"Wetten, dass..?" chancenlos gegen Klitschko-Kampf
Bremen - In der ersten "Wetten, dass..?"-Ausgabe nach dem Mallorca-Debakel gab es wie angekündigt einige Veränderungen. Das Motto dabei lautete: zurück zu den Basics. Die Show kommt wie erwartet weniger schrill daher, Hollywood-Stars statt C-Promis, keine Assistentin statt Cindy aus Marzahn, und auch die "Lanz-Challenge" wurde ersatzlos gestrichen. Moderator Markus Lanz entschuldigt die letzte Ausgabe auf etwas eigenartige Weise: "Wetten, dass..?" und das Publikum würden eine "30-jährige Ehe" führen, "da kracht es dann auch schon mal ein bisschen."
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6,85 Millionen Zuschauer sahen "Wetten, dass..?" dem Branchendienst "DWDL" zufolge. Das sind etwa 100.000 mehr als bei der Mallorca-Folge, der Marktanteil ging damit jedoch bei insgesamt stärkerer Fernsehnutzung mit 22,1 Prozent stark zurück. Allzu viel lässt sich aus diesen Quoten vermutlich noch nicht herauslesen, denn mit dem Boxkampf Klitschko - Powetkin auf RTL war die Konkurrenz einfach zu groß. Mit 11,02 Millionen Zuschauern und einem Anteil von 35,4 Prozent war der Fight klar die meistgesehene Sendung des Abends.
Auf dem Sofa nehmen Harrison Ford, Helene Fischer, Cher, Ruth Maria Kubitschek, Matthias Schweighöfer, Anja Kling und Sylvester Stallone Platz, und bewerben Filme, Platten und Musicals. "Mehr Hollywood" sieht beim ZDF ansonsten so aus: Für die Saalwette müssen sich 100 Bremer Beamte im "Indiana Jones"-Kostüm einfinden. Bei Gelingen will Lanz rohe Eier wie seinerzeit "Rocky" schlürfen. Das bleibt ihm zum Glück erspart, es wäre ja doch etwas gemein, wenn ihn nach dem Kritik-Gewitter auch noch eine Salmonellenvergiftung erwischen würde.
In den anderen Wetten wirft ein Kandidat Eier über ein Zelt und scheitert dabei, sie auf der anderen Seite mit einer Pfanne wieder aufzufangen. Ford verliert damit, muss aber lediglich einem Fan aus dem Publikum auf die Mailbox sprechen. Auch dem Mädchen, das zehn Meter über Lippenstifte gehen will, ergeht es nicht besser, weshalb Helene Fischer sich in ein Rhönrad wagen muss. In der von Elton moderierten Außenwette in Südtirol versuchen fünf Schwimmer, eine Blaskapelle über einen See zu ziehen, wiederum vergeblich. Dafür erkennt der folgende Nerd anhand der Fingerspuren auf einem iPad (konsequent nur als "Tablet" bezeichnet"), welche Spiele darauf gespielt wurden. Zum Schluss öffnet ein Vater-Tochter-Gespann erfolgreich Bierflaschen mit einer Straßenwalze, und wird dafür zum Wettkönig gewählt.
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Die Kritiken sind größtenteils verhalten bis negativ. "Nun ist 'Wetten, dass..?' wieder so, wie es einmal war: Ein bisschen langweilig, ein bisschen merkwürdig. Und sehr, sehr deutsch", schreibt das "Hamburger Abendblatt". Der "Kölner Stadt-Anzeiger" findet, dass die Show "auf den Gnadenhof der TV-Geschichte gehört. Dringend." Der "Tagesspiegel" sieht die Sendung dagegen wieder auf dem richtigen Weg und Lanz als "stabilisierten Showmaster". Das Internet kennt weitaus weniger Gnade mit dem Moderator, auf Twitter und Co. wird kaum ein gutes Haar an ihm gelassen.