Game of Thrones S07E01 Kritik: Mutti ist Zuhause!
Vorsicht, Spoiler: Dieser Text enthält kaum bis gar nicht verschleierte Hinweise auf den Inhalt der aktuellen Folge von "Game of Thrones". Wenn Sie "Drachenstein" noch nicht gesehen haben und nichts verraten bekommen möchten, sollten Sie den Artikel später lesen.
Die siebte GoT-Staffel wird parallel zur US-Ausstrahlung immer in der Nacht auf Montag in Deutschland auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Online veröffentlicht. Wahlweise stehen das englische Original und die deutsche Synchronisation zur Verfügung. Im Fernsehen laufen die Folgen der neuen Staffel immer montags um 21 Uhr auf Sky Atlantic.
Was ist passiert?
Ach, das vom Warten wunde Game-of-Thrones-Fan-Herz: Es bekommt alles, wonach es sich seit dem Finale der sechsten Staffel so sehr gesehnt hat: Rache. Drachen. Große Worte von zarten Frauen. Schwache Momente von harten Männern. Und ein bisschen Hoffnung.
Es beginnt, wie es immer wieder gern beginnt oder endet oder zwischenspielt im Lied von Eis und Feuer: mit einem ordentlichen Massenmord. Weil manche Menschen immer noch nicht begriffen haben, dass sie niemandem vertrauen können – schon gar nicht Walder Frey. Der sitzt in der Eröffnungsszene selbstzufrieden in einer rotwein-fröhlichen Gesellschaft und weckt harte Erinnerungen an die "Red Wedding", bei der Frey die Familie Stark verriet und eine ganze Hochzeitsfeier hinmetzeln ließ. Aber Moment, Frey hatte Arya Stark (Maisie Williams) doch kürzlich erst seine Kinder in einer Pastete serviert und ihn dann umgebracht?
"Lasst einen Wolf am Leben und die Schafe sind nicht mehr sicher", sagt er, und dann zieht Arya sich die magische Frey-Maske vom Gesicht und etwa 20 Menschen wünschen sich, sie hätten diese lose Idee mit dem Vorkoster doch mal ernster verfolgt. Aber da ist es schon zu spät: Wieder hat die kleine Dame ihre Rache kalt serviert.
Auch die anderen beiden Starks sind gerade bei recht guter Laune – immerhin wieder in ihrer Heimat Winterfell und nicht mehr allein unterwegs. Allerdings hätten Jon Snow (Kit Harrington) und Sansa Stark (Sophie Turner) sich vielleicht absprechen sollen, bevor sie als King in the North und dessen Schwester vor die Verbündeten treten: Sie will mit harter Hand die Familien aller Verräter bestrafen, er Milde walten lassen – Kinder können ja nichts für die Taten ihrer Eltern und die winterliche Bedrohung durch die White Walker müsste jetzt eh alle Menschen zu Brüdern werden lassen.
Wie geht's weiter? Das sagen die Stars über die neuen Folgen
Bei den Lannisters in der Hauptstadt geht es ähnlich zu: Die frisch selbstgekrönte Königin Cersei (Lena Headey) läuft jetzt nur noch in Kampfansage-Kleidern mit Rüstungs-Anmutung herum, während ihr Bruder/Geliebter/letzter Verbündeter Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) sich offenbar lieber eine gemeinsame Flucht in ein kleines Haus mit weißem Gartenzaun und ein friedliches Restleben vorstellt – immerhin ist nach dem großen, grünen Todesfeuerwerk, das Cersei zuletzt veranstaltet hat, auch ihr drittes und letztes gemeinsames Kind gestorben. "Aber ich bin die Königin der sieben Königslande!", sagt sie. "Drei Königslande", sagt er, "bestenfalls."
Und muss dann mitansehen, wie Cersei aus taktischen Gründen den neuen, brudermordenden und 90er-Jahre-osteuropäischer-Club-Lederoutfit tragenden Herrscher der Iron Islands, Euron Greyjoy (Pilou Asbæk), zu einer Art abgespeckter "Bachelorette"-Staffel einlädt: Er will sie zur Frau? Soll sich mal Mühe geben. Verspricht er auch und entschwindet, um ein mysteriöses Geschenk zu besorgen für die (taktisch) Angebetete.
Wer ist in dieser Folge gestorben?
Das komplette Gefolge von Walder Frey – nur nicht seine junge Frau. Sie steht – wie schon bei der Red Wedding – etwas tumb in der Gegend herum. Anders als ihre Mutter Catelyn Stark damals bedroht Arya sie aber nicht. Sondern benutzt sie als Bote für ihre Nachricht an die Welt: "Sag ihnen, der Norden erinnert sich. Und der Winter ist gekommen für das Haus Frey."
