Digitales Zeitalter: Braucht’s WLAN in der Schule?

Die ÖDP findet: Das könnte bei den Kindern die Internetsucht noch verschärfen. Lehrer und Behörden sehen das anders.
Ralf Müller |
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Ist W-Lan in Schulen sinnvoll?
Jan Woitas/dpa Ist W-Lan in Schulen sinnvoll?

Ist es eine notwendige Anpassung an die moderne Gesellschaft oder wird damit Suchtverhalten gefördert? Bayerische Schulen sollen mit WLAN-Internetanschlüssen ausgestattet werden.

Nicht alle begrüßen das. Der ÖDP-Politiker im Europaparlament, Klaus Buchner, und der Münchner Stadtrat Tobias Ruff vermuten dahinter die Industrie und wirtschaftliche Interessen: "So will man erreichen, dass die Kinder möglichst früh ein Smartphone kaufen."

München als Sachaufwandsträger stattet derzeit alle 339 öffentlichen Schulen der Stadt mit bis zu drei WLAN-Accesspoints aus, bestätigte ein Sprecher des Schulamts. Finanziert werde die digitale Aufrüstung rein aus städtischen Mitteln: "Geld aus der Wirtschaft, Sponsoring oder Interessen von Unternehmen spielt hier keine Rolle."

"Generation Kopf unten"

Mit freiem WLAN jetzt auch an Schulen werde der suchtgefährdeten "Generation Kopf unten" Vorschub geleistet, befürchten aber die ÖDP-Politiker und erinnern an eine aktuelle Studie der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU). Demnach gelten in Deutschland etwa 600.000 Jugendliche als internetabhängig. Zweieinhalb Millionen werden als "problematische" Surfer eingestuft.

In München lässt man sich nicht beirren. Man müsse den Schülern "neue medienpädagogische Chancen" bieten und außerdem hätten die Schulen auch einen "medienpädagogischen Auftrag".

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Unterstützung gibt’s von der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann: "Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Schulen einen zuverlässigen Internet-Zugang haben." Die Lehrer seien schließlich auch keine Figuren, "die mit Birkenstock an den Füßen durch die Gegend rennen und Folien auflegen".

Laptop-und-Lederhosen-Bayern

Schnelles WLAN-Surfen im Unterricht – ist das gewünscht? Im Laptop-und-Lederhosen-Bayern ist man eigentlich strikt: Artikel 56 des Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes bestimmt ein generelles Handy-Verbot an Schulen. Ausnahmen können die Lehrer aber zulassen.

Bayerns Lehrer seien schon mit allen möglichen Technologien, mit denen man sich im Unterricht ablenken kann, fertig geworden, versichert Fleischmann. "Wir sind nicht von gestern."

Bleiben die gesundheitlichen Bedenken. Keine Gefahr durch WLAN, sagt dazu die Informationszentrale Mobilfunk (IZMF). "Entscheidend für die Immissionsschutzbilanz ist nicht die WLAN-Versorgung, sondern das Nutzerverhalten", so Dagmar Wiebusch, IZMF-Geschäftsführerin. Kabelloses Internet sollte abschaltbar sein und nur in wenigen Medienräumen angeboten werden, fordert gleichwohl der Münchner Stadtrat Ruff.

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