Söder hockt Mitarbeiterin ins Publikum - zum Klatschen
München - Sonntagabend steht bei der ARD im Zeichen des Tatorts - und Günther Jauchs. So unspektakulär wie es im Oldenburger-Tatort zuging, umso mehr fetzte es in der Talkrunde bei Jauch im Anschluss. Unter dem Motto "Einmal Soli, immer Soli – bekommt der Staat denn nie genug?" fachsimpelte die Expertenrunde durch die Talkshow.
Hauptdarsteller: Markus Söder
Mit seinen Gästen (Ministerpräsidentin von NRW, Hannelore Kraft, Präsidenten des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, "Stern"-Journalist Hans-Ulrich Jörges und Bayerns Finanzminister Markus Söder) diskutierte Jauch über den Solidaritätsbeitrag. Was bringt er denn nun wirklich? Ist der Länderfinanzausgleich ungerecht? Verschwendet der Staat die Steuergelder gar?
Erster Fauxpas Söder: Für den Finanzminister aus Bayern war der Schuldige für die permanente Steuerverschwendung seitens des Staates schnell gefunden: Berlin! Während der Diskussion schimpfte der Franke über die Berliner "Maxi-Cosi-Politik". Zum kostenlosen Kita-Platz spendiere Berlin, das ja durch den Länderfinanzausgleich dicke von Bayern mit Geld ausgestattet würde, sogar noch einen Kinderwagen für jedes Neugeborene. Wirklich? Nein - wie Jauchs Redaktion noch während der Sendung recherchierte.
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Der Stadtstaat Berlin verschenkt natürlich keine steuergeld-finanzierte Maxi-Cosi an frischgebackene Eltern. Lediglich ein paar Berliner Privatkliniken sollen hin und wieder einen Kinderwagen an Mütter verschenkt haben. Bedröppeltes Schweigen beim unzureichend informierten Söder. In der "Maxi-Cosi-Politik" hat der Finanzminister also noch Nachholbedarf, wie das Redaktionsteam von Jauch offenlegte.
Söder vs Jauch: 0:1
Die Söder-Show war nach dem Maxi-Cosi-Fauxpas aber noch nicht beendet. Der Finanzkönig aus Nürnberg schwadronierte über den Länderfinanzausgleich - und dichtet dem Geberland Bayern die Opferrolle zu. Die Schmerzgrenze sei erreicht, der Freistaat wolle in Zukunft nur noch die Hälfte des Soli-Beitrags zahlen.
Als die Talkrunde irgendwann beim Thema Steuergeldschlund Flughafen Berlin-Brandenburg ankam, stampfte Söder ins nächste Fettnäpfchen.
Zweiter Fauxpas Söder:
Moderator Jauch wollte von Söder wissen, wie es sein kann, dass Bayern den Nürnberger Flughafen trotz roter Zahlen und stark sinkender Passagierzahlen mit Summen in Millionenhöhe stütze.
Der aus Nürnberg kommende Söder hangelte sich ungelenk von Worthülse zu Worthüles und kam zu dem Schluss: Es sei eine "schwierige Periode" und da muss nun mal geholfen werden - auch wenn's Steuergelder kostet. Was für eine tolle Erklärung für die Daseinsberechtigung eines Provinzflughafens, der Millionen verschlingt. Beifall vom Publikum. Besser gesagt: eine einzige Zuschauerin im Studio fand sich dazu berufen, nach der fadenscheinigen Flughafen-Erklärung Söder zu beklatschen. Beim Rest des Publikums: Stille.
Der offenbar erstaunte Söder witzelte: "Ein Nürnberger!" Das war die Steilvorlage für Jauch, um den teilweise oberlehrerhaft daherredenden Söder ins offene Messer laufen zu lassen.
"Das war ihre Pressesprecherin, die versucht hat, anzuklatschen", konterte der Talkmaster. Das Problem: Das Publikum wollte Söders Aussage nicht beipflichten und hat deswegen einfach nicht geklatscht, erklärte Jauch.
Das Peinlichkeits-Baromter bei Söder war auf Anschlag. Im verbalen Schlagabtausch mit Jauch hing er in den seilen. Seine hilflos wirkende Antwort: "Immerhin. Wenn Sie es schon nicht machen, dann kann es ja jemand anders machen." Darauf Jauch kalt: "Da müsste schon viel passieren, dass ich Ihnen Beifall klatsche."
Der Finanzminister hockte also seine Pressesprecherin unter die Studiogäste und hoffte, sie könnte seine Aussagen beklatschen, so dass das Publikum in Beifall ausbricht. Doch da hat Söder die Rechnung ohne Talkmaster Jauch gemacht, der ihn kurzerhand als Schaumschläger entlarvte.
Endstand Söder vs Jauch: 0:2
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