Wem hätten wir eher den Tod gewünscht?
Ach, es muss auch Tage geben, um versöhnlich zu sein: Momentan sind alle losen Enden halbwegs verknüpft. Selbst Arya Stark lässt kurz ein bisschen locker: Auf ihrer weiteren Reise in den Süden trifft sie ein paar Soldaten (da ist er also, der Cameo-Auftritt von Ed Sheeran) der Lannisters, die eine Häschenkeule mit ihr teilen. Was so eine junge Dame allein unterwegs macht, wollen sie wissen. "Ich will die Königin umbringen", sagt sie. Kurze Pause. Dann lachen alle befreit. Königin umbringen, dieses kleine Mädchen! Da kichert selbst Arya mal wieder.
Unterm Strich: Mehr Haut oder mehr Blut?
Nicht eine Brust gab es in dieser Folge zu sehen! Allerdings hielt sich auch die Blutmenge in Grenzen – die siebte Staffel atmet erst einmal tief ein, bevor der große Krach losgeht.
Wichtig allerdings ist ein kleines Bisschen Haut, das wir sehen können: Sam Tarly (John Bradley) verrichtet gerade eine der unzähligen niederen Arbeiten beim wohl enttäuschendsten Praktikum des Jahres auf dem Weg, ein Maester zu werden: Er sammelt die leeren Suppenschüsseln im Quarantäne-Trakt des Klosters ein. Da streckt sich ihm blitzartig eine krustige Hand entgegen, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ob die Mutter der Drachen schon eingetroffen wäre, fragt eine Stimme aus dem Dunkel. Jorah Mormont ist es, den die Khaleesi ausgesandt hatte, ein Heilmittel für die Grauschuppen-Krankheit zu finden, die ihn langsam zu einem Steinmenschen werden lässt. Hat ganz offensichtlich bisher mäßigen Erfolg gehabt.
Die Poesie der Folge?
Traurigschön wird es, als Sandor "The Hound" Clegane (Rory McCann) mit seinen recht neuen Reisegefährten um den schon x-mal wiederauferstandenen Beric Dondarrion bei einem verlassenen Gehöft vorbeikommt und die Gruppe rasten will. Nee, da gefällt es ihm nicht, grummelt Clegane und muss sich verspotten lassen, ob er Angst habe. Drinnen finden die Männer zwei tote Körper – Vater und Tochter, wahrscheinlich sich selbst ermordet, bevor es der Hunger tun konnte.
Nachts findet Dondarrion-Wiedererwecker Thoros of Myr den Hound draußen, ein Grab aushebend und die beiden hineinlegend – es sind der Vater und seine Tochter, bei denen er und Arya Stark vor gefühlt zehn Jahren als vermeintlicher Vater mit Tochter unterkamen, von denen sie verpflegt wurden – und die sie dann bestohlen haben.
Ob er sie kannte, will Myr wissen. "Nicht wirklich", sagt Clegan. Myr hilft wortlos mit, das Grab zu schließen.
Der beste Dialog?
Es ist zwar sehr unangenehm, Sansa bei ihrer Cersei-Werdung zuzusehen, aber dass sie so viel von der eiskalten Lannisterin gelernt hat, verhilft ihr manchmal dann doch zu ganz netten Retourkutschen: "Warum bist du nicht glücklich?", will Petyr Baelish (Aidan Gillen) von ihr wissen, um sie zu verunsichern. Sie schaut ihn von oben herab an und wiegelt ihn ab. "Es ist nicht nötig, dass Ihr das letzte Wort habt, Lord Baelish. Ich gehe einfach davon aus, dass es etwas Cleveres war."
Wer ist dem Iron Throne aktuell am nächsten?
Cersei sitzt darauf – extrem gerade und mit erhobenem Kinn. Aber seit dieser Folge hat die Mutter der Drachen, Daenerys Targaryen (Emilia Clarke), zum ersten Mal wieder Heimatsand unter den Füßen: Ihre Flotte erreicht die Küste der Insel Dragonstone – der Ort, der vor dem Untergang der Targaryen-Dynastie ihre Heimat und Sitz der Familie war. Mutti ist Zuhause. Ihre Drachen flattern um die Burg herum, selbst Tyrion Lannister (Peter Dinklage) schweigt überwiegend. "Sollen wir anfangen?", fragt die Khaleesi. Das wird groß.
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