Bayreuther Start-up Myriad: Gemüseanbau für kleine Wohnungen – auch Markus Söder gefällt's
Bayreuth - Manche hängen Bilder auf. Andere schrauben Regale an die Wand. Und der Gemüseliebhaber von morgen pflanzt eben seine Tomaten und sein Basilikum auf der Zimmerwand – wobei sich die Pflanzen auch noch von selbst gießen. Ohne viel Wasser oder Sonne zu brauchen. Ein beinahe vollautomatisierter, kompakter und nachhaltiger Garten für die eigene Wohnung. Das ist die Vision des Bayreuther Start-ups Myriad. Seit 2021 arbeiten die Kreativen an der Idee, einen Garten für die eigenen vier Wände zu schaffen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Angefangen hat alles mit dem Wunsch von Miriam Martín (30) und Yannic Hönle (34) nach einem eigenen kleinen Gemüsebeet. Das Problem: Sie hatten in ihrer Wohngemeinschaft weder Balkon noch Garten, erzählt Geschäftsführer Hönle im Gespräch mit der AZ. Der Anbau auf dem Fensterbrett wollte auch nicht so recht gelingen. Alles sei dreckig gewesen und wenn mal eine Pflanze gewachsen ist, sei sie mickrig gewesen.

Bayreuther Start-up Myriad: Was im Weltraum geht, funktioniert auch auf der Erde
Martíns Master-Arbeit über Aeroponik hat sie dann auf die zündende Idee gebracht, wie sich der Traum vom eigenen Garten doch verwirklichen lässt. Aeroponik ist die Technologie, die auch die NASA weiterentwickelt, um Pflanzen mit Hilfe von Sauerstoff schneller wachsen zu lassen. Der Trick: Die Nährstofflösung, die normalerweise im flüssigen Wasser wäre (Hydroponik), wird vernebelt.
Die Pflanzen hängen also nicht im Wasser, sondern in einer modifizierten Luft. "Für uns war das die perfekte Technologie für den Anbau direkt zuhause, weil es super sauber ist", sagt Hönle, studierter Biomechatroniker. Was im Weltraum geht, muss auch auf der Erde funktionieren – so der Gedankengang der beiden. Und aus der Idee für den eigenen Gemüsegarten erwuchs eine Geschäftsidee.
Für Anfänger und Profis: Mit der Myriad-Technologie werden die Pflanzen von selbst bewässert
"Man bekommt eine Tomatenpflanze, steckt sie in den Garten ein und wartet, bis sie wächst", lautet das Konzept. Und das jeweilige Gemüse wächst – je nach Pflanzenart – auch gerne mal doppelt so schnell wie bei der herkömmlichen Anbauweise. Denn die Energie, die die Pflanzen normalerweise für den Schutz gegen Schädlinge und Co. aufwenden müssten, können sie stattdessen ins Wachstum stecken. Alles, was man dafür tun muss: Einmal im Monat Wasser nachfüllen.
Die Gartentechnologie bewässert die Pflanzen ganz einfach von selber. "Da kann man auch mal für drei Wochen in den Urlaub gehen und niemand muss sich um die Pflanzen kümmern", sagt Hönle. Geeignet sei der selbstständige Gemüsegarten sowohl für Anfänger als auch erfahrene Profis. Für Letztere ist er vor allem so interessant, weil sich so auch Gemüse im Winter anbauen lässt. Denn Temperatur oder die Menge an Sonnenlicht spielen keine Rolle: Auch hier versorgt sich der Garten von ganz alleine mit Hilfe von LED-Licht.
Verschiedene Kombinationen möglich: Das "Gemüse-Gemälde" für die eigenen vier Wände
Ein Stromfresser ist er trotz der automatisierten Abläufe laut Hönle nicht. Durchschnittlich 20 Watt pro Monat, das sind etwa zwei bis drei Euro. Ein viel geringerer Wasserverbrauch als im herkömmlichen Anbau. "Im Anbau von Tomaten sind wir sogar CO2-negativ", berichtet Hönle stolz. Denn herkömmliche Transportwege und die Verwendung von Spritzmitteln oder Pestiziden fallen weg.
Gerade für Münchner mit wenig Platz bietet der 50 Zentimeter breite und 70 Zentimeter hohe Garten Raum für den Anbau von 16 Pflanzen. Die können Hönle zufolge auch beliebig kombiniert werden: etwa vier Tomaten, vier Paprika und acht verschiedene Kräuterarten. "Ein bisschen wie ein Gemüse-Gemälde."
Auch CSU-Chef Markus Söder ist Fan von hängenden Gärten
Zwar wächst dort kein Gemüse, aber auch die Bayerische Staatskanzlei verfügt über vertikale Gärten. Im Ministerratssaal hängt so einer – auf Wunsch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Zuge einer notwendigen Renovierung.
"Die Pflanzen machen den Raum nicht nur schöner und freundlicher, sondern sorgen durch eine natürliche Umgebung für ein angenehmes Raumklima", sagt ein Sprecher der Staatskanzlei auf Nachfrage der AZ zu den Gründen für die grüne Deko. Bewässert wird sie ebenfalls durch ein halb-automatisches Bewässerungssystem, sagt der Sprecher weiter.
- Themen:
- Bayern
- CSU
- Nachhaltigkeit
- Markus Söder