Statistik zum Jahresende: Hier ist Bayern spitze

Die längsten Schienen, Tausende Tonnen Rindfleisch und so viele Babys namens Lukas wie nirgendwo sonst – so schaut der Freistaat statistisch gesehen aus. Im Ländervergleich steht Bayern übrigens nur selten am unteren Ende der Tabellen.
von  Ruth Schormann
Der höchste Berg Deutschlands: Das Gipfelkreuz der Zugspitze steht auf 2962 Metern – und ist bei Touristen ein beliebtes Ziel.
Der höchste Berg Deutschlands: Das Gipfelkreuz der Zugspitze steht auf 2962 Metern – und ist bei Touristen ein beliebtes Ziel. © dpa

München - Vor wenigen Tagen ist das Statistische Jahrbuch 2016 für Deutschland veröffentlicht worden: Fast 700 Seiten dick ist der Wälzer. Keine lockere Gute-Nacht-Lektüre, aber interessant. Denn das Jahrbuch offenbart einige Kuriositäten über das größte Bundesland.

Manche Spitzenplätze sind ziemlich erwartbar beziehungsweise den Fachleuten längst bekannt: Mit 5,45 Milliarden Euro ist Bayern beim Länderfinanzausgleich der größte Geber. Mit 3,6 Prozent war hier die Arbeitslosenquote im vergangenen Jahr am niedrigsten.

Bayern zum Schmunzeln: Der kuriose Jahresrückblick

Aber mit einer Ganztagsquote bei der Kinderbetreuung von knapp über zehn Prozent bei den Unter-Dreijährigen schneidet Bayern im Ländervergleich dann doch am schlechtesten ab.

Das bayerische Ego wird es verkraften: In vielen Ländervergleichen steht der Freistaat nicht auf Platz eins. Bei der Strauchbeerenernte hat Niedersachsen die Nase vorn. Die meisten Musikschullehrer beschäftigt Baden-Württemberg. Und bei den Bufdis hat Bayern in Relation sogar die rote Laterne: Je 100.000 Einwohner engagieren sich im Freistaat gerade einmal 27 Menschen für den Bundesfreiwilligendienst. Thüringen kommt auf 103.

Warum neigen Menschen überhaupt dazu, sich zu vergleichen? Sozialpsychologen begründen das zum einen mit dem Wunsch, ein positives Selbstbild zu erhalten. Zum anderen mit dem Versuch, Wissen über die Umwelt zu erlangen. Denn sich selbst kann man am besten in Relation zu anderen einschätzen. Bundesländer sind da nur eine von vielen Kategorien.


Verkehr: Die längste Bahnstrecke


Das Streckennetz in Bayern wird immer länger. Foto: dpa

Mit 6310 Kilometern zwischen Rhön und Alpen war das Streckennetz der Eisenbahn 2014 so lang wie in keinem anderen Land, offenbart das Statistische Jahresbuch. Und noch etwas zeigt die Statistik: Anders als in vielen Ländern und bundesweit wuchs die Streckenlänge in Bayern von 2005 bis 2014.

Nicht nur bei den Schienen, auch bei den Straßen des überörtlichen Verkehrs, wie es die Statistiker nennen, belegt Bayern Platz 1: 41 892 Kilometer verlaufen durch den Freistaat, Autobahnen, Bundes-, Land- und Kreisstraßen eingerechnet. Übrigens: 2515 Kilometer Autobahn verlaufen durch Bayern. Erfreulich: Bei den tödlichen Verkehrsunfällen ist der Freistaat nicht unter den ersten. Mit 48 Unfalltoten je 1 Million Einwohner 2015 liegt das Bundesland auf dem sechsten Platz. Die meisten Getöteten bei Straßenverkehrsunfällen gab es in Brandenburg: 73.

Haushalte: Landwirtschaft ist Familiensache


Über dreiviertel der in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter sind Familienmitglieder. Foto: dpa

Überraschend deutlich hebt sich Bayern beim Anstieg der Privathaushalte von der Länderkonkurrenz ab. Verglichen mit der Zahl von 1991 wuchs sie um mehr als ein Viertel, also genauer gesagt 26,2 Prozent, auf zuletzt 6,3 Millionen. Gut 41 Prozent davon sind Einpersonenhaushalte.

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Gleiches gilt für den Anteil der Familienangehörigen unter den Arbeitskräften in landwirtschaftlichen Betrieben: Mit 76,2 Prozent liegt er in Bayern erheblich über dem Wert für Schlusslicht Brandenburg: nicht einmal 15 Prozent. Gezählt wurden 2015 im Freistaat 922 000 landwirtschaftliche Betriebe.

