„Aus der fünften Dimension“
Der Kornkreis in Alling zieht immer mehr Besucher an, darunter den Bürgermeister. Ein AZ-Besuch vor Ort.
Alling - Marthe aus München hat die Arme ausgebreitet, die Augen geschlossen und ein Lächeln auf den Lippen. „Ich bedanke mich dafür, dass sich unsere Brüder aus der fünften Dimension gemeldet haben“, erklärt die schmale Frau mit den grauen Zöpfen. „Und ich benutze dieses Kraftfeld, um dafür zu beten, dass Gott durch mich die Liebe auf die Erde fließen lässt.“ Dann unterbricht Marthe ihre Meditation, um einen jungen Mann zu begrüßen, den sie aus dem Raistinger Kornkreis kennt.
Es hat sich herumgesprochen, dass in einem Feld bei Alling (Kreis Fürstenfeldbruck) nun erneut eins dieser mysteriösen, symmetrischen Symbole aufgetaucht ist: in einem Weizenfeld im Ortsteil Biburg.
Am Montag pilgerten so viele Menschen dorthin, dass die Polizei am Abend den Schotterweg zum Kreis sperrte – zur Vorsicht, damit zumindest die umliegenden Felder unversehrt bleiben.
Am Dienstagnachmittag haben sich etwa drei Dutzend Menschen dort eingefunden. Obwohl die Sonne mit 33 Grad vom blauen Himmel brennt.
„Wer das war? Tja, das ist die große Frage. Aber auf jeden Fall sind sie intelligenter als wir. Menschen hätten das niemals so perfekt hinbekommen“, sagt Reiner aus Dießen. Er will mit einer Wünschelrute wiederkommen, um die Energie im Kreis zu messen. Aber schon jetzt ist er sicher: „Das wurde innerhalb weniger Sekunden gemacht. Mit Hilfe der Strahlentechnologie.“
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Hans aus Krailling und seine Freunde sitzen ein paar Meter weiter auf dem Boden. Es sei bemerkenswert, dass der Kornkreis diesmal nur wenige 100 Meter vom Geophysikalischen Oberservatorium der LMU in Fürstenfeldbruck entstanden sei: erst ein Kornkreis in Sichtweite der Erdfunkstelle Raisting – und jetzt einer vis-à-vis der Station zur Beobachtung des Erdmagnetfeldes. Ob das etwas zu bedeuten hat?
„Egal“, sagt Hans. „Man muss nicht immer alles erklären können. Man kann auch einfach mal reinspüren und herausfinden, dass so ein Kornkreis ein großartiges Geschenk ist. Man tankt gute Energie an einem schönen Platz. Vielen Dank!“
Ein Mann im weinroten Mönchs-Gewand bahnt sich den Weg zum Kreis, er hat eine Trommel mitgebracht.
Am Rand des Feldes steht Frederik Röder, der Bürgermeister. Er muss derzeit viele Interviews über Alling und Aliens geben; schließlich ist es schon der zweite Kornkreis auf Gemeindegrund innerhalb weniger Jahre. Jetzt will sich der Chef das Phänomen einmal selbst ansehen. „Das wirkt schon sehr professionell“, sagt er anerkennend. „Trotzdem glaube ich, dass es von Menschenhand gemacht wurde.“
Röder tippt auf „eine Art Ritual“, möglicherweise initiiert von einer esoterischen Gruppe, und freut sich „aus dem Alltag heraus, mal etwas ganz Anderes zu erleben“. Obwohl die Sache für den Landwirt natürlich ärgerlich sei.
Dessen Schaden hat die Polizei mittlerweile neu beurteilt: Es ist nicht mehr von 3000, sondern nur noch von 300 bis 500 Euro die Rede.
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Der Bauer selbst hat ein Schild am Feld aufgestellt, mit der Bitte, dort nicht zu übernachten – und eine kleine Metallkasse für Spenden.
Schaut man durch den Schlitz, kann man bereits einige Geldscheine darin erkennen.
Der Besitzer des Raistinger Kornkreis-Feldes hatte es 2014 genau so gemacht – und seinen Verlust von 1500 Euro innerhalb weniger Tage ausgeglichen. 10 000 Euro sollen in seiner Sammelbüchse gelandet sein, erzählt man sich in Alling. Sogar von 24 000 Euro will einer gehört haben. Genau weiß das wohl nur der Kornkreis-Bauer selbst.