"Erschütterungen stark gespürt": Erdbebenserie in Tirol auch deutlich in Bayern zu spüren
St. Johann - Erschütterung, Zerstörung und Hilflosigkeit - immer wieder bebt die Erde auf der Welt. Der Mensch ist den Folgen oft schutzlos ausgesetzt. Meist sind diese Naturkatastrophen weit entfernt von Deutschland und Bayern. Doch auch im Freistaat bebt die Erde regelmäßig. Zuletzt sorgt eine ungewöhnliche Erdbebenserie in den angrenzenden Tiroler Alpen (siehe Karte) seit Mitte Januar für Aufregung. Was hat es damit auf sich?
"Wir haben es mit einer außergewöhnlichen Serie von insgesamt 43 spürbaren Beben zu tun", sagt Rita Meurers vom Österreichischen Erdbebendienst der AZ. Das vorerst letzte Beben habe man am 2. Februar erfasst. Besonders an dieser Erdbebenserie in Tirol sei die große Anzahl an spürbaren Erschütterungen - auch viele kräftigere. Das stärkste mit einer Magnitude von 3,9. Zum Vergleich: Das schwere Erdbeben in der Türkei vom vergangenen Jahr hatte eine Magnitude von 7,7. Spürbar seien Beben ab einer Stärke von um die 2, sagt die Seismologin, und Schäden gäbe es ab 3,5.

Anwohner, die etwas bemerken, können über einen Fragebogen auf der Webseite des Informationsdiensts Erschütterungen und Schäden melden. Im Zusammenhang mit der jüngsten Serie habe es bisher um die 120 Schadensmeldungen gegeben, wobei es sich vor allem um leichte Gebäudeschäden wie Risse handelte.
Erbeben waren auch in Bayern spürbar: Über 121 Beobachtungen wurden gemeldet
Auch in Bayern waren die Erdbeben spürbar. "Erdbeben kennen keine Grenzen", sagt Meurers. Generell gilt: Je weiter man vom Epizentrum, also dem Startpunkt eines Erdbebens, entfernt ist, desto sind geringer die Auswirkungen. Laut Meurers wurden aus Bayern 121 Beobachtungen im direkten Zusammenhang mit den Tiroler Beben gemeldet.
"In den grenznahen Gebieten wurden die Erschütterungen stark gespürt." Viele Meldungen kamen etwa aus den Gemeinden Reit im Winkl oder Ruhpolding und einige aus dem Berchtesgadener Land.
Generell sind Erdbeben in der Alpenregion keine Seltenheit. "In Tirol kennt man Erdbeben", sagt Meurers. Das Gebiet um St. Johann und Waidring sei hingegen eigentlich kein typisches Erdbebengebiet, sagt Meurers. Die letzte vergleichbare Erdbebenserie habe es hier vor über 100 Jahren gegeben, als es in Tirol mehrere Beben mit einer Magnitude von über 3 gegeben hat. Zu jener Zeit bebte die Erde wiederholt über einen Zeitraum von mehreren Monaten.
Seismologe: Große Erdbeben in Südbayern eher selten
Erdbeben entstehen durch die Bewegung der oberen Erdschicht - der tektonischen Platten. Zumindest in Südbayern bleibt man eher verschont von größeren Beben. "Wir haben das Glück, dass wir außerhalb des Alpenbogens sind", sagt Joachim Wassermann vom Geophysikalischen Observatorium Fürstenfeldbruck der AZ.
"Die Menschen sind sensibler geworden", sagt er. Deshalb würden auch kleinere Beben häufiger gemeldet. Und auch die Messtechnik habe sich verbessert, so dass nun auch Kleinstbeben erfasst werden. Die momentane Häufung von Erdbeben sei also mehr "Schein als Sein", sagt der Seismologe.
Erdbeben könnten nicht vorhergesagt werden: "Wir können nicht sagen, wie lang die aktuelle Serie noch andauert." Es sei aber wahrscheinlich, dass auch die aktuelle Bebenserie noch länger anhalten wird. Die Folgen für Bayern bleiben also unklar. Stärkere Beben könnten wieder spürbar sein und für Schäden sorgen.
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