Immer weniger Lehramtsstudierende an Bayerns Hochschulen

Wenn man so will, könnte man es den Lehrermangel von morgen nennen, der sich derzeit an Bayerns Unis abzeichnet. Denn Fakt ist, dass sich immer weniger Abiturienten für ein Lehramtsstudium entscheiden.
AZ/dpa |
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Eine Lehrerin schreibt in einer Schule an die Tafel.
Eine Lehrerin schreibt in einer Schule an die Tafel. © Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

München - An Bayerns Hochschulen gibt es immer weniger Lehramtsstudenten. Das geht aus einer Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der SPD im Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. 

Simone Strohmayr: "Wir sehen eine höchst besorgniserregende Entwicklung"

Waren 2017 noch 8.127 Studienanfänger für das Lehramt an Grund- und Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien eingeschrieben, sank die Zahl bis 2021 um rund sieben Prozent auf 7.565.

Besonders drastisch änderte sich im genannten Zeitraum die Zahl der Studienanfänger und Anfängerinnen für die Mittelschule mit einem Rückgang um 62 Prozent: Während 2017 noch 1.460 Studierende im ersten Fachsemester für die Mittelschule eingeschrieben waren, wählten 2021 nur noch 551 junge Menschen diesen Ausbildungsweg.

"Wir sehen hier eine höchst besorgniserregende Entwicklung. Sie zeigt, dass sich der jetzt schon gravierende Lehrermangel in den Mittelschulen noch weiter verschärfen wird", sagte die SPD-Abgeordnete Simone Strohmayr. Nötig sei daher eine bessere Bezahlung für Lehrer an Grund-, Mittel- und Förderschulen. "Sie starten mit etwa 700 Euro weniger ins Berufsleben als beispielsweise Gymnasiallehrer. Das ist ungerecht und schreckt diejenigen ab, die es sich gut vorstellen könnten, Mittelschullehrer zu werden."

Piazolo: "An Bayerns Schulen hat es noch nie so viele Lehrkräfte wie jetzt gegeben"

In den vergangenen Tagen und Wochen hatte es wiederholt Berichte über einen großen Lehrermangel an Bayerns Schulen gegeben. Der Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) bezifferte die Zahl der fehlenden Kräfte mit 4.000.

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Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wies die Zahl aber als nicht korrekt zurück und verwies darauf, dass es an Bayerns Schulen noch nie so viele Lehrkräfte wie jetzt gegeben habe. Gleichwohl hieß es auch von der Staatsregierung, dass es angesichts der Corona-bedingten Personalausfälle, des angespannten Bewerbermarkts sowie der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Fluchtbewegungen "eine zunehmende Herausforderung" sei, den Bedarf an Lehrkräften zu decken.

Beruf Lehrer: Wie attraktiv sind Studium und Arbeitsbedingungen?

"Wer guten Unterricht will, muss neue Lehrerinnen und Lehrer ausbilden", sagte Strohmayr. Ausreichend Interessenten an diesem Beruf gebe es aber eben nur, wenn Studium und Arbeitsbedingungen attraktiv seien. Dies sei in Bayern ganz offenkundig nicht der Fall, mahnte die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Das kann auf Dauer nicht gut gehen." Letztlich sei das Minus "hausgemacht", CSU und Freie Wähler ignorierten seit Jahren alle Vorschläge, den Lehrerberuf sowie die -ausbildung attraktiver zu machen.

Auch die Abschlüsse der Lehramtsstudenten in den genannten Schularten seien um 30 Prozent gesunken, betonte Strohmayr: Während 2017 noch 5.720 Studierende ein erfolgreiches Examen ablegten, waren es vergangenes Jahr nur noch 4.022. "Jetzt rächt sich die über Jahrzehnte zu restriktive Einstellungspolitik der Staatsregierung. Hinzu kommt, dass das Lehrerstudium grundsätzlich von vielen Studierenden als dringend reformbedürftig eingestuft wird", sagte Strohmayr.

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5 Kommentare
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  • Klara Fall am 17.09.2022 22:29 Uhr / Bewertung:

    "...die Mittelschule mit einem Rückgang um 62 Prozent..."

    Wo sind die engagierten jungen Leute, die Lust haben auf pubertierende Jugendliche mit 99-prozentigem Hintergrund? Die, die gerne auf Show machen und sich vor Kameras für eine Stunde auf die Straße kleben, könnten hier im wirklichen Leben versuchen, etwas zu bewirken. Ist natürlich mit Arbeit verbunden...

  • DaMamaIhrBua am 17.09.2022 21:30 Uhr / Bewertung:

    Wer will schon noch Lehrer an einer „Hauptschule“ werden? Früher war das noch eine normale Schule, mit Schülern, die danach eine Lehre machten.
    Heute mit dem Klientel ist sie der Bodensatz der Gesellschaft.

    Nur weil man aus der Hauptschule eine Mittelschule macht und aus der Sonderschule eine Förderschule, ändert das nichts am Publikum.

  • SL am 17.09.2022 19:05 Uhr / Bewertung:

    Das Problem bei den Lehramtsstudenten ebenso wie bei den Medizin-Studenten: Diese Berufe sind mittlerweile feminisiert, d.h. es sind bereits fast 80% weibliche Anwärter. Und diese wollen und arbeiten später Teilzeit. Schon aktuell arbeiten 40% der Lehrerinnen und Medizinerinnen Teilzeit

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