Der erste Schnee: Herbsttief "Gonzalo" zuckert Bayern

Schnee und Sturmböen haben das T-Shirt-Wetter vertrieben: Das Sturmtief "Gonzalo" hat Millionenschäden in Deutschland angerichtet. In höheren Lagen fiel sogar der erste Schnee.
von  dpa/az
Schneebedeckte Bäume oberhalb der Olympia-Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen. Zum Skispringen trotzdem noch zu früh.
Schneebedeckte Bäume oberhalb der Olympia-Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen. Zum Skispringen trotzdem noch zu früh. © dpa

München - Umgestürzte Bäume, abgedeckte Hausdächer, Stromausfall und mehrere Verletzte - ein ausgewachsener Herbststurm hat in Bayern einen Millionenschaden angerichtet. Die teils orkanartigen Böen - Ausläufer von Hurrikan "Gonzalo" - fegten in der Nacht zum Mittwoch über den Freistaat hinweg und bescherten den Feuerwehren im ganzen Land Hunderte von Einsätzen.

Allein in München rückte die Berufsfeuerwehr fast 200 Mal aus. Im Landkreis Starnberg wurde ein Frau am Auge verletzt, als ein Baum auf ihr Auto fiel und die Windschutzscheibe durchschlug.

Der Sturm war am Dienstag kurz nach 21.00 Uhr mit Donner und Blitz losgebrochen. Es begann heftig zu regnen und wurde binnen wenigen Minuten gefühlte zehn Grad kälter. Innerhalb kurzer Zeit verwandelten sich viele Straßen in gefährliche Rutschbahnen, weil der Wind die welken Blätter von den Ästen blies. Viele Bäume stürzten um und blockierten Farbahnen sowie Gleise. Durch eine einzige entwurzelte Eiche wurden in Regensburg sieben geparkte Autos beschädigt. Zeitweise fiel in manchen Gegenden der Strom aus.

Wegen abgerissener Oberleitungen und umgestürzter Bäume waren mehrere Bahnstrecken blockiert. Die Beseitigung der Schäden dauerte teils am Mittwoch an. In München kann eine Trambahnlinie erst am Donnerstag wieder fahren.

In der bayerischen Landeshauptstadt wurde ein 80 Quadratmeter großes Blechdach samt Dachstuhl von einem Wohnhaus gerissen und auf die Straße geweht. Es begrub drei geparkte Autos unter sich. Der Schaden beträgt allein in diesem Fall eine halbe Million Euro. Auf der Auer Dult wurden mehrere Zelte und Buden zerstört. Auch wurde ein Kirchendach beschädigt. Am frühen Morgen musste ein Baugerüst gesichert werden, das einzustürzen drohte. In Vogtareuth bei Rosenheim stürzten fünf Bäume auf das Auto eines älteren Ehepaares. Der 75-Jährige und seine Frau kamen mit dem Schrecken davon.

Auch in Niederbayern ereigneten sich mehrere Verkehrsunfälle, bei denen nach einer ersten Bilanz der Polizei vier Menschen leicht verletzt wurden. In Dingolfing wurden die Zelte des dortigen Kirchweihfestes vorsorglich geräumt.

In Augsburg wurde ein 15 Meter langer Baum entwurzelt. Er kippte in die Oberleitung einer Straßenbahn. Auch wurden durch die Wucht des Aufpralls Teile eines Dachstuhls, an dem die Abspannung der Oberleitung befestigt war, herausgerissen.

In Erlangen flogen Teile eines 500 Quadratmeter großen Daches auf einen Parkplatz und beschädigten 16 Autos. "Der Schaden wird auf annähernd 200 000 Euro geschätzt", sagte eine Polizeisprecherin. Gefährlich war es zudem auf der A73 nahe Baiersdorf: Dort drehte sich ein neben der Fahrbahn stehender Baukran in den Wind. Das angehängte Stahlseil schleifte über die Autobahn und beschädigte acht Autos.

Sowohl in Erlangen als auch in Nürnberg wurden vorsorglich Zeltunterkünfte für Flüchtlinge evakuiert. In Erlangen kamen nach Angaben des Arbeiter-Samariter-Bundes rund 40 Menschen vorübergehend in einer Turnhalle unter. Auch in Nürnberg wurden Flüchtlinge in andere Unterkünfte gebracht, nachdem der Sturm einige Bodenhaken gelockert und eine Plane weggerissen hatte. In Unterfranken mussten umgestürzte Bäume, zerlegte Bauzäune und abgedeckte Garagendächer von Straßen und Wegen geräumt werden.

Der stürmische Wind brachte neben kalter Luft auch Schnee nach Bayern - zumindest in höheren Lagen. Auf Deutschlands höchstem Berg, der 2962 Meter hohen Zugspitze, fielen bis Mittwochfrüh 15 Zentimeter Schnee. Auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald war es 1 Zentimeter. Aber auch in höhergelegenen Gemeinden wie Oberstdorf und Mittenwald schneite es leicht. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor glatten Straßen. Oberhalb 1000 Meter können nach der Vorhersage bis Freitag an die 80 Zentimeter Schnee fallen. Die Niederschläge lassen nach der Vorhersage aber nach und es wird wieder wärmer. Am Wochenende ist bei Tageswerten bis 14 Grad auch Sonnenschein angesagt.

Der Wetterumschwung ist indes nach Expertenmeinung nicht untypisch. "Was wir jetzt erleben, ist eigentlich eine Rückkehr zur Normalität in dieser Jahreszeit", sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach der Nachrichtenagentur dpa. Untypisch sei vielmehr das Wetter der vergangenen Wochen gewesen. Am Sonntag waren in München noch sommerliche 24,3 Grad gemessen worden.

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