Flughafen-Baby: Mutter erfindet Geburt in Dubai

Landshut - Als Soraya Y. ungefähr im sechsten Monat schwanger war, trat sie einen dreimonatigen Au-Pair-Aufenthalt in Dubai an. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr brachte sie am Münchner Flughafen ein kleines Mädchen zur Welt und versuchte, es zu töten. Für den Vater des Kindes hatte sie sich eine irre Geschichte ausgedacht.
"Schwangersein ist scheiße", schrieb die junge Frau dem Vater des Kindes per Kurznachricht aus Dubai. In den weiteren Nachrichten erfindet sie sogar eine Entbindung in den Vereinigten Arabischen Emiraten und berichtet von gesundheitlichen Problemen des kleinen Mädchens. So wollte sie offenbar erklären, dass sie ohne Kind aus Dubai zurückkehren würde. Doch die Wehen setzten erst auf dem Rückflug ein.
So brutal wollte Soraya Y. ihr Baby töten
So grausam das Aussetzen des Kindes irgendwo in einem fremden Land auch anmuten mag – die Realität war noch viel schrecklicher. Im Prozess schildert ein Ermittler die dramatischen Ereignisse von der Geburt auf der Airport-Toilette. Demnach steckte die Plazenta tief in dem Toilettenrohr, als eine Passantin das Baby in der Kloschüssel entdeckte, die Nabelschnur lag um den Hals des Neugeborenen. "Erst als die Plazenta rausgenommen wurde, löste sich die Nabelschnur und das Baby hat angefangen zu atmen", erläutert der Polizeibeamte.
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Mit einer Körpertemperatur von 26 Grad wurde das Kind in eine Münchner Kinderklinik gebracht und gerettet. "Das Mädchen lebt bei Pflegeeltern", sagt Rechtsanwalt Markus Fischer, der als Nebenkläger das Kind vertritt. Bleibende Schäden könnten zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht ausgeschlossen werden.
Das Rätsel um zwei weitere Schwangerschaften
Zusätzlich wurde der Prozesstag von dem Verdacht überschattet, dass Soraya Y. noch zwei weitere Kinder zur Welt gebracht und eventuell getötet haben könnte. Sollte sich der Verdacht weiterer Taten erhärten, könnte es zu einem weiteren Verfahren am Ellwanger Landgericht kommen. "Wir müssen aufklären, was aus den Schwangerschaften geworden ist", betont der Sprecher der dortigen Staatsanwaltschaft. Die Eltern hätten diese zumindest bemerken können. Zum Zeitpunkt der möglichen Schwangerschaften hatte die junge Frau schließlich bei ihren Eltern in Heidenheim gewohnt.
Der aktuelle Prozess gegen die 24-Jährige wird an diesem Freitag fortgesetzt. Mit einem Urteil wird Anfang Juni gerechnet.