Fall Peggy Knobloch - die Wende?

Schwerer Verdacht gegen einen Mann - und ein seltsames Foto mit Peggy. Ein Jurist will auch einer weiteren Spur nachgehen
von  Helmut Reister
"Zärtlichkeiten ausgetauscht": Peggy K. und Holger E. auf einer alten Aufnahme.
"Zärtlichkeiten ausgetauscht": Peggy K. und Holger E. auf einer alten Aufnahme. © Ermittlungsunterlagen

Schwerer Verdacht gegen einen Mann - und ein seltsames Foto mit Peggy. Ein Jurist will auch einer weiteren Spur nachgehen

Bayreuth - Ist der wahre Mörder der kleinen Peggy (9) aus Lichtenberg (Oberfranken) endlich gefunden?

Der wegen sexuellen Kindesmissbrauchs bereits in Haft sitzende Holger E. (29), gegen den die Staatsanwaltschaft Bayreuth auch im Fall Peggy ermittelt, hat gegenüber den Ermittlern zugegeben, das Mädchen wenige Tage vor ihrem Verschwinden im Mai 2009 ebenfalls missbraucht zu haben.

Das könnte die Wende in dem rätselhaften Fall sein.

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Rechtsanwalt Michael Euler, der den verurteilten Gastwirtssohn Ulvi K. (35) vertritt, reagiert auf die Nachricht von dem Teilgeständnis dagegen eher kühl. „Wirklich überraschend ist das nicht. Es gab ja bereits genügend Hinweise darauf, dass Holger E. Peggy missbraucht haben könnte. Ob er sie auch ermordet hat, steht auf einem ganz anderen Blatt“, sagte er zur AZ.

Bereits kurz nach dem spurlosen Verschwinden Peggys war der damals knapp 18-jährige Mann aus einem Dorf in der Nähe von Halle ins Visier der Ermittler geraten. Er besuchte des öfteren seinen Stiefbruder, der in Lichtenberg, dem Wohnort des Mädchens, lebte.

Auffallend war sein bizarr wirkendes Verhältnis zu dem zehn Jahre jüngeren Mädchen. Um den Hals trug er ein Amulett mit dem Foto Peggys.

Obwohl er nur ein wackeliges Alibi für die Tatzeit vorweisen konnte, wurden die Ermittlungen gegen ihn damals eingestellt. Ausschlaggebend dafür war auch, dass er keinen Führerschein und kein Auto besaß, um die Strecke von Halle nach Lichtenberg unkompliziert zu bewältigen. Inzwischen ist bekannt, dass Holger E. öfter mit geklauten Fahrzeugen unterwegs war.

Seine seltsame Beziehung zu dem verschwundenen Mädchen ist bis zum heutigen Tag sichtbar. „Er hat sogar seine Haftzelle mit Fotos von Peggy zugepflastert“, weiß Anwalt Euler. Dort sitzt Holger E., weil er seine Tochter (2) missbraucht hat. Und ermittelt wird von der Staatsanwaltschaft, ob auch noch andere Kinder Opfer von ihm wurden.

Auf den Mann, der äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit zu Ulvi K. aufweist, war die Staatsanwaltschaft Bayreuth im vergangenen Jahr gestoßen, als sie begann, den Fall noch einmal komplett neu aufzurollen.

„Wir gehen jeder Spur nach“, hatte Herbert Potzel, Chef der Bayreuther Ermittlungsbehörde, als Devise ausgegeben. Das war zu dem Zeitpunkt, als sich immer mehr herauskristallisierte, dass der behinderte Ulvi K. einen neuen Prozess bekommt.

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Für Rechtsanwalt Euler wäre das jetzt von Holger E. abgegebene Geständnis der richtige Anlass, auch die familiären Verhältnisse Peggys noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Euler: „Ich gehe davon aus, dass Peggys Mutter nicht die volle Wahrheit gesagt hat und mehr wusste, als sie einräumte. Nach der Aktenlage hat sie bei ihren Vernehmungen gelogen.“

Der Frankfurter Anwalt ist davon überzeugt, dass Peggy möglicherweise von verschiedener Seite zum Spielball sexueller Interessen wurde.

 

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