Das Störche-Sterben in Bayern
Hilpoltstein - Bis zur Dachkante überflutete Häuser, verwüstete Firmen, verzweifelte Menschen. Die Folgen des Hochwassers sind fatal. Aber nicht nur die Menschen, auch die Tiere leiden.
Bei den Störchen etwa haben gut 70 Prozent der Jungen die vergangenen Wochen nicht überlebt – sie sind verhungert und erfroren. „Ganz Bayern ist betroffen, ich habe von überall Verlustmeldungen“, berichtete die Weißstorch-Expertin des Landesbundes für Vogelschutz, Oda Wieding, der Nachrichtenagentur dpa. „Ich habe aber auch aus allen Regionen Meldungen, dass Küken überlebt haben, vor allem die kleineren.“ Insgesamt rechnet Wieding nach den bisherigen Meldungen der Storchenbetreuer vor Ort damit, dass mehr als 70 Prozent der Jungstörche gestorben sind. „Es hat wirklich überall massiven Starkregen gegeben, gerade das letzte Regen-Wochenende hat nochmal zugeschlagen bei den Küken, die bis dahin überlebt haben“, berichtete Wieding.
Hart getroffen habe es besonders die drei bis vier Wochen alten Jungen. Sie sind in der Hauptwachstumsphase, und brauchen am Tag mehr als ein Kilo Futter. „Da müssten beide Altstörche den ganzen Tag zur Nahrungssuche fliegen“, schilderte Wieding. „Aber wenn einer wegen des Starkregens am Nest bleibt und der andere wegen des nassen Gefieders nicht gern losfliegt, verhungern die Jungvögel.“
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Auch die Kälte sei gefährlich. In diesem Alter hätten die Küken noch Daunen statt der robusteren Deckfedern. Um sich unter einem Altstorch schützend zusammenzukuscheln, sind sie aber schon zu groß. Im Nest ertrunken sei aber kein Jungstorch, betonte Wieding.
„So ein Storchennest ist flach.“ Oft habe es sogar einen kleinen Hügel aus weichem Nistmaterial in der Mitte.
2012 gab es 273 Storchenpaare in Bayern, in diesem Jahr könnte laut Wieding die Marke von 300 Paaren geknackt werden. Vor allem an Altmühl und Wörnitz in Mittelfranken, im Aisch-Regnitz-Becken, im schwäbischen Mindeltal, an den Zuflüssen zur Donau sowie an Naab und Regen sind die Vögel zu Hause.
Den Bestand sieht die Expertin trotz der Ausfälle nicht gefährdet. „So ein Verlustjahr wird ausgeglichen durch gute Brutjahre mit drei, vier, fünf Jungen.“ Wichtige Voraussetzung dafür seien aber ausreichend Feuchtwiesen für die Futtersuche. Doch gerade breite Flussauen würden immer noch häufig etwa mit Gewerbegebieten überbaut.
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