Maibockanstich: Django Asül nimmt sich genervten Hubert Aiwanger vor– die AfD bleibt verschont
Die Geschichte des Maibocks im Hofbräuhaus ist so eine, da würde auch Markus Söder (CSU) das Herz aufgehen. Denn so wie ihn heute der Länderfinanzausgleich nervt, so teuer kamen die nördlichen Gefilde schon 1613 Bayern zu stehen: Der herzogliche Hof bezog damals dunkles Bier aus Niedersachsen. Die Nordlichter haben so unverschämt abkassiert, dass Maximilian I. einfach den Braumeister abwarb. Dass nun ausgerechnet ein Preiß Urheber des urbayerischen Maybock war, nun, das soll an dieser Stelle nicht näher thematisiert werden.
Albert Füracker mit Talent auf der Bühne
Dass sich sein Finanzminister Albert Füracker als kompetent in Sachen Staatsfinanzen erwiesen hat, dürfte Söder nicht überraschen. Aber dass er so eine launige Rede am Maibockanstich hält, dass sogar Katharina Schulze ihm Talent attestiert, ist schon neu. Füracker hat das Publikum auf seiner Seite, etwa wenn er, der Bruderlose, davon schwärmt, einen Bruder zu haben. Oder die FDP, frisch aus dem Landtag gefallen, „an den Bildschirmen begrüßt“.
Die SPD ist für ihn die „Aktionsgruppe fünf plus x“, die Freien Wähler die Selbsthilfegruppe „Brüderlichkeit neu leben“. Seine besten Freundinnen und Freunde, das sind allerdings die bayerischen Steuerzahler. Mei, der Mann kann halt auch nicht ganz aus seiner Haut.

Sogar an seinen Chef traut er sich heran und zieht sein Telefon raus: Der chinesische Botschafter ist dran, irgendwas mit Pandas. Aber anscheinend hat er’s verkraftet: Söder klopft Füracker nach seiner Rede auf die Schulter, zuckt aber kurz, als Füracker anzapft, was nicht ganz so souverän gelingt. Die Rede hatte er erst in der Nacht vor dem Anstich geschrieben, verrät Füracker der AZ. Und sagt in unvergleichlich nüchterner Finanzminister-Art: „Ich hab ja nicht so viel Zeit, ich muss ja auch noch was anderes tun!“
Der Saal kommt nur langsam in Schwung
Das muss man erst mal toppen. Man kann es nicht anders sagen: Aber so ist es vermutlich, wenn man nach Markus Söder am Politischen Aschermittwoch spricht (fragen Sie Manfred Weber, der hatte heuer das Pech – trotz Europa-Wahl). Django Asül hat es nicht leicht an diesem eiskalten Apriltag und es dauert ein bisserl, bis der Saal in Schwung kommt.
Offenkundig schwer ist es auch für Hubert Aiwanger. Wo sein Bruder an diesem Abend ist und was er macht, das weiß er gar nicht, sagt er der AZ. Es nervt ihn offenkundig schon so ein bisserl, dass es immer wieder um sein Flugblatt und seinen Bruder geht. „In der Politik muss man jeden Tag einstecken“, resümiert Aiwanger stocknüchtern. Dass der Söder so gut weggekommen ist, das gefällt ihm offenbar gar nicht.
Eine gewisse Anspannung beim Ministerpräsidenten will Florian von Brunn festgestellt haben während der Rede von Django Asül. Er ist voll des Lobes des ehemaligen Nockherberg-Predigers, der dort aber nur einmal randurfte. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze überlegt gar, den Hashtag Kathapult zu übernehmen.
AfD-Politiker eingeladen - aber nicht erwähnt
Der heimliche Star des Abends kriegt keine grauen Haare ob der gefüllten Krüge und vollen Teller am Maibockanstich, auch wenn er dafür blechen muss. Füracker selbst gilt als äußerst bescheiden. Er hatte der AZ im Dezember verraten, dass er keine Weihnachtsgeschenke verteilt und sich nichts aus Urlaubsreisen macht.
Doch knickrig kam Bayerns Finanzchef am Dienstag nicht rüber. Mit 112.3777 Radi und 7864 Bratwürsten im Jahr 1831 konnte Füracker zwar nicht mithalten. Aber Beschwerden über das Menü von bayerischem Lachsforellentatar mit Apfel-Meerrettich-Mousse, Maishähnchenbrust mit jungen Karotten, grünem Spargel und Schupfnudeln, gefolgt von einem Dessertbuffet, hörte die AZ keine.
Und es dürfte den einen oder anderen amüsiert haben, dass ausgerechnet AfD-Fraktionschefin Karin Ebner-Steiner von Bedienungen mit offenkundigem Migrationshintergrund bedient wurden. Anders als am Nockherberg waren nämlich auch AfD-Politiker geladen. Nur in der Rede spielten sie keine Rolle.