Vornamen: Lukas ist der Liebling


In Bayern war Lukas 2015 einer der drei beliebtesten Vornamen. Foto: dpa

Ein Blick ins Statistische Jahrbuch verrät: Bayern ist das einzige Bundesland, in dem Lukas 2015 unter den Top 3 der häufigsten Vornamen Neugeborener stand. In anderen Ländern nennt man die Kleinen zwar gerne ähnlich, aber lieber Luca, also die italienische Variante.

Die anderen beiden Lieblingsnamen bayerischer Eltern sind für Buben Maximilian und Alexander – sie tauchen auch in anderen Bundesländern häufig auf. Und bei den Mädchen? Die meisten 2015 Geborenen heißen Marie, Sophie und Maria. Diese Namen sind deutschlandweit sehr beliebt. Auf den ersten Plätzen rangieren Sophie und Maximilian, 2014 wie auch 2015.

Zum Leben gehört der Tod: In Bayern sterben immer noch mehr als zur Welt kommen. Auf 1000 Einwohner kamen laut der Statistik 0,8 mehr Gestorbene als Geborene.

Kultur: Junge Sänger


Singen steht bei bayerischen Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs. Foto: dpa

Bei den Mitgliedern unter 27 Jahren bei deutschen Chorverbänden erreicht der Chor-Verband Bayern mit 30,3 Prozent ebenfalls wieder einen Spitzenwert. Das liegt laut Präsidentin Angelika Schreiegg an den Schul- und Kinderchören: „Das macht bei nur 1200 Mitgliedern schnell einen erheblichen Anteil aus.“ Aber der Aspekt ist auch ein gutes Beispiel für die Haltbarkeit solcher Tabellen: Ende des Jahres wird der Verband aufgelöst.

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Besonders musikalisch sind die Bayern offenbar nicht – oder sie haben keinen Unterricht mehr nötig. Auf 1 Million Einwohner kommen nur 15 Musikschüler. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt bei 17 Schülern. In Baden-Württemberg sind es sogar 26, in Bremen nur sechs.

Bildung: Viele Angebote, hohe Kosten


Fast eine Million Bayern haben an VHS-Kursen teilgenommen. Foto: dpa

Unerreicht hoch ist die Zahl der Angebote auf dem Bildungssektor in Bayern: 190 Volkshochschulen, 129 063 Kurs- und 38 210 Einzelveranstaltungen waren es 2014. Diese besuchten insgesamt 979 573 Teilnehmer.

Eher schlecht sieht aus Sicht von Wilhelm Lang, Direktor des Bayerischen Volkshochschulverbands, aber die staatliche Förderung aus: gerade einmal sechs Prozent des Gesamtetats. Bemessen pro erwachsenem Einwohnern liege der Freistaat am unteren Ende.

Hochschulen gibt es 48 im Freistaat, deutlich weniger als in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Mit 9,5 und 11,0 Prozent stiegen die Ausgaben je Professor beziehungsweise wissenschaftlichem Mitarbeiter dort von 2012 auf 2013 so stark wie in keinem anderen Bundesland. Zwölf Universitäten, zehn pädagogische, theologische und Kunsthochschulen, 25 Fachhochschulen und eine Verwaltungsfachhochschule gibt es im Freistaat.

Schlachtungen: Rindfleischerzeuger Nummer eins


Nirgendwo werden so viele Ringer geschlachtet wie in Bayern. Foto: dpa

Im Freistaat sind 2015 mit 918 000 so viele Rinder geschlachtet wie sonst nirgends in Deutschland. Daraus ergibt sich laut Statistischem Jahresbuch eine Schlachtmenge von 804 000 Tonnen. Kaum verwunderlich: Auch der Rinderbestand ist mit über 3,2 Millionen in Bayern am Stichtag 3. November 2015 am höchsten. Bei den Schweineschlachtungen rangiert Bayern nur auf Platz drei mit knapp über 5 Millionen – und damit weit hinter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo 2015 fast 20 Millionen geschlachtet wurden.


In 27 Kapiteln, von Geografie und Klima über Kultur bis zu Tourismus und Verkehr, liefert das Statistische Bundesamt im aktuellen Jahrbuch allerlei Zahlen, Daten und Fakten. Das Buch, das das Statistische Bundesamt herausgibt, ist online abrufbar unter www.destatis.de. Seit 1952 gibt es diese Publikation, die laut der herausgebenden Behörde "informativ und nutzerfreundlich" objektiv Wissen vermittelt und durch einige Grafiken und Diagramme aufgelockert wird.

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