Erste Hotspots sind schon gesperrt: Beliebte Ausflugsziele in Bayern leiden immer mehr unter Touristen-Ansturm
Berchtesgaden - Rund 1,6 Millionen Besucher kommen jedes Jahr in den Nationalpark Berchtesgaden. Viel zu tun also für die Rangerinnen und Ranger, die für Recht und Ordnung rund um Watzmann und Königssee sorgen. Eine davon ist Marina Unterreiner (41), seit drei Jahren ist sie hier schon im Einsatz.
Die AZ hat mit ihr darüber gesprochen, gegen welche Verstöße sie kämpft, wie die diesjährige Hauptsaison war und wie sehr sich alles durch den Massentourismus verschlimmert. Unterreiner ist eine von 13 Rangerinnen und Rangern im Nationalpark Berchtesgaden. Das Team ist für insgesamt 210 Quadratkilometer Fläche verantwortlich. Heruntergerechnet also etwa 16 Quadratkilometer pro Ranger.

"Am anstrengendsten sind die Sommermonate": Touristen überrennen Hotspots in Bayern
Der Massentourismus ist laut Unterreiner ein großes Thema in ihrer Arbeit. Gefühlt sei es auch mehr geworden, aber "vor allem hat es sich verändert", sagt sie. Die Besuche im Nationalpark seien kürzer geworden. Alles ginge schneller. Gerade in den Hotspot-Gebieten wie am Königssee oder Hintersee bedeutet das große Menschenmengen in kurzer Zeit.
"Am anstrengendsten sind die Sommermonate", sagt Unterreiner. In der Hauptsaison sei man oft noch spät abends oder am Wochenende im Einsatz. An den Hotspots sei in diesem Jahr sehr viel los und die Menschenmenge teilweise auch grenzwertig gewesen. Am Königssee und am berühmten "Infinity-Pool" sei es vermehrt zu Verstößen gekommen.
Wildcamping ist in den Nationalparks in Bayern verboten, doch es kommt immer wieder zu Verstößen
Gemeint ist die Gumpe am Königsbach-Wasserfall bei Schönau. Dieser Ort ist in den letzten Jahren zu einem beliebten Foto-Spot geworden, an dem es immer wieder zu Unglücken kam. Mittlerweile ist er für mehrere Jahre gesperrt. Ein großes Problem im Nationalpark sei auch das Wildcampen, sagt die Rangerin. Diesen Sommer hat es auf Deutschlands Campingplätzen knapp 18 Millionen Übernachtungen gegeben, wie das Portal "camping.info" auswertete. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen trotz eines Minus von 1,51 Prozent nach wie vor hoch.
Camping ist also weiterhin beliebt. Neben den legalen Übernachtungen kommen Besucher aber eben auch für das illegale Wildcamping in den Nationalpark. Das bedeutet, dass Zelt-Fans in der Wildnis und außerhalb der vorgegebenen Plätze übernachten – in Deutschland verboten.
Vielen Touristen fehlt der Respekt vor der Natur
"Bei uns gibt es vermehrt Wildcamper und das hat sich schon während Corona stark entwickelt", sagt Unterreiner. Gerade unter jungen Menschen sei es ein Trend: "Die erhoffen sich ein besonderes Naturerlebnis", so die Rangerin, "dieses Erlebnis bedeutet aber nicht auch immer Respekt zur Natur." Vor allem Tiere, die tagsüber ohnehin von den Besuchern gestört werden, kämen nur nachts zur Ruhe.
Diese Nachtruhe werde durch die Wildcamper zusätzlich gestört. Dazu kommen Probleme wie Müll oder gar Feuer. Gerade durch die vermehrten Trockenphasen sei das besonders gefährlich. Sogenannte "Survival-Abenteurer", die mehrere Tage in der Wildnis verbringen wollen, würden die Probleme noch verstärken.
Die Nationalparks in Bayern sind für alle offen – aber die Natur leidet unter dem Tourismus
Wie wird gegen solche Verstöße vorgegangen? "Wir versuchen natürlich, viel durch Aufklärung zu erreichen", sagt Unterreiner. Bei Wildcampern mache man sich erst einmal bemerkbar und spreche die Personen an. Hierfür sei man meist in Frühstreifen oder nachts unterwegs. "Die meisten zeigen Verständnis und am Ende können wir mit unseren Argumenten überzeugen."
Auch die sogenannte Besucherlenkung verhindert Probleme. Gemeint ist die Beschilderung der Wege. Mittlerweile habe man auch eine Digitalrangerin im Einsatz, die online gegen das Problem der unzähligen Routenvorschläge im Netz vorgeht. Diese führen nämlich oft an den offiziellen Wegen vorbei.
Es ist fast schon ein Zwiespalt, in dem sich die Ranger befinden. Einerseits ist ein Nationalpark für alle offen und wird zur Erholung zur Verfügung gestellt. Andererseits ist der Tourismus für die empfindliche Natur oft von Nachteil, beschreibt Unterreiner. Die Rangerin gibt aber auch Entwarnung: "Wir haben das gut im Griff." Dass sich die Menschenmassen an den Hotspots ballen, ist nämlich durchaus auch von Vorteil: "So können wir uns gut auf diese Gebiete beschränken und die Probleme bewältigen."
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