Immer wieder Zoff zwischen Almbauern und Nationalpark Berchtesgaden: "Sind an allem selbst schuld"

Fahrgenehmigungen durch den Nationalpark Berchtesgaden sind für Almbauern wichtig. "Aber sie werden immer seltener", sagte Bezirksalmbauer Kaspar Stanggassinger beim Bezirksalmbauerntag. Nationalpark-Vertreter Daniel Müller hält dagegen.
Kilian Pfeiffer |
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Mit dem Auto in den Nationalpark Berchtesgaden? Für die Almbauern ist das oft notwendig, um Arbeiten auf der Alm zu erledigen.
Mit dem Auto in den Nationalpark Berchtesgaden? Für die Almbauern ist das oft notwendig, um Arbeiten auf der Alm zu erledigen. © Kilian Pfeiffer

Berchtesgaden - Fahrgenehmigungen durch den Nationalpark werden immer seltener, sagte Bezirksalmbauer Kaspar Stanggassinger kürzlich beim Bezirksalmbauerntag. Und das, obwohl sie für Almbauern so wichtig sind. Flankiert wird seine Äußerung durch eine lautstarke Diskussion zwischen Landwirt und Nationalparkvertreter Daniel Müller. "Wir werden eine Lösung finden", verspricht dieser.

Immer strenger geregelt würde die Anzahl der Fahrgenehmigungen im Nationalpark Berchtesgaden. Dort liegen viele bewirtschaftete Almen. Um diese instand zu halten, sind Fahrgenehmigungen Voraussetzung. Die Genehmigungen seien zahlenmäßig stark begrenzt worden, sagen die Almbauern. Häufig sind diese auf einzelne Kennzeichen festgeschrieben. Mehrere Almbauern klagen nun darüber, "aufgeschrieben" worden zu sein von Parkrangern. Weil eben nicht nur das genehmigte Fahrzeug, sondern auch zusätzliche Unterstützerfahrzeuge unterwegs waren. "Manchmal gibt es Situationen, da braucht man eben zusätzliche Helfer für gewisse Arbeiten am Berg", sagt Kaspar Stanggassinger. Manchmal brauche man auch Unimog und Bulldog.

Die strikten Kontrollen, die strenge Regelung in Sachen Fahrtwege erschwert den Almbauern das Erledigen anfallender Arbeiten, sagen sie. Zumal einige Almbauern beim Bau der Forststraßen in der Vergangenheit finanziell beteiligt gewesen waren.

Nationalpark Berchtesgaden: "Ein konfliktfreies Miteinander möglich machen"

Auf Nachfrage beim Nationalpark Berchtesgaden sagt Daniel Müller, die Nationalparkverwaltung stehe hinter "der rechtstitelmäßigen Ausübung der Forstrechte", insbesondere der Lichtweide- und Waldweiderechte. Dazu zählten auch Fahrten im Rahmen der Ausübung der Almrechte. "Aktuell zeigt sich, dass das Thema 'Fahren im Nationalpark' vermehrt Aufmerksamkeit erfährt", sagt Müller. Beim Nationalpark sei man um einen Ausgleich der Interessen bemüht. "Ziel der Nationalparkverwaltung und der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt ist es, ein konfliktfreies Miteinander auf den Forstwegen im Nationalpark möglich zu machen."

Nationalpark-Mitarbeiter Daniel Müller (l.) im lautstarken Gespräch mit einem Almbauern zum Thema Fahrgenehmigungen.
Nationalpark-Mitarbeiter Daniel Müller (l.) im lautstarken Gespräch mit einem Almbauern zum Thema Fahrgenehmigungen. © Kilian Pfeiffer

Wie eine Lösung aussehen könnte? Die Vergabe der Fahrgenehmigungen müsse "möglichst effektiv" gestaltet werden. Auf Details geht man beim Nationalpark nicht näher ein. "Dies ist ein langfristiger Prozess, der das aktive und konstruktive Mitwirken aller Beteiligten erfordert", sagt Müller.

Vor ein paar Wochen sicherte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den Almbauern Hilfe zu und versprach dem "Alm-Bündnis Berchtesgaden" ein Treffen – zu dem kam es nun. Toni Altkofer, Gründer des Bündnisses, hatte Hoffnung in den Termin gesetzt, sei aber enttäuscht worden, wie er der AZ sagt. Das Gespräch mit Aiwanger sei zunächst zwar "sehr gut" gewesen, der Wirtschaftsminister musste aber gleich weg.

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Das Gespräch der Almbauern mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber war ernüchternd

Das anschließende Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sowie Vertretern aus Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Justizministerium empfand er als ernüchternd. Auf die Probleme sei nicht eingegangen worden, auch nicht auf die Fahrproblematik, sagt Altkofer. "Wir sind an allem selbst schuld", resümiert er das Gespräch.

Und sowieso verstehe er nicht, wie ein Ranger darüber entscheiden könne, ob ein Almbauer zu seiner Alm müsse. Es sei ein ewiges Gängeln, das da ablaufe. Früher seien die Bergbauern die Eigentümer des Gebiets gewesen, jetzt seien sie eben nur noch die Genehmigten.

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13 Kommentare
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  • F. Graf Denunziant am 18.03.2024 14:55 Uhr / Bewertung:

    Sind die Almbauern gesichert rechtsradikal, dann sofort die Bürgerrechte entziehen. Paus und Faser arbeiten doch schon an ihrem Demokratiegesetz, das zum Ziel hat Kritik an der Ampel unter Strafe zu stellen.

  • AufmerksamerBürger am 18.03.2024 11:46 Uhr / Bewertung:

    Der Nationalpark sollte ausschließlich grünen Umweltaktivisten zum Schifahren, Mountainbiken oder zum laut Feiern vorbehalten sein.
    Bergbauern sind rechts.

  • R.Brecher am 18.03.2024 21:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    Vielleicht sollte jemand Mal das Buch von Toni Altkofer, dem früheren Bürgermeister von Bischofswiesen, lesen, bevor man bissig gegen die Almbauern zieht.

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