Dohnányi: Darum war der "Polizeiruf" so langsam

Besonders auffallend im "Polizeiruf: Kreise" am Sonntagabend war die Langsamkeit und die langen Einstellungen. Schauspieler Justus von Dohnányi, im Film der Mörder, erklärt, warum diese Erzählweise Sinn macht.
(ili/spot) |
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Justus von Dohnányi und Barbara Auer beim Fototermin für "Polizeiruf 110: Kreise" am 18. Juni 2015 in Berlin
Justus von Dohnányi und Barbara Auer beim Fototermin für "Polizeiruf 110: Kreise" am 18. Juni 2015 in Berlin © ddp images

München - Geschafft, der Mörder ist überführt! Ein paar Fragen aber bleiben. Die Wichtigste: Warum war dieser Polizeiruf so irre langsam? Außerdem wollte spot on news von Schauspieler Justus von Dohnányi (54, "Die Frau in Gold", "Desaster", "Das Experiment"), der den Ehefrauen-Mörder Peter Brauer spielte, wissen, ob das Retten einer jungen Frau wie hier bei der Studentin ein klassischer Männertraum ist.

Justus von Dohnányi - Legendär ist seine Rolle des Bruce Berger in "Männerherzen": In diesem MyVideo-Clip erfahren Sie mehr dazu

 

Im "Polizeiruf: Kreise" gibt es sehr viele sehr lange und langsame Einstellungen. Warum?

 

Justus von Dohnányi: Jeder Film sollte einen eigenen Rhythmus und eine eigene Bildsprache haben. Dieser Film ist sehr ruhig, erwachsen, außerdem geht es viel um Empfindungen und Stimmungen. Die Figuren denken alle über sich selbst nach, stellen sich infrage, sind noch nicht irgendwo angekommen, sondern auf der Suche.

 

Auch bei den beiden ermittelnden Kommissaren...

 

von Dohnányi: Genau. Die drei Menschen [Mörder, Ermittler] sind in einer ähnlichen Lebensphase, nur anders gelagert, weil der eine böse ist und die anderen nicht. Deswegen ist der Film insgesamt in diesem Rhythmus eigentlich sehr schön, finde ich. Beim Sonntagskrimi (Tatort/Polizeiruf) kann man das machen, eine Komödie wird immer eher schneller sein.

 

Ihre Figur Peter Brauer entscheidet sich offenbar immer für die falschen Frauen. Erst die unnahbare Tochter des Chefs, dann die junge Studentin, die vor allem sein Geld will. Warum?

 

von Dohnányi: Die erste Beziehung war eine große Faszination in einem bestimmten Moment. Die zweite ist aus der Situation heraus entstanden, dass alles gescheitert ist, was er sich in der ersten Beziehung erträumt hatte. Er hat sich dorthin geflüchtet. Ein bisschen hat die Liaison mit der Studentin aber sicher auch mit seinem Alter zu tun, eine Art Midlife-Crisis. Ich glaube, die erste Geschichte war die größere Liebe.

 

Sind Männer die größeren Träumer, was die Liebe angeht?

 

von Dohnányi: Allgemein weiß ich das nicht. Peter Brauer ist aber auf jeden Fall ein besonders sensibler und ungewöhnlich künstlerisch empfindsamer Mensch, sodass ihn das Verhalten seiner Frau tiefer berührt. Andere Männer würden mit so einer sicher nicht einfachen Gattin vielleicht aggressiv werden. Er ist eher der Typ Mann, der daran zerbricht.

 

Ist das Retten einer jungen Frau ein klassischer Männertraum?

 

von Dohnányi: Also, gehört habe ich es schon öfter. Ich glaube aber, dass in seinem Fall auch ein bisschen Selbstbetrug dabei ist. Nur weil er es sagt, heißt das ja noch lange nicht, dass es wahr ist. Auf diese Weise idealisiert und rechtfertigt er auch sein eigenes Handeln vor sich selbst. Vielleicht fand er die Studentin auch einfach nur unkompliziert und jung und scharf...

 

 

 

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