

Und der Experte hat noch einen Tipp: "Wenn man sich draußen aufhält und feiern will, dann sollte man keine kohlensäurehaltigen Getränke zu sich nehmen." Heißt etwa: Wein statt Bier und stilles Wasser statt Sprudel. Die Kohlensäure werde über die Haut und den Atem freigesetzt. Das locke die Mücken dann noch stärker an.

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3 Kommentare
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  • Bongo am 26.06.2024 16:16 Uhr / Bewertung:

    Antwort an Xaverl Weissnix:
    In dem Bericht wurde ausnahmsweise nicht gegendert,sonst müßte es Mücken:innen heißen.

  • Xaverl Weissnix am 26.06.2024 14:05 Uhr / Bewertung:

    Mein Gott, in anderen Ländern (und früher auch bei uns) fahren Autos, die alles mit Insektengift benebeln, und gut isses. Gerade in Touristengebieren wie in Istanbul, da hockst in der Straßenbar und schlabberst am Tee und wirst eingenebelt. Juckt niemanden, und Nücken sind Geschichte. Warum ist hier in D bloß immer alles so ur-problematisch, wird nur alles zu Tode diskutiert und dann geschieht ja sich nichts? Wie schaffen nichts mehr, außer gendern und Weltmeisternde im Bedenkenträger*innen zu sein.

  • CO2 Voodoo am 26.06.2024 10:36 Uhr / Bewertung:

    Die Grünen haben beschlossen, die Moore wieder zu bewässern. Unsere Vorfahren haben die Moore trockengelegt, um die Malaria auszurotten. Die Grünen fügen der Malaria nun auch das Denguefieber hinzu. Geliefert, wie gewählt.

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