Fall Hanna: Eltern wehren sich – Anzeige gegen Verteidigern Regina Rick

Der Mord-Prozess gegen Sebastian T. zieht sich in die Länge – das liegt auch an Verteidigerin Regina Rick. Hannas Eltern haben nun Anzeige erstattet.
Heidi Geyer |
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Nicht mal ein Kilometer entfernt vom Eiskeller ist Hannas Elternhaus.
Nicht mal ein Kilometer entfernt vom Eiskeller ist Hannas Elternhaus. © dpa

Traunstein/Aschau - Was müssen diese Eltern alles ertragen. Ihre Tochter ist am 3. Oktober 2022 nicht nach Hause gekommen. Obwohl der Heimweg vom Club "Eiskeller" nicht mal einen Kilometer lang war. Sebastian T. (22) soll die 23-jährige Medizinstudentin umgebracht haben. Seit Oktober sitzt er Hannas Eltern an den inzwischen 32 Prozesstagen am Landgericht Traunstein gegenüber. Sie nehmen nicht an allen Prozesstagen teil, zu schmerzhaft ist es für sie.

Anwältin Regina Rick: Macht der "Rottweiler" nur seinen Job?

Erst recht seit Wahlverteidigerin Regina Rick zum Prozess gestoßen ist. Die Münchner Anwältin hat sich selbst schon mal als "Rottweiler" bezeichnet. Sie ist jemand, der sich festbeißt und in den Akten nach Fehlern und entlastenden Details sucht. Man kann das so sehen, dass Rick genau ihren Job macht und gründlich ist. Oder man kann es als "Selbstdarstellungsshow" sehen. So wie offenbar Hannas Eltern laut einer Pressemitteilung von ihrem Anwalt Walter Holderle. Dass Ricks früherer Mandant Manfred Genditzki öffentlichkeitswirksam am Landgericht aufgetaucht war, fanden viele Prozessbeobachter (und auch die AZ) seltsam. Zumal die Information darüber vorab an die "Bild" durchgestochen worden war.

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Hanna-Prozess: "Abstruse" Unfalltheorien der Verteidigung

Holderle kritisiert auch, dass die Verteidigung "abstruse" Unfalltheorien aufstelle. In der Tat fragt man sich schon, ob es plausibel ist, dass Hanna in den Bärbach gefallen sein soll und von dort aus noch versucht haben soll, einen Anruf an ihre Eltern abzusetzen. Wenn man mit 2 Promille Alkohol im Blut in einen kalten Bach mit Hochwasser fällt, kriegt man das noch hin? Oder zieht man sich dann nicht erst mal die Klamotten aus und versucht, sich ans Ufer zu retten?

Eine Verhöhnung des Opfers

Holderle hält Ricks Theorien und Beweisanträge für Unfug. "Unabhängig davon, dass diese Meinung erkennbar haltlos ist, spielt zum größten Leid meiner Mandanten, die Person ihrer Tochter sowie das von ihnen mit der Tötung ihrer Tochter erlittene Leid dabei keinerlei Rolle mehr", schreibt der Anwalt. Nun sei eine Grenze überschritten: "Die getötete Hanna wurde hierdurch zu einem ,Gegenstand' degradiert, über den die Verteidigung beziehungsweise die für die Verteidigung insoweit tätigen Personen glauben, eigenmächtig und ohne Zustimmung, der hierfür berufenen Personen verfügen zu können."

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Anzeige gegen "sämtliche Personen"

Hannas Eltern haben daher Anzeige erstattet. Die Anzeige richtet sich gegen "sämtliche Personen", die Aktenbestandteile an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf weitergegeben haben. Genau so einen Beweisantrag hatte Rick gestellt. Holderle hatte schon während der Verhandlung angekündigt, er wolle die Rechtmäßigkeit der Weiterleitung womöglich prüfen.

Zudem richtet sich die Anzeige gegen die Weitergabe des Antrags auf Befangenheit an die "Bild", die Teile daraus veröffentlicht hatte. Denn abermals hatte die "Bild" Informationen vor anderen Prozessbeteiligten.

Rick sieht das Vorgehen offenbar als legitim und sagt der AZ auf Anfrage: "Selbstverständlich darf sich die Verteidigung sachverständig beraten lassen, und selbstverständlich darf die Verteidigung mit Medienvertretern kommunizieren, sofern eine Schweigepflichtentbindungserklärung des Mandanten vorliegt. " Von diesem Recht mache der Nebenklägervertreter Holderle schließlich ausufernd Gebrauch.

Haltung, die Hannas Eltern Kraft kosten muss

Hannas Eltern hatten  zu Beginn des Prozesses ebenfalls aussagen müssen. Ihr Schmerz ist an jedem Prozesstag erkennbar. Es muss sie unwahrscheinlich viel Kraft kosten, mit so viel Haltung, ja, auch Zurückhaltung zum Prozess zu gehen. Sie halten sich meist an den Händen, folgen dem Prozess aufmerksam. Das Gesicht von Hannas Mutter wirkt oft schmerzverzerrt und angestrengt. Beide tragen Alltagskleidung, kein schwarz. Aber es steht außer Frage, wie sehr die beiden trauern. 
Zu ihrer Tochter hatten sie ein enges Verhältnis. Hanna wurde durchweg als ein enorm positiver Mensch geschildert und als eine junge Frau, die ihr Leben im Griff hatte. Die gerne feierte, viele Freunde hatte, aber auch Verantwortung übernahm. Die nie Streit suchte, tolerant war und sich nicht in den Mittelpunkt drängte.

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Es ist ein geradezu grotesker Widerspruch, dass Hannas Eltern nun inmitten einer solchen Schlammschlacht stehen. Sie haben sich lange nicht gewehrt und sahen zu. Dieser Punkt scheint nun überschritten zu sein.

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  • loewenhund am 23.02.2024 11:55 Uhr / Bewertung:

    und wieder wird von einer mediengeilen rechtsanwältin ein gericht an der <Nase herumgezogen denn je länger so ein prozess dauert um so mehr geld erhält die Frau Rick

  • Max Merkel am 23.02.2024 10:13 Uhr / Bewertung:

    Ja ja , diese Juristen, ihre Spielchen gehören zum Job. Die machen aus einem überführten Massenmörder noch einen Engel. Ich kann dieses Klientel einfach NICHT ausstehen!!!

  • Salvator2000 am 22.02.2024 18:58 Uhr / Bewertung:

    Ja, es ist nachvollziehbar, dass die Verteidigung jeden nur möglichen Weg sucht, um Ihr gesetztes Ziel zu erreichen, sie wäre ja sonst keine gute Verteidigung. Aber es ist nicht nachvollziehbar, dass hierbei persönliche Interessen vor die Würde und den Respekt vor Hanna gestellt werden.

    Das ist kein guter Harvey Spectre Style liebe Frau Rick und so wie ich Sie einschätze, lesen sie hier auch mit.

    Übrigens “Der Rottweiler ist von freundlicher und friedlicher Grundstimmung, sehr anhänglich, gehorsam, führig und arbeitsfreudig. Seine Erscheinung verrät Urwüchsigkeit; sein Verhalten ist selbstsicher, nervenfest und unerschrocken. Er reagiert mit hoher Aufmerksamkeit und zugleich gelassen gegenüber seiner Umwelt”

    Vielleicht täte Ihnen etwas Gelassenheit, Pietät und Ehrfurcht vor der Person, die Opfer eines mutmaßlichen Gewaltverbrechens geworden ist gut.

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