2100 Mitglieder atmen auf: Maro-Genossenschaft ist gerettet

2100 Mitgliederdürften aufatmen: Die insolvente Wohnungs-Genossenschaft hat genug Rettungskapital gesammelt. Wie es weitergeht und warum doch ein schaler Nachgeschmack bleibt.
Heidi Geyer |
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Ein Maro-Objekt in Windach im Landkreis Landsberg am Lech.
Ein Maro-Objekt in Windach im Landkreis Landsberg am Lech. © Tania Schmid/Maro

München /Unterwössen – Ob sie erleichtert sei? "Natürlich!" Brigitte Wittmann kann man förmlich anhören, wie froh sie ist, dass die Maro-Genossenschaft gerettet ist. Wittmann lebt in Unterwössen (Landkreis Traunstein) in einem Mehrgenerationenprojekt und war mit ihrem Mann erst wenige Monate vor der Insolvenz eingezogen.

Dann der Schock: Wegen eines Objekts in Landsham im Landkreis Ebersberg war die ganze Genossenschaft in Schieflage geraten, musste Insolvenz anmelden. Seitdem versuchen die Genossenschaftsmitglieder, die Verwaltung der Maro und der Insolvenzverwalter, die Unternehmung zu retten.

Zuerst fehlte der Maro das Geld in der Insolvenz

Es war auf den letzten Metern ein wahrer Endspurt: Denn Maro brauchte dringend Geld, um ihren Sanierungsplan umsetzen zu können. Nun ist laut Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt mehr geschafft als gedacht: Die erforderliche Summe von rund vier Millionen Euro wurde sogar übertroffen. "Wir haben aktuell 4,347 Millionen Euro an Rettungskapital eingesammelt", sagt Willrodt.

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Noch im Oktober musste er die Frist für die Beteiligung am Rettungskapital verlängern, da noch über 300.000 Euro fehlten. Die Genossenschaft hat in Oberbayern mehrere Projekte verwirklicht, darunter preisgekrönte Objekte. Der Schwerpunkt liegt auf geförderten Wohnungen, auch Demenz-Wohngemeinschaften und Mehrgenerationen-Projekte gehören dazu.

Finanzielles und persönliches Fiasko abgewendet

Für viele Bewohner drohte die Insolvenz der Maro ein Fiasko zu werden, konnten sie doch sowohl ihre Einlagen als auch ihren Wohnraum verlieren.

Auch politisch sorgte die Insolvenz für Brisanz – der Freistaat sprang nicht ein, was er aus Sicht der Grünen etwa mithilfe einer Bürgschaft tun hätte können. Laut Bauministerium war es rechtlich nicht möglich, zu helfen, da es sich um bereits öffentlich geförderte Wohnungen handelte.

Die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer hatte sich für Maro eingesetzt. "Wir haben uns stets aus erster Hand von der Maro informieren lassen und da geholfen, wo wir konnten – wir haben mit Ministerien gesprochen, Kontakte vermittelt, Ideen eingebracht und zum Schluss sind sogar einige Kolleginnen und Kollegen selbst Maro-Genossen geworden", sagt Schreyer. Sie freut sich sehr über die Rettung. Ähnlich äußert sich Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl.

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Zahlreiche Unterstützer

Der Insolvenzverwalter dankte Kreditanstalten, aber auch Stiftungen, die sich beteiligt hatten und Einzelpersonen. Denn laut Willrodt haben sich sogar Kommunalpolitiker und Gemeinden beteiligt.

Zudem seien 20 bayerische Wohnungsbaugenossenschaften eingesprungen über eine Bürgschaft aus dem Solidaritätsfonds des Verbands bayerischen Wohnungsunternehmen.

Weitergeht es nun, indem der Insolvenzplan bei Gericht eingereicht wird. Vorab ist jedoch noch ein Beschluss auf der Mitgliederversammlung am 14. November nötig. Mit der "Maro 2.0" soll es dann weitergehen. Diese sei laut Mitteilung des Insolvenzverwalters "solide finanziert mit den Mieteinnahmen aus allen Anlagen".

Ein Glaserl Sekt und Windbeutel

Alle bewohnten Anlagen werden im Bestand erhalten, die neuen Projekte in Andechs, Wielenbach und Wolfratshausen werden fertiggestellt, heißt es. "Letzteres ist der umfangreichen Unterstützung der Raiffeisenbank Pfaffenwinkel eG zu verdanken, die dadurch finanzielle, regionale und soziale Verantwortung übernimmt", heißt es vom Insolvenzverwalter. Die Bank werde auch das Projekt in Landsham unterstützen – jenes, das Ursprung der Misere gewesen war.

In Unterwössen feierte man die Rettung, die dort am Samstag bereits bekanntgeworden war, mit einigen Gläsern Sekt im Gemeinschaftsraum. "Wir hatten gerade einen kleinen Windbeutel-Back-Workshop, da waren eh schon alle eingeladen", sagt Wittmann. Gemeinschaft ist das Konzept von Maro - auch in der Krise.

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2 Kommentare
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  • goebi am 13.11.2024 20:58 Uhr / Bewertung:

    Glück für die, die noch dabei sind. Pech für diejenigen, die bis Ende 2023 ihre Anteile zum 31.12.2024 gekündigt hatten - kurz vor der Bekanntgabe der Insolvenz. Die Auszahlung der gekündigten Anteile hätte normalerweise Mitte 2025 stattfinden sollen. Da die "alte" MARO aber nicht mehr existiert und bis Jahresende abgewickelt wird, fließen keine Gelder mehr. Erwartungen, noch etwas aus der Insolvenzmasse zu erhalten, können sich diese Mitglieder sparen: ihre Chance liegt bei 0 Prozent. ..." Mitglieder/Genossen (sind) kraft Gesetzes sog. nachrangige Insolvenzgläubiger und derzeit nicht zur Forderungsanmeldung berufen (sind). Eine Auszahlung der bereits hinterlegten Beiträge kann nicht erfolgen." Das ist bitter.

  • am 11.11.2024 22:11 Uhr / Bewertung:

    Windbeutel passen natürlich hervorragend.
    Alles Gute für die Zukunft!

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