Tatort-Kritik: Psychologiekurs für Anfänger
Mit einem schwerblütigen Schweizer Moralkrimi aus Luzern startet die ARD-Quotenlokomotive in die neue „Tatort“-Saison: „Ihr werdet gerichtet“ (Buch: Urs Bühler, Regie: Florian Froschmayer, ARD/CH) ist ein grüblerisches Psychostück und rackert sich am Leidensdruck eines rächenden Mörders ab: Ein Mann sieht rot – weil die Justiz zu langsam ist und zu viele Täter ungeschoren davonkommen lässt.
Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Partnerin Liz Ritschard (Delia Mayer) hocken deprimiert im Auto oder vor dem Computer, graben sich ein in das Seelenleben und die zwanghaften Antriebe des Täters (Antoine Monot jr.) und suchen vergeblich, ihm zuvorzukommen.
Ihr werdet gerichtet: So blutig wird der Schweizer Tatort am Sonntag
Eine melancholisch-pessimistische Reißbrett-Konstruktion in der theoretischen Hypothesen-Falle. Der Flückiger mit Dreitagebart beim Nachdenken. Ein Laptop-Krimi der Technik-Moderne, sehr zäh in seiner Hektik der betonten Langsamkeit auf den Spuren der Verdachtsbestätigung. Ein mühsames Denkspiel im Psychologiekurs für Anfänger.
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