"Fakt oder Fake": Kindliche Neugier
Täglich wird der Mensch mit unzähligen Memes, Videos und Schlagzeilen konfrontiert. Was davon wirklich echt und was nur täuschend echt ist, lässt sich kaum mehr unterscheiden. In Anlehnung an das Format im ORF konfrontiert die von Sebastian Meinberg moderierte BR-Sendung "Fakt oder Fake" spekulative virale Phänomene mit tatsächlichen Ereignissen.
AZ: Herr Meinberg, der Titel der Sendung kann vieles bedeuten. Wie funktioniert denn ihr Konzept?
SEBASTIAN MEINBERG: Im Kern erklärt sich das Konzept bereits im Titel: "Fakt oder Fake". Heißt konkret, dass wir pro Sendung vier Fälle mit drei prominenten Gästen durchspielen. Nach jedem Fall stellen wir uns dann zusammen die Frage, ob das, was wir gerade gehört oder gesehen haben nun wahr oder unwahr, sprich ein Fake, ist.
"Fakt oder Fake": Absurde, kuriose und leichte Fakes
Handelt es sich inhaltlich eher um amüsante YouTube-Clips oder auch um komplexere, politisch relevante Fälle?
Wenn man nur auf den Titel der Sendung hört, kann es gerade in diesen schwierigen Zeiten zu Missverständnissen kommen. Politische Fake News behandeln wir, wenn überhaupt, nur am Rande. Im Kern moderiere ich hier eine Unterhaltungssendung, die sich eher mit absurderen, kurioseren, ja leichteren Fakes beschäftigt. Diese Entscheidung hat aber auch einen guten Grund.
Und welchen?
In der Sendung geht es vor allem darum, dass sich die prominenten Gäste wie auch die Zuschauerinnen vor den Bildschirmen trauen, nach Lust und Laune mitzuraten. Wenn es um harte politische Fake News gehen würde, gäbe es nicht nur eine große Hemmung überhaupt daran teilzunehmen, sondern verständlicherweise auch keinen Spaß. Ein weiterer Vorteil der leichteren Themen ist es, dass die Sendung, die wir Ende letzten Jahres vorproduziert haben, zeitlos ist.
Sendung bereits in Österreich gelaufen
Gibt es einen Lernfaktor?
Selbst bei einem lustigen Tier-Fake-Video können wir Systematiken aufzeigen, die einem in der Zukunft weiterhelfen, Manipulationen bei Videos zu erkennen. Und dieses Handwerkszeug können die Zuschauerinnen dann auch später auf durchaus komplexere, ernstere Videos anwenden.
Die Sendung lief bereits erfolgreich in Österreich. Was haben Sie übernommen und was abgeändert?
Gänzlich übernommen wurde das Grundkonzept der Sendung und sogar das Studiodesign. Auch inhaltlich gibt es Parallelen. Die Unterschiede liegen dann in meiner sich von Clemens Maria Schreiner unterscheidenden Moderation und bei den Gästen, die dem BR-Publikum vertraut sein dürften. Charmant ist aber, dass man sie hier noch einmal völlig neu kennenlernen kann.
"Wir verzichten auf jegliches Vorgespräch vor der Sendung"
Woran liegt das?
Sie sind hier in fachfremdem Terrain unterwegs. Schön finde ich auch, dass die einzelnen Fälle nicht schnell abgehandelt, sondern durchaus zehn bis 15 Minuten lang intensiv, relativ frei und fast mit einer kindlichen Neugier unter den Gästen diskutiert werden.
Die Diskussionen wirken erstaunlich spontan und unvorhersehbarer als in anderen Quiz-Formaten. Wie haben Sie das erreicht?
Wir verzichten auf jegliches Vorgespräch vor der Sendung. Das hat einige Prominente überrascht. Es gibt auch keine Preisgelder, keinen Gewinner, kein Richtig oder Falsch. Diese Freiheit hat viele Prominente im Austausch untereinander beflügelt. Wichtig war uns, dass die Gäste sich als Privatmenschen präsentieren, kein neues Buch und keine neue Serie beworben wird. So erfährt man auch viel mehr von ihrer Persönlichkeit.
Promis wie Patrick Lindner und Harry G. dabei
Die Gäste speisen sich aus älteren Prominenten wie dem Schlagersänger Patrick Lindner und jüngeren Comedians wie Harry G. Hat sich der Altersunterschied bei den Diskussionen bemerkbar gemacht?
Ich finde es schön, dass sich die Mischung der Themen auch in der Zusammensetzung der Gäste zeigt. Und natürlich bemerkt man hier auch den Unterschied einer Social-Media-Generation mit einer Generation, die damit nicht aufgewachsen ist. Das heißt aber nicht, dass die Jüngeren bei der Frage "Fakt oder Fake" immer Recht behalten. Letztlich ist einfach der Zugang ein anderer. Die Jüngeren argumentieren häufig in Vergleichen, nach dem Motto: "Diese Machart habe ich doch bereits bei einem anderen Video gesehen". Die Älteren argumentieren eher inhaltlicher.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Themen ausgewählt?
Die Mischung war hier ausschlaggebend. Da gibt es zum einen die handfeste Wissensvermittlung wie bei medizinischen Themen oder zum anderen Volksweisheiten, die sich in der Gesellschaft einfach halten, wie der angeblich hilfreiche Verdauungsschnaps nach dem Essen. Und dann präsentieren wir auch noch die spektakulären, häufig geklickten Videos aus dem Netz, die man zwar gerne teilt, aber bei denen man sich auch nicht immer sicher ist, ob die auch stimmen.
"Medienbildung ist heute wichtiger denn je"
Gerade Jugendliche werden mit einer digitalen Welt konfrontiert, die sehr schwer zu durchschauen ist. Wie blicken Sie auf das Thema auch im Hinblick auf ihre Sendung?
Medienbildung ist heute wichtiger denn je, das betrifft aber alle Generationen. Und ich finde auch, dass man aus dem Grundkonzept unserer Sendung noch viel mehr machen könnte. Zum einen sicher härter, journalistischer, dann aber in einem anderen Setting. Und zum anderen auch für Kinder, vielleicht für den KiKA. Aus den Beispielen könnten Jüngere viel für ihren Medienkonsum ableiten.
BR, 25. März, 22.05 Uhr, alle sechs Folgen ab sofort auch in der BR Mediathek.