Jeder zweite Bayer kämpft mit den Kilos

Das zeigt die Statistik. Wer besonders betroffen ist, wie es bei den Münchnern ausschaut und Gründe für das pfundige Problem.
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Ein Trachtler mit Bierbauch.
Ein Trachtler mit Bierbauch. © IMAGO/Panthermedia

Pralle Bierbäuche für jeden Monat – dieser kuriose Kalender aus Franken hat sich als Verkaufsschlager entpuppt. Freilich mit einem Augenzwinkern gemeint.

44 Prozent der Männer in Bayern gelten als übergewichtig

Experten blicken allerdings mit Sorge auf die Extra-Pfunde vieler Bayern. Wie der Mikrozensus 2021 zeigt, bringt jeder zweite Erwachsene im Freistaat zu viele Kilos auf die Waage. Vor allem Männer. Das hat das Landesamt für Statistik am Mittwoch mitgeteilt. Bei Männern gelten 44 Prozent als übergewichtig, weitere 17 Prozent sogar als fettleibig. Bei Frauen sind es 27 beziehungsweise 13 Prozent.

"Die Bayerische Küche ist alles andere als kalorienbewusst."

Hans Hauner, Ernährungsexperte vom Else-Kröner-Fresenius-Zentrum der TU München, überraschen diese Zahlen nicht, wie er der AZ am Mittwoch sagt. "Die Bayerische Küche ist alles andere als kalorienbewusst." Dazu kommt, dass sich diese Entwicklung schon seit Jahrzehnten abzeichnet.

Der Statistik zufolge hat der durchschnittliche bayerische Mann, der 1,79 Meter groß und etwa 85,2 Kilo schwer ist, einen Body-Mass-Index von 26,7. Die Durchschnittsdame in Bayern ist 1,66 Meter groß bei 68,2 Kilo – und hat damit noch einen BMI von 24,8 

Höherer Druck für Frauen ihr Gewicht zu halten

Hauner erklärt sich das damit, dass vor allem bei Mädchen und jungen Frauen ein höherer Druck besteht, das Gewicht zu halten – denn sie würden oft immer noch danach beurteilt und bewertet. Gerade in Sozialen Netzwerken.

Auch zwischen Stadt und Land liegen Pfunde. In Städten (25,2) ist der durchschnittliche BMI geringer als in ländlichen Regionen (26,1). Der Durchschnitts-Münchner ist sogar noch schlanker (BMI: 24,7). Hauner führt das darauf zurück, dass dort viele Akademiker und Hochgebildete lebten, die häufig gesundheitsbewusster seien.

Nicht nur der Bayer hat mit Übergewicht zu kämpfen

Auch Michaela Axt-Gadermann von der Hochschule Coburg nennt als möglichen Grund für die regionalen Unterschiede das Einkommen. Sozial schwächere Gruppen ernährten sich in der Regel schlechter, kauften weniger (teures) Obst sowie Gemüse und sportelten weniger.

Generell sind Extra-Pfunde kein Problem in Bayern allein, sondern in fast allen Industrienationen, sagt die Medizinerin Axt-Gadermann, die Spezialistin auf dem Gebiet Darmgesundheit, Ernährung und Abnehmen ist. Essen sei ständig verfügbar und die Menschen bewegten sich zu wenig. "Sicher spielen diese Faktoren in vielen Fällen eine Rolle", sagt sie der AZ. Das sieht auch Hauner so. Stichwort Imbissbuden.

Das Gewicht ganzheitlich betrachten

Was wir essen, ist ebenfalls ein Problem: "Moderne, hochverarbeitete, fettarme und mit Süßstoffen angereicherte Lebensmittel erzeugen zu wenige Sättigungshormone beziehungsweise regen den Appetit sogar noch zusätzlich an", sagt Axt-Gadermann.

Sie setzt sich grundsätzlich dafür ein, das Gewicht ganzheitlich zu betrachten. Und nennt beispielsweise eine ungesunde Darmflora als Dickmacher. "Bei gleicher Kalorienzufuhr kann ein ungünstiges Mikrobiom 200 oder mehr Kilokalorien täglich aus dem Essen in den Körper schleusen." Die Konsequenz: "Im Laufe eines Jahres summieren sich die zusätzlichen 200 Kalorien zu zehn Kilo zusätzlichem Fettgewebe."

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Ernährungsumstellung oder ein Appell an die Politik

Wer abnehmen möchte, sollte auf Ballaststoffe und gute Fette achten, etwa Olivenöl. "Fette liefern zwar mehr Kalorien, machen aber auch langanhaltend satt", so die Expertin. Auch Ballaststoffe hebt Axt-Gadermann besonders hervor, da sie den Hunger ebenfalls stillen. Ihr Fazit: "Alleine schon die Umstellung auf eine naturbelassenere und ballaststoffreichere Ernährung kann die Pfunde zum Schmelzen bringen."

Der Münchner Experte Hauner sagt, er könne nur jedem empfehlen, sein Normalgewicht zu halten. Er schaut mit Sorge auf die Folgen von Übergewicht: etwa Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. An die Politik appelliert er seit Langem, dass es rechtliche Regeln braucht. Etwa eine Zuckersteuer.

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14 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 12.01.2023 15:07 Uhr / Bewertung:

    Fettsucht hat natürlich auch seine Vorteile: die Rentenversicherung wird entlastet, weil die Gwamperten meistens ned recht oid wern.
    Und Wohnungen werden dadurch früher wieder frei.

  • ClimateEmergency am 12.01.2023 16:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Dafür
    - fallen durch vorzeitigen Austritt aus dem Arbeitsleben Steuereinnahmen weg
    - müssen mehr Kosten für kranke Menschen gestemmt werden
    - heizt der überkonsum von Tierprodukten direkt die Klimakrise an, was auch wieder kostet
    - geht es oft mit erhöhter Automobilnutzung einher, wie z.B. jede Popelstrecke mit dem Automobil zurücklegen statt mal etwas zu Fuß zu gehen oder ein Fahrrad zu nutzen, was wiederum die Klimakrise befeuert und durch Abgase Krankheit bei Mitmenschen verursacht

  • Knoedel am 12.01.2023 17:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Dafür werden die Krankenkassen mehr belastet. Und bei den Wohnungen müssen sich die Münchner meistens hinten anstellen.

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