"Jede Kuh hat ihre Persönlichkeit": Eine Foto-Reise zu den Bauern der Berge

Der Fotograf Klaus Maria Einwanger lädt mit seinem Bildband in die Welt der Bergbauern ein - in ein idyllisches, hartes und stolzes Leben.
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So oft wie möglich ist auch Bergbauer Sepp Jackl mit auf der Alm. Ihm ist es wichtig, dass seine Tiere im Sommer auf dem Berg sind. So lernen sie, welche Kräuter gut für sie sind. Kühe nur im Stall zu halten findet er nicht richtig.
So oft wie möglich ist auch Bergbauer Sepp Jackl mit auf der Alm. Ihm ist es wichtig, dass seine Tiere im Sommer auf dem Berg sind. So lernen sie, welche Kräuter gut für sie sind. Kühe nur im Stall zu halten findet er nicht richtig. © Klaus Maria Einwanger

Ein besonderes Wissen ist nötig, um an diesen Hängen Landwirt sein zu können. Die Bergbauern werkeln an steilen Wiesen in Handarbeit oder mit Spezialmaschinen, geht mal eine kaputt, kann nicht gleich der Handwerker bestellt werden. Ist eine Kuh krank, nicht gleich der Tierarzt.

Bergbauer Martin Leitner Senior zusammen mit zwei Tieren.
Bergbauer Martin Leitner Senior zusammen mit zwei Tieren. © Klaus Maria Einwanger

Die Krankenschwester Magdalena Leitner vom Oberrisshof am Schliersee kümmert sich deshalb selbst um ihre Tiere - "mit Kräutern, zum Beispiel Beinwell oder Honig, den wir auch selber produzieren". In der zehnten Generation betreibt die Familie den Hof. "Man muss hier aufgewachsen sein, um zu wissen, was zu tun ist", sagt Martin Leitner Senior. Manches hier wird seit Jahrhunderten gleich gemacht: Die Milch etwa muss alle zwei Tage ins Dorf gebracht werden - der Tankwagen kommt nicht hinauf.

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Solche Geschichten erzählt der Fotograf Klaus Maria Einwanger in seinem Bildband "Bergbauern". In Texten, doch hauptsächlich in Bildern. Über mehrere Jahre hinweg hat er acht Bergbauernfamilien begleitet und ihren Alltag mit der Kamera festgehalten - er war mitten drin, beim frühen Almauftrieb, beim anstrengenden Heuaufrichten, bei der gemeinsamen Brotzeit.

Sennerin Steffi auf der Mittleren Heubergalm. Sie ist eigentlich schon im Ruhestand.
Sennerin Steffi auf der Mittleren Heubergalm. Sie ist eigentlich schon im Ruhestand. © Klaus Maria Einwanger

Bergbauer - Ein EU-geschützter Begriff

Keines der eindrucksvollen, kontrastreichen Bilder wirkt gestellt. Man sieht ehrliche Erschöpfung und ehrliches Glück in den Gesichtern der Bergbauern - deren Zunft, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, immer rarer wird. Mit Regelungen und Finanzierungsschwierigkeiten haben sie zu kämpfen, im Tal wären die Erträge höher, die Arbeit am Berg ist anstrengend. Oft ist diese traditionelle Landwirtschaftsform nur noch im Nebenerwerb möglich - zu groß der Druck der Weltmärkte.

Senner Georg, ein ehemaliger Gastwirt, bereitet seinen Kaiserschmarrn auf der Weidbergalm zu.
Senner Georg, ein ehemaliger Gastwirt, bereitet seinen Kaiserschmarrn auf der Weidbergalm zu. © Klaus Maria Einwanger

Bergbauer ist ein von der EU geschützter Begriff, heißt es im Buch: Die Wiesen und Weiden der Bergbauern müssen entweder über 700 Meter liegen oder in einer Höhe über 500 Metern und dann aber nur mit einer bestimmten Hangneigung. Nur so entsprächen die Bergwiesen diesen ganz bestimmten einzigartigen Biotopen mit ihren vielzähligen Gräsern, Kräutern und Blumen, die die Kühe fressen und an die Milchprodukte weitergeben.

Um die Flächen nutzbar zu halten, ist Pflege nötig - im steilen Gelände besonders anspruchsvoll.
Um die Flächen nutzbar zu halten, ist Pflege nötig - im steilen Gelände besonders anspruchsvoll. © Klaus Maria Einwanger

"Die Kühe sind meine Freundinnen"

Um die 30 Kühe besitzen die Bergbauern im Durchschnitt. Familie Riecke vom Kainzenhof in Gmund am Tegernsee hat 25. "Jede Kuh hat ihre Persönlichkeit, wie bei Menschen auch", sagt Hildegard Riecke, die Herrin am Hof, die sich als Hauswirtschaftsmeisterin ums Melken und um die Feriengäste kümmert.

Jede Kuh hat einen Namen. "Die Kühe sind meine Freundinnen." Kunstdünger gibt es hier nicht, alles was "unsere Damen" bräuchten, holten sie sich von den Wiesen, sagt Ehemann Axel Riecke. Und das seit Hunderten von Jahren.


Das Buch: Klaus Maria Einwanger: "Bergbauern", KME Studios, 288 Seiten, 48 Euro.

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