Wiesbaden-Tatort: Irre gut oder einfach nur irre?

"Im Schweigen geboren" sprengte die Rahmen des üblichen Tatort-Genres in vielerlei Hinsicht. Fest steht: Der experimentelle Tukur-Tatort polarisiert. Ein Tatort-Meilenstein oder bildungsbürgerlicher Quacksalber?
von  Michael Burner / Onlineredaktion
Eigentlich wollte Kommissar Murot nie zur Waffe greifen. In "Im Schweigen geboren" nur einer von wenigen Tatort-Grundsätzen, der gebrochen wurde. Die Twitter-Gemeinde fand's gut.
Eigentlich wollte Kommissar Murot nie zur Waffe greifen. In "Im Schweigen geboren" nur einer von wenigen Tatort-Grundsätzen, der gebrochen wurde. Die Twitter-Gemeinde fand's gut. © dpa/az-screenshot

"Im Schmerz geboren" sprengte die Rahmen des üblichen Tatort-Genres in vielerlei Hinsicht. Fest steht: Der experimentelle Tukur-Tatort polarisiert. Ein Tatort-Meilenstein oder bildungsbürgerlicher Quacksalber?

München - Irre gut, oder einfach nur irre? Das war mal nicht die typische Tatort-Hausmannskost die man eigentlich am Sonntagabend in der ARD präsentiert bekommt. In dem aktuellen Wiesbaden-Tatort "Im Schmerz geboren" wird geballert, getötet, geliebt und gehasst. Und das im künstlerisch anmutenden Gewand von William Shakespeare und Sergio Leone, François Truffaut und Quentin Tarantino, Ludwig van Beethoven und Vincent van Gogh oder auch in der Filmsprache von Lars von Trier. Außer der Titelmelodie erinnerte im vierten Fall von LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) kaum etwas an das übliche Format der beliebten Krimireihe - was die meisten Fans nicht störte.

Ein ästhetisches und inhaltliches Wagnis, das die Twitterer sprachlos machte

Dass dieser unübliche Tatort auch die Fernsehzuschauer bewegt, war zu erwarten. Die sonst so spottlustige Twitter-Gemeinde, die jeden Sonntag unter dem Hashtag #tatort ihre Meinung zum aktuellen ARD-Krimi maschinengewehrartig niederschreibt, war teilweise sprachlos geworden:

 

 

Trotzdem sorgte "Im Schweigen geboren" für ein regelrechtes Feuerwerk auf Twitter. Mit bis zu 350 Tweets pro Minute wurde der Tatort kommentiert.

 

 

Im Vergleich dazu: Das Getwittere beim Konstanz-Tatort "Winternebel" von vorletztem Sonntag erreichte in der Spitze gerademal knapp 200 Posts.

 

"Gut", "Wow" und "geil" - Wie positiv die Resonanz auf den Wiesbaden-Tatort war, veranschaulicht eine Wordcloud der Plattform Tatort-Tweets:

 

 

Lesen Sie hier: Tatort-Tote: Die leichenreichsten "Tatorte"

Die Twitterer, die trotz fesselnder Spannung den Griff zum Smartphone schafften, waren begeistert von dem was ihnen präsentiert wurde:

 

 

 

 

 

 

 

Und wo bleibt die Kritik der User an diesem unkonventionellen Tatort?

Zu bedeutungsschwanger? Künstlerisch hochgestochen? Natürlich gab es auch Tatort-Fans, denen der Krimi zu überladen war. Allerdings: Die sonst üblichen Schimpf-Tweets über Logikfehler, langweilige Dialoge oder gar schlechte Schauspieler blieb fast komplett aus. Was der darstellerischen Leistung der Akteure, vorneweg Ulrich Matthes und Ulrich Tukur, geschuldet ist.

Ein paar Kritiker meldeten sich aber doch zu Wort:

 

 

 

Übrigens: Wer in der Welt der klassischen Musik nicht so bewandert ist und somit die Musiktitel, die das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks extra für diesen Tatort eingespielt hat, nicht erkannt hat, der findet hier eine Playlist:

 

 

Lesen Sie hier: Leichen-Rekord im "Tatort" - Das sagt Schauspielerin Barbara Philipp

